Corona-Hilfe für Künstler 680.000 Euro für Kulturszene in Not

Düsseldorf · Der Kulturausschuss berät am 4. Juni über die einmalige finanzielle Hilfe für Kulturstätten. Institutionen wie das Theater an der Kö, das Zakk oder das Tanzhaus NRW waren im Vorfeld aufgefordert worden, ihre Verluste bis zum Ende des Jahres zu prognostizieren.

 Bild aus Zeiten vor Corona: Jugendliche trainieren im Tanzhaus NRW.

Bild aus Zeiten vor Corona: Jugendliche trainieren im Tanzhaus NRW.

Foto: Katja Illner

Die Theater sind seit Wochen geschlossen. Einnahmen brechen weg, wer wie die Privatbühnen und die Freie Szene nicht ergiebig subventioniert wird, kämpft um seine Existenz. Die Folgen dieser Entwicklung sind schwerwiegend. Nicht nur für einzelne Künstler und Bühnen, sondern für Düsseldorfs Kulturszene insgesamt, konstatierten Politiker – und sagten zu, einen Notfonds einzurichten. Nach Informationen unserer Redaktion steht die Summe fest: Der Einmalzuschuss soll 680.000 Euro betragen. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hat dazu eine Verwaltungsvorlage vorbereitet, die am 4. Juni dem Kulturausschuss vorgelegt wird. Die Kulturstätten waren im Vorfeld aufgefordert worden, ihre Verluste bis zum Ende des Jahres zu prognostizieren. Auf dieser Basis wurden die 680.000 Euro errechnet.

Nutznießer der Unterstützung sollen unter anderem das Theater an der Kö, das Kom(m)ödchen, das Zakk, das Tanzhaus NRW, das Puppentheater Helmholtzstraße, das Theater an der Luegallee und auch die Komödie sein. Die Boulevardbühne hatte Ende März Insolvenz angemeldet, nachdem ein selbstverwaltetes Sanierungsverfahren wegen der Pandemie nicht den gewünschten Erfolg brachte. Dass das Theater jetzt dennoch bedacht wird, hängt wohl mit den aktuellen Bestrebungen des Freundeskreises zusammen, das Haus in eine gemeinnützige GmbH zu überführen. Zudem hat der Investor, der einen Neubau am bisherigen Standort der Komödie plant, Unterstützung zugesagt. Offenbar besteht aus Sicht der Politik also noch Hoffnung.

Bereits im Vorfeld der Rettungsaktion forderten die Grünen, auch Kulturvereine und Clubs mit einem relevanten Musikprogramm zu berücksichtigen, zum Beispiel das KIT-Café oder das Tube in der Altstadt. Dort finden ebenfalls seit geraumer Zeit keine Veranstaltungen mehr statt, und so wird es wohl noch eine Weile bleiben. Für die Kulturvereine Brause und damenundherren erweist sich ein unglücklicher Umstand in der momentanen Situation ironischerweise als Glück: Beide Initiativen mussten zuletzt ihr Domizil verlassen, weil die Vermieter andere Pläne hatten. Die Vereine haben also derzeit keine Mietausgaben. Vielmehr soll das damenundherren dem Künstlerverein WP8 schon einmal finanziell unter die Arme gegriffen haben. Das WP8 wurde 1992 ins Leben gerufen, zu seinen Gründern gehören neben weiteren Künstlern Andreas Gursky und Claus Föttinger.

Bei den 680.000 Euro handelt es sich nicht um außerplanmäßige Mittel. Vielmehr wurde das Geld aus unterschiedlichen Töpfen zusammengeklaubt. Finanzielle Restbestände gab es demnach etwa noch bei der Kunstkommission, der kulturellen Bildung und der regionalen Kooperation. Sollten Bund und Land wie angekündigt ebenfalls weitere Zuschüsse zur Verfügung stellen, werden diese wohl mit den kommunalen Mitteln verrechnet.

„Es wäre ein großer Verlust, wenn Bühnen unserer Stadt den Schlüssel für immer umdrehen müssten“, sagt Friedrich G. Conzen, CDU-Bürgermeister und Vorsitzender des Kulturausschusses: „Die Häuser haben keine Reichtümer angehäuft, aber kamen bisher zurecht. Wenn es jetzt am Geld mangelt, müssen wir sie unterstützen. Die kulturelle Vielfalt unserer Stadt ist doch wunderschön.“

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