Zur Einweihung der Skulptur am Rheinufer in Düsseldorf So einflussreich ist die Kunstkommission

Düsseldorf · Zur Enthüllung von Claus Richters Skulptur hat das Gremium seinen ersten Auftritt. Sprecherin Heike van den Valentyn gilt als versierte Kunstkennerin.

Die Sprecherin der neu gewählten Kunstkommission zeigt sich diplomatisch bei der Umgestaltung des umstrittenen 39er-Denkmals am Reeser Platz.

Die Sprecherin der neu gewählten Kunstkommission zeigt sich diplomatisch bei der Umgestaltung des umstrittenen 39er-Denkmals am Reeser Platz.

Foto: Sebastian Freytag

Wenn am Freitag, 15. Oktober, Claus Richters Skulptur zur Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt am Rheinufer vor dem Kit offiziell enthüllt wird, hat die neu gewählte Kunstkommission ihren ersten öffentlichen Auftritt. Sie hat Richters Skulptur nicht zu verantworten, aber auf die neuen ehrenamtlichen Helfer warten viele Aufgaben, denn nicht alles lief glatt bei den Vorgängern. Wir stellen die Neuen vor, vor allem die Sprecherin Heike van den Valentyn.

Heike van den ­Valentyn. 
  Foto: Henning Krause

Heike van den ­Valentyn. Foto: Henning Krause

Foto: Henning Krause

Zur Historie nur so viel: 2017 wurde Düsseldorfs erste Kunstkommission gewählt. Ihr Ziel sind und bleiben eine künstlerische Qualität im öffentlichen Raum zu schaffen und eine neue Planungskultur zu etablieren. Die Mitglieder stellen bei Wettbewerben zur Kunst am Bau und im öffentlichen Raum das Preisgericht. Aber sie waren sich in der Vergangenheit selbst untereinander nicht immer einig. So fiel der Jury-Entscheid für den Siegerentwurf einer begehbaren Stahlbrücke von Ultrastudio über dem nationalsozialistischen Soldatenbildnis, dem 39er-Denkmal am Reeser Platz, denkbar knapp mit zehn zu neun Stimmen aus. Die Gegner in der Kunstkommission stellten sich anschließend sogar öffentlich gegen die Befürworter in der Kommission. Solche Probleme sollen zukünftig vermieden werden.

Die erste Belegschaft der Kommission bestand großenteils aus Idealisten, aus Malern oder Computerfreaks. Die Bildhauer unter den Künstlern waren in der Minderheit. Dieses Dilemma ist jetzt ausgemerzt. Pia Stadtbäumer und Thomas Stricker sind ausgewiesene, hochkarätige Künstler. Ulrich Genth hatte in Zusammenarbeit mit Heike Mutter eine begehbare Achterbahn-Konstruktion auf einer begrünten Industriehalde im Süden Duisburgs geschaffen, die sich über kurvenreiche Schleifen bis auf eine Höhe von 47 Metern windet. Allein diese Installation ist ein Meisterwerk, das auf Kunst für Kinder bei den zahlreichen Schulerweiterungs-Grundstücken hoffen lässt.

Als Koordinatorin und Kennerin ist Heike van den Valentyn eine gute Wahl. Sie hat an der Universität in Köln und an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert, war Volontärin, Kuratorin und persönliche Referentin am Kunstpalast, hat zuletzt dort die Ausstellung Heinz Mack kuratiert, war vielfache Ko-Kuratorin und ist nicht nur Vorsitzende der Kunstkommission in Düsseldorf, sondern auch stellvertretende Vorsitzende des Kölnischen Kunstvereins und Kuratoriumsmitglied der Triennale Kleinplastik Fellbach bei Stuttgart. Sie gilt als klug, fachlich versiert und kommunikativ. Sie weiß, was sie will, auch in der Kunstkommission.

Zum Siegerentwurf von Ultrastudio, gegen den insgesamt 48 Künstler, Galeristen, Professoren und Literaturschaffende wetterten, obwohl sie sich beizeiten hätten zu Wort melden können, gibt sie sich diplomatisch: „Das Projekt war ein Ideenwettbewerb mit vier Preisträgern und einer Anerkennung. Jetzt steht die Bürgerbeteiligung an. Trotzdem ist der Ideenwettbewerb gelaufen. Es kam eine Jury-Entscheidung, und die steht auch nach wie vor. Eine Bürgerbeteiligung lässt eine weitere Diskussion zu. Das heißt aber nicht, dass noch einmal neu geurteilt wird.“

Van den Valentyn freut sich auf ihr Ehrenamt in Düsseldorf, obwohl sie in Köln lebt: „Ich differenziere nicht zwischen Köln und Düsseldorf, obwohl jede Stadt eine eigene Gewichtung und Perspektive hat.“ Sie verweist darauf, dass sie in Düsseldorf den Escale-Ausstellungsraum mit Christoph Wedding, Hannes Norberg und später Armin Hartenstein bespielt hat. Sie arbeite gern institutionell wie nicht-institutionell.

In ihrer Vita weist sie zugleich auf ihren „soziologisch-politischen Faden“, hat sie doch vier Monate in Südamerika gelebt und die Zero-Ausstellung auf Tournee durch Brasilien gebracht, bevor sie für das Museum Morsbroich mit „Radical Shift“ die „politischen und sozialen Umbrüche der Kunst Argentiniens seit den 60er-Jahren“ präsentierte.

Verheiratet ist sie mit Robert van den Valentyn, dem Gesellschafter des Kölner Auktionshauses Van Ham, der sich auf die Moderne, die Nachkriegskunst und Gegenwart konzentriert. Ihr Onkel führte in Köln über 30 Jahre das Architekturbüro Valentyn.

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