Autorenlesung mit Christoph Peters Eine niederrheinische Jugend

Düsseldorf · Der Autor Christoph Peters las im Hauptmann-Haus aus seinem „Dorfroman“. Vor allem die Passagen über die Atomkraft-Proteste in den 1970er Jahren sprechen aus dem Leben des Schriftstellers.

 Christoph Peters behandelt in seinem jüngsten Werk die Zeit seiner Jugend in den 1970er Jahren.

Christoph Peters behandelt in seinem jüngsten Werk die Zeit seiner Jugend in den 1970er Jahren.

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

Der Eichendorff-Saal im Gerhart-Hauptmann-Haus fasst normalerweise 140 Zuhörer. Für die Premierenlesung von Christoph Peters‘ „Dorfroman“ waren aber trotz weit größerem Interesse nur 35 Gäste zugelassen worden. Michael Serrer, der Leiter des im Hauptmann-Haus ansässigen Literaturbüros NRW, begründete die drastische Einschränkung mit Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Belüftung. Wer es geschafft hatte, eine Karte zu erhalten, erlebte einen spannenden Literaturabend.

Der 1966 geborene Schriftsteller Christoph Peters stammt vom Niederrhein. Genauer gesagt aus Hönnepel, einem Ortsteil von Kalkar mit weniger als 1000 Einwohnern. Anfang der siebziger Jahre gelangte die kleine Gemeinde zu großer medialer Wahrnehmung, als man dort mit den Bauarbeiten für ein Kernkraftwerk, einem „Schnellen Brüter“, begann. Wegen massiver Proteste ging dieser allerdings nie ans Netz. In seinem gerade erschienenen „Dorfroman“ lässt Peters jene Zeit wieder aufleben. Er tut dies in drei Erzählsträngen aus der Sicht eines Kindes, eines pubertierenden Heranwachsenden und eines Mannes, der nach Jahrzehnten in seinem Heimatdorf die Eltern besucht.

Im Hauptmann-Haus las Peters eine lange Episode aus der Sicht des Jugendlichen. Sie beginnt mit einer Niederrhein-Idylle, mit Schmetterlingsfang und Botanisiertrommel. Und mit Zweifeln an dem, was bis dahin „gottgegeben“ schien: Die alles dominierende Rolle der Kirche mit der Bibel als Referenzbuch. Der heranwachsende Dorfbub ist neugierig auf die vielen jungen Leute, die aus allen Teilen der Republik und aus Holland zum Protest in seine Heimat gekommen sind. Dabei verliebt er sich hoffnungslos in deren attraktive Sprecherin Juliane.

Was denn der Auslöser für den 400-Seiten-Roman gewesen sei, wollte Michael Serrer von dem Autor wissen. Der reagierte mit einem Seufzer: „Das Buch hat mich tatsächlich viel Zeit und Kraft gekostet.“ 14 Jahre lang habe er Material gesammelt, aus Zeitungen, den amtlichen Mitteilungen der Stadt Kalkar und auch den Veröffentlichungen der Diözese. „Ich wollte nachspüren, welchen politischen Standpunkt man damals zum Thema Kernkraft hatte und wie der sich veränderte,“ erklärte der heute 54-Jährige. Als sein kleines Dorf damals für kurze Zeit zum Mittelpunkt nationalen Interesses wurde, als Zigtausende sich dort zu gewaltigen Demonstrationen versammelten, habe das natürlich auch zu heftigen Auseinandersetzungen in der Familie geführt. Diesen Teil der Geschichte habe er dann aus der Perspektive des erwachsenen Rückkehrers erzählen wollen: „Mein Buch ist ein historischer Roman, aber auch eine Zeitreise.“

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