Sehenswerte Ausstellung Leunora Salihu zeigt „Pieces“ in Waldfrieden

Wuppertal · Die Düsseldorfer Bildhauerin Leunora Salihu stellt im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal aus. Der Gastgeber ist ihr ehemaliger Professor, der britische Bildhauer Tony Cragg.

 Werke von Leunora Salihu im Wuppertaler Skulpturenpark „Waldfrieden“.

Werke von Leunora Salihu im Wuppertaler Skulpturenpark „Waldfrieden“.

Foto: Michael Richter

Wer zu den Werken von Leunora Salihu vordringen will, muss gut zu Fuß sein: Quer durch den Skulpturenpark Waldfrieden geht es hoch zur dritten Ausstellungshalle, die quasi über den Wipfeln Wuppertals thront. Großzügig verglast und neun Meter hoch bietet sie derzeit ein Zuhause für die „Pieces“, also die Stücke, wie Leunora Salihu ihre jüngsten Werke bescheiden bezeichnet. Sie ist nicht die Frau der großen Worte, lieber lässt sie ihre Kunst wirken. Und auch diese trumpft nicht mächtig auf, sondern schraubt sich filigran in die Höhe oder liegt fast wie ein zufällig angespültes Stück Strandgut am Boden. So wirkt es jedenfalls bei „Wellenlänge“, einem geriffelten grüner Anker aus Keramik mit einem langen hölzernen Stiel.

 Keramik und Holz sind insgesamt die beiden Materialien, die die Düsseldorfer Künstlerin immer wieder neu und anders zusammenfügt, aneinander reiht – schlicht: kombiniert. Dabei fasziniert sie das Material der Keramik vor allem, „weil es bis zum Ergebnis viele Prozesse durchläuft, von feucht und erdig bis fragil und trocken“. Salihu ist überzeugt: Diese Prozesse sind im Kunstwerk gespeichert. Das Organische der Keramik, die nie dekorativ wirkt – auch wenn es Anklänge an bauchige Vasen oder Rundbögen gibt – verbindet sie mit industriell gefertigten MDF(mitteldichte Holzfaser)-Platten. Einem Holz, das jegliche ursprüngliche Maserung oder sonstige Hinweise auf seine Natürlichkeit verloren hat. Die Platten bringen die keramischen Anteile von Salihus Werke in eine neue Form, wechseln sich mit ihnen ab oder scheinen sie festzuhalten. Sie verschaffen dem Fragilen eine Art Skelett. Jedes Stück hat dabei seinen eigenen Rhythmus, seine besondere Struktur. Der Betrachter sucht immer wieder nach anderen Parallelen, die schnödeste davon: ein Weinregal, angesichts des Exponats, das jedoch den Titel Welle trägt. Allerdings würden die Weinflaschen auch aus den Keramikhälften herauskullern, die sich in den hölzernen Freiräumen der „Welle“ übereinander reihen. Währenddessen bohren sich schwarze Objekte, die wie zu lang geratene Korken aussehen, von der anderen Seite durch das Holz des vermeintlichen, ad absurdum geführten, Regals.

 Die beiden unbetitelten Werke, die raumgreifend in der Ausstellungshalle emporragen, scheinen fast in Bewegung zu sein. Man würde sich nicht wundern, wenn sie in eine andere Richtung swingen, sobald man sich umdreht. An den Wänden hängen Tuschezeichnungen von Leunora Salihu, in denen sie anderen Strukturen auf den Grund geht oder solche neu schafft. Pflanzenfasern und Wassermoleküle mögen Vorbilder sein oder den Anstoß zum Zeichnen gegeben haben. An einzelne Zellen, aneinander gereiht oder immens vergrößert, erinnern die beiden Außenskulpturen. In den grün ausgekleideten Einzeller „Urraum“ aus Accoya-Holz und Laminat-Platten könnte sich ein Mensch zurückziehen, um zu meditieren.

Leunora Salihu wurde 1977 in Prishtina, Kosovo geboren. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf, wo sie Bildhauerei an der Kunstakademie studierte und als Meisterschülerin bei Tony Cragg abschloss. Ihr ehemaliger Professor ist der Stifter des Skulpturenparks Waldfrieden. Im vergangenen Jahr hat Leunora Salihu in der Sammlung Philara ausgestellt, davor unter anderem in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21, The National Gallery of Kosovo sowie dem Lehmbruck Museum.

Info Besuch der nur nach Terminbuchung und mit tagesaktuellem, negativen Corona-Test möglich. Die Tickets kosten zwei Euro weniger als regulär. Die Ausstellung von Leunora Salihu „Pieces“ ist zwar nicht direkt zugänglich, die Ausstellungsstücke können jedoch zum Teil im Parkgelände oder durch die großen Fenster der Ausstellungshalle besichtigt werden. www.skulpturenpark-waldfrieden.de.

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