„Wie viel Stadt braucht die Kultur?“ Geisel im Theater-Talk: Stillstand schadet Kultur
Düsseldorf · Bei der Talk-Runde „Wie viel Stadt braucht die Kultur?“ im Theater an der Kö kamen Oberbürgermeister Thomas Geisel und Theaterchef René Heinersdorff unter anderem auf Zuschüsse für die Kultur zu sprechen.
Mit der Frage: „Wie viel Stadt braucht die Kultur?“ lud Theaterchef René Heinersdorff zu einem „frechen gemütlichen Talk“ mit Thomas Geisel ein. Unter den lediglich zwei Dutzend Besuchern im Theater an der Kö verfolgten auch Katrin Schindler von der Komödie und Kay Lorentz vom Kom(m)ödchen das Gespräch.
Es handle sich um keine Wahlveranstaltung, betonte Heinersdorff. Dennoch gab er dem Oberbürgermeister eingangs die Gelegenheit, zu der umstrittenen Umweltspur Stellung zu beziehen: „Auch wegen der Erreichbarkeit der Theater, die Hälfte unseres Publikums kommt von außerhalb.“ Geisel räumte mit „drei Märchen“ auf. „Erstens wird der Eindruck erweckt, es hätte vor Einführung der Umweltspur in Düsseldorf nie einen Stau gegeben. Zweitens hat der Oberbürgermeister keine vollkommene Machtherrschaft. Die Spur ist Teil des Luftreinhalteplans der Regierung. Und drittens ist es falsch, dass ich die Autofahrer schikaniere.“
Dann ging es schnurstracks Richtung Kultur und zu einer anderen „steilen These“, die mit ihm in Verbindung gebracht wird. Wollte er wirklich das Schauspielhaus aus Kostengründen umwidmen? Dinge würden eben oft unzulässig verkürzt, sagte Geisel und wiederholte seine damalige Aussage in vollem Umfang.
Heinersdorff machte eine Rechnung auf: Stuttgarter Privattheater werden pro Einwohner mit 18 Euro im Jahr unterstützt, Frankfurter mit zwölf, Düsseldorfer mit drei Euro. Ob das nicht unterbelichtet sei? Der OB bemängelte eine fehlende Eindeutigkeit bei den Subventions-Kriterien: „Da gibt es den Löwenanteil und das kleine Zubrot.“ Es sei aber eine Selbstverständlichkeit, den Privattheatern in Krisenzeiten beizuspringen.
Nach seiner kulturellen Vision gefragt, antwortete Geisel: „Eine Stadt mit 650.000 Einwohnern kann nicht in jeder Sparte in der Champions League spielen. Wir müssen überlegen: Was strahlt nach draußen, und was sind vernünftige Angebote für alle? Der Kulturbetrieb darf nicht statisch sein, er braucht eine Dynamik.“ Wichtig sei jetzt, dass die Theater wieder besucht würden. Seine Befürchtung: „Das Kollateralschaden-Potenzial nach der Pandemie durchschaut mancher noch nicht.“