José María Yturralde in Düsseldorf Spanische Glanzlicher

Düsseldorf · Er baute Flugobjekte und Installationen, arbeitete mit berühmten Künstlerkollegen, lehrte und malte zu vielfältigen Themen: Besucher der Schau in Düsseldorf mit Werken von José María Yturralde dürfen sich auf viel Abwechslung freuen.

Jose Maria Yturralde: Verstrickungen, 190 x 380 cm, 2022.

Jose Maria Yturralde: Verstrickungen, 190 x 380 cm, 2022.

Foto: Galerie Ruttkowski

Spanien ist ein Hotspot der Kunstgeschichte. Museumschef Beat Wismer erinnerte in seiner Zeit am Kunstpalast an El Greco und Zurbarán. Die Kunstsammlung hatte in der Vergangenheit Künstler wie Picasso, Miro, Dali, Munoz und Tàpies im Programm. Aktuell hält man sich eher an die amerikanisch-sprachigen Länder. Wenn jetzt die Galerie Ruttkowski;68 mit José María Yturralde brilliert, so ist dies eine erfreuliche Ausnahme. Der 1942 in Cuenca geborene Künstler, der heute in Valencia lebt, gilt als eine einzigartige Figur in der spanischen Kunst. Dass er einst enge Beziehungen zu Otto Piene hatte, wird in Düsseldorf erst jetzt bekannt.

Seine Biografie verrät einen experimentierfreudigen Künstler, der schon in den 1960-er Jahren Mitglied im Computer-Zentrum der Universität Madrid war, an der Biennale von Sao Paulo teilnahm und 1969 seine computergestützte Kunst zeigte, als sich die deutsche Kunst noch im informellen Tiefschlaf befand. 1975 bis 1976 erhielt er ein Forschungsstipendium ans MIT (Massachusetts Institute of Technology, Center for Advanced Visual Studies, Cambridge, MA, USA) und stieß auf Persönlichkeiten wie György Kepes, Otto Piene oder Otto Frei. Er unterrichtete auch selbst. Piene erwähnt den Kollegen in seinem Werksverzeichnis zu den berühmten Sky Art-Konferenzen. 1977 erlitt Yturralde allerdings bei seinen eigenen fliegenden Konstruktionen eine Fehllandung und wurde mit einem gebrochenen Knöchel ins Krankenhaus eingeliefert. 1978 baute er auf der Biennale von Venedig eine Installation und ließ sie unbemannt über die Gärten der Biennale fliegen.

In den letzten 20 Jahren konzentrierte der Künstler sich auf die Malerei und betont dabei seine Vorstellungen vom Erhabenen, von der Schönheit und dem Absoluten. Was den Besucher in der Düsseldorfer Schau fasziniert, ist sein Umgang mit dem Licht in den Farben. Aus dunklen Farbflächen kann es wie ein starkes, inneres Leuchten hervortreten. Mit seinen scheinbar immateriellen Effekten ist der Künstler auf der Suche nach transzendenten Erfahrungen. Hier erinnert er an Mark Rothko und Barnett Newman, mit dem er sich vielfach auseinandergesetzt hat, behält aber eigene, sehr entschiedene Kontraste inmitten seiner sensiblen Modulationen der Farbe.

2009 entsteht „Horizont“, ein Beispiel aus einer ganzen Serie. Das Hochformat besticht durch eine energetische Linie, in der er seine einstigen Flugversuche nun in Acrylfarbe überträgt. In seinem Alterswerk zeigt er sich beeinflusst von der spanischen Mystik, aber auch von asiatischer Philosophie, heißt doch seine Ausstellung am Grabbeplatz „Transfinito“, was in etwa bedeutet wie die „Grenze überschritten“. Gleichzeitig ist er ein klarer Denker, der sehr bewusst auf Komposition, Balance, Farbe und abstrakten Hintergrund zu seinen Lichtzeichen achtet.

Info: Die Schau in der Galerie am Grabbeplatz 2 ist noch bis 26 Februar zu sehen; Öffnungszeit: Donnerstag bis Samstag 11 - 19 Uhr.

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