Düsseldorf Düsseldorf ist bekannt als "Jazz City"

Düsseldorf · Jazzmusiker aus aller Welt und die Fans der improvisierten Musik fühlen sich in der Landeshauptstadt ausgesprochen wohl. Und das aus gutem Grund, denn das ganze Jahr über hat die Szene eine Menge an Konzerten zu bieten.

 Das Sebastian Gahler Trio: Der Pianist (Mitte) gründete sogar seine eigene Konzertreihe.

Das Sebastian Gahler Trio: Der Pianist (Mitte) gründete sogar seine eigene Konzertreihe.

Foto: Reiner Witzel

"Jazz City Düsseldorf" lautete der Titel einer Ausstellung, die der Verein "Jazz in Düsseldorf" vor zehn Jahren im Stadtmuseum zeigte. Aber war und ist Düsseldorf tatsächlich eine Jazzstadt? Wie sieht es aktuell mit der Szene aus? Im Sommer sind die swingenden Rhythmen nicht zu überhören. Wenn zur Jazz Rally an einem einzigen Wochenende 300 000 Musikfans die Innenstadt überfluten, kommen auch die übrigen Einwohner am Jazz nicht vorbei. Auch wer am letzten Samstag im Juli oder an den Samstagen im August nachmittags durch den Hofgarten spaziert, den erinnern die Klänge der Konzertreihe "Jazz & Weltmusik im Hofgarten" daran, wie lebendig die Jazzlandschaft ist.

Doch hat Düsseldorf — was die improvisierte Musik betrifft — das ganze Jahr über eine Menge zu bieten. Dafür sorgen nicht zuletzt die vielen hier lebenden Musiker selbst. Schon ein Blick in die Liste der Förderpreisträger beeindruckt: Seit 1976 hat die Stadt ihren Förderpreis für Musik 17-mal an Jazzmusiker verliehen. Von Wolfgang Engstfeld, der seit 1992 als Professor für Jazzsaxofon in Köln lehrt, bis zu dem seit vier Jahren am Rhein lebenden israelischen Pianisten Omer Klein, der seine Auszeichnung im Dezember entgegennehmen wird, wenige Tage nach dem nächsten Konzert seines Trios in der Jazz-Schmiede (29.11.).

Auch Peter Weiss, Schlagzeuger, künstlerischer Leiter der Jazz-Schmiede und Programmgestalter von "Jazz & Weltmusik im Hofgarten", wurde einst mit dem Förderpreis der Landeshauptstadt ausgezeichnet. Ebenso Saxofonist Reiner Witzel, der bei Wolfgang Engstfeld studierte und an der Robert-Schumann-Hochschule lehrt. Auch Gitarrist Philipp van Endert ist Dozent an der Düsseldorfer Hochschule und seit 2001 Labelchef der Plattenfirma "JazzSick". Der Pianist Sebastian Gahler, Förderpreisträger 2011, gründete 2012 seine eigene Konzertreihe im Steinway-Haus an der Immermannstraße. Im November kann man ihn gleich zweimal live erleben, zunächst mit seiner Band "Lagoa" und der Sängerin Angela Luis im Steinway-Haus (6.11.) und zwei Tage später (8.11.) mit der Gruppe "Acoustic Rhythm" des Gitarristen Joscho Stephan und dem spanischen Flötisten Domingo Patricio in der Jazz-Schmiede.

Die "Schmiede" ist das Zentrum des Düsseldorfer Jazz. 1994 rief Peter Weiss den Verein "Jazz in Düsseldorf" ins Leben, um gemeinsam mit engagierten Kollegen und Jazzfreunden der improvisierten Musik eine neue Plattform zu verschaffen. 1995 konnte die alte Schmiede des Salzmannbaus auf dem Gelände der ehemaligen Jagenberg-Fabrik in Bilk als Spielstätte eröffnet werden. Studenten der Jazzstudiengänge nordrhein-westfälischer Musikhochschulen nutzen die Chance, bei den Jam-Sessions am Dienstag ihre Bühnenpräsenz zu testen oder bereits bühnenreife Projekte in den Nachwuchs-Konzertreihen "New Voices" und "New Faces" einem größeren Publikum vorzustellen.

Inzwischen genießt die Jazz-Schmiede bei Musikern im In- und Ausland hohes Ansehen, nicht nur wegen der Atmosphäre des alten Gemäuers, sondern auch wegen der guten Akustik und der modernen Sound-Anlage. Düsseldorfer Musiker haben darüber hinaus die Möglichkeit, die Schmiede als Konzertsaal sowie als Aufnahmestudio zu nutzen und in der hauseigenen CD-Reihe ein Album zu veröffentlichen. Eine weitere Besonderheit: Der Verein "Jazz in Düsseldorf" produziert unter dem Titel "Downtown" eine Radiosendung, in der Tobias Wuttke über Jazz in Düsseldorf und Umgebung informiert (www.duesselwelle.de). In den nächsten Wochen stehen in der Jazz-Schmiede einige vielversprechende Konzerte auf dem Programm (Infos unter: www.jazz-schmiede.de).

Auch die "Sounds of Jazz"-Konzerte von Wolf Doldinger und seinen "Best Friends" im Bachsaal der Johanneskirche gehören seit 15 Jahren als fester Bestandteil zur Düsseldorfer Szene. Gastsolistin ist diesmal (14.11.) die Flötistin Nadja Schubert. Weitere Jazzreihen gibt es zum Beispiel im Maxhaus, organisiert von dem Pianisten Ralf Butscher (28.11.) und im Robert-Schumann-Saal. Freunde des Vocal Jazz sollten sich den Termin vormerken: die "Jazznight" in der Tonhalle mit Lizz Wright und Gregory Porter (25.11.). — Und? Ist Düsseldorf nun eine Jazzstadt? — Na klar!

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort