New Fall Festival Summer Edition Viel Groove und ein lyrisches Lamento

Sofia Portanet und Ilgen-Zur spielten an Tag zwei der „New Fall Festival Summer Edition“. Die Popsängerin Portanet gab ein mehr als ordentliches Debüt auf dem sonnigen Festival.

 Die Popsängerin Sofia Portanet zitiert in ihren Liedern Heinrich Heine.

Die Popsängerin Sofia Portanet zitiert in ihren Liedern Heinrich Heine.

Foto: Schiko

Mit ihrem vor zwei Wochen erschienen Debütalbum im Gepäck hatte Sofia Portanet als Opener für Ilgen-Zur bei der „New Fall Festival Summer Edition“ vor dem NRW-Forum ihren großen Auftritt.

Die in Kiel geborene deutsch-spanische Sängerin war ein wenig nervös. Verwechselte schon mal die Songtitel ihrer Setlist, schaffte es dann aber charmant das Publikum für sich einzunehmen. Ein hartes Stück Arbeit, denn das hatte es sich mehrheitlich in Liegestühlen bequem gemacht, was einer klassischen Konzertatmosphäre mit einer tanzenden Menge vor der Bühne, wie man sie sonst vom „New Fall Festival“ her kennt, konträr entgegenstand. Eine doppelte Herausforderung also für eine junge Künstlerin, die sich erst noch einen Namen machen muss.

„Freier Geist“ hat sie ihren Erstling genannt. Was ziemlich gut zusammenfasst, wie sie ihre Songs definiert. Denn musikalisch bewegt sie sich mit ihrer Band irgendwo zwischen Pop und New Wave, mit einem kleinen Spritzer Singer-Songwriter. Gesanglich erinnert Sofia manchmal an Annette Humpe zu Ideal-Zeiten, wenn sie ihre Stimme am Ende einiger Stücke fast schon kicksend in die Höhe schraubt.

Aufgewachsen in Frankreich, schreibt Portanet viele ihrer Songtexte auf französisch. Wenn sie in dieser Sprache singt, bekommt ihre Stimme mehr Tiefe und Gefühl, wie bei dem Highlight ihres Konzerts „Racines“, einer Coverversion von Catherine Ribeiro, die sie zum Festakt des Goethe-Museums „30 Jahre Mauerfall“ im letzten November in Berlin erstmals gesungen hat. Das kam so gut an, dass Portanet entschied, das Lied auf ihr erstes Album zu nehmen. Ein fast hymnisch dargebotenes Stück, das sich deutlich von den anderen an diesem Abend abhob, die eher groovig, mit treibenden Gitarren und Basslinien daherkamen. Den Großteil ihrer Songs singt sie allerdings auf Deutsch, wie das von Rilke inspirierte „Ringe“ oder den Opener „Wanderratte“. Erstmals überhaupt live präsentierte Portanet „Menschen und Mächte“, ein eher zeitkritisches Stück.

Schräg wirkte hingegen „Art Deco“, nach eigenem Bekunden „ein eher ungewöhnliches Liebeskummerlied“, das mehr ein Lamento mit Vokalakrobatik wurde, als das, was man bei ihrer Ankündigung erwartet hätte.

Wie viele Künstler, musste auch Sofia Portanet die vergangenen vier Monate ohne Auftritte vor großem Publikum auskommen. Was umso schwerer wiegt, wenn man bedenkt, dass sie natürlich darauf brennt, ihr Debütalbum live vorzustellen. Unter den Zuhörern hatte sich einige Fans der aufstrebenden Künstlerin gemischt, die ihren eigenen Stil gefunden hat und damit durchaus mit bereits etablierten KollegInnen mithalten kann.

Info Die nächsten Konzerte der „New Fall Festival Summer Edition“: 27. Juli – Rikas. 5. August – Mine. 12. August – Love Machine. 17 August – Hauschka. 19. August – Fortuna Ehrenfeld und Suzan Köcher’s Suprafon. 24. August – Six Pianos. 26. August – Hundreds.

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