30 Jahre Städtepartnerschaft Im Polnischen Institut kann man sich der Warschauer Seele nähern

Düsseldorf · Düsseldorf und Warschau feiern das Jubiläum ihrer Städtepartnerschaft – und zwar mit drei Ausstellungen und einem kleinen Volksfest. Die erste Ausstellung startet am Donnerstag und sucht nach dem, was Künstler der beiden Städte verbindet – und unterscheidet.

 Die Ausstellung im Polnischen Institut. Im Vordergrund ein Werk von Mateusz Choróbski (Warschau), im Hintergrund eins von Katja Tönnissen (Düsseldorf).

Die Ausstellung im Polnischen Institut. Im Vordergrund ein Werk von Mateusz Choróbski (Warschau), im Hintergrund eins von Katja Tönnissen (Düsseldorf).

Foto: Hanne Brandt

Mit einem kräftigen Ruck zieht Bundespräsident Frank Walter Steinmeier am Seil einer schwarzen Glocke, wie zuvor sein polnischer Amtskollege. Die Fernsehbilder vom 1. September sind manchem noch frisch im Gedächtnis. Das Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkriegs, an den Tag, an dem Deutschland Polen überfiel und Europa ins Chaos stürzte: eine sensible Angelegenheit – auch weil die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland aktuell besser sein könnten.

Schon vor 30 Jahren fand dieses Gedenken statt. Als Deutschland noch geteilt war. Polen und Deutsche gedachten gemeinsam dem Tag, als der westliche Nachbar den östlichen überfiel. Und noch mehr: Beim Gedenken 1989 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und Warschau beschlossen. Ratifiziert wurde sie am 27. Oktober. „Das war 13 Tage vor dem Fall der Mauer“, sagt Jessica Breitkopf, Leiterin des Büros für Internationale Angelegenheiten der Stadt. „Für mich hatte diese Städtepartnerschaft immer schon eine besondere emotionale und historische Bedeutsamkeit.“

„Der Unterschied in Ähnlichkeit“ im Polnischen Institut

Gefeiert werden 30 Jahre Düsseldorf-Warschauer Verbundenheit dementsprechend nicht nur mit einem Volksfest (das gibt es auch, aber erst im November). Es finden auch drei Kunstausstellungen statt, zwei im Polnischen Institut in Carlstadt, eine in Warschau. Alle drei sind paritätisch mit Düsseldorfer und Warschauer Künstlern besetzt – und alle drei wollen das Publikum ermuntern, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Werken zu entdecken.

Am Donnerstag startet die erste Schau: Bei „Der Unterschied in Ähnlichkeit“ sind Werke der Düsseldorfer Thomas Musehold und Katja Thönnissen sowie der Warschauer Mateusz Choróbski und Marzena Nowak zu entdecken. Kuratiert werden alle drei Ausstellungen von Kasia Lorenc und Angelika Trojnarski, die ebenfalls polnischen Wurzeln haben. „Kasia hat viele Kontakte in Polen, ich kenne die Düsseldorfer Szene“, sagt Trojnarski. „Wir haben nach spannenden Dialogen zwischen Werken gesucht, entweder inhaltlich oder vom Material her.“ Die Arbeiten in den Ausstellungen sind nicht beschriftet. Der Besucher weiß daher nicht, welche Arbeiten aus Warschau und welche aus Düsseldorf stammen. Wer mag, kann sich überraschen lassen. Des Rätsels Lösung steht in einer Broschüre, die jeder Besucher erhält.

Die Installationen und Skulpturen in der aktuellen Ausstellung haben auf den ersten Blick wenig mehr gemeinsam als – mal – einen Farbton oder eine Form. Man muss schon etwas tiefer graben, etwas länger schauen, um mögliche Parallelen zu erkennen. Oder eben Kontraste. Die zweite Ausstellung wird „Die Ähnlichkeit im Unterschied“ heißen. Beide Ausstellungstitel sind mehr oder weniger gegeneinder austauschbar. „Es hängt von den Besuchern ab, ob sie nach Gemeinsamkeiten oder Kontrasten suchen“, sagt Kasia Lorenc.

Polnische Kunst: melancholisch, nachdenklich – poetisch?

In jedem Fall wären die zwanzig Werke auch jedes für sich einen Blick wert. Ein politisches Statement über die Beziehung zwischen Warschau und Düsseldorf soll die Ausstellung nicht sein; aber notgedrungen sagt sie etwas über die Welt, in der die jeweiligen Künstler leben. „Polnische Kunst empfinde ich oft als nachdenklich, melancholisch, ein wenig sentimental – man könnte fast poetisch sagen“, sagt Kuratorin Lorenc. „In jeder Euphorie ist auch ein Tropfen Bitterkeit.“ Polen seien in ihrer Wahrnehmung reservierter als die Deutschen. „Freundschaften brauchen länger. Wir denken über Beziehungen nach, bevor wir sie eingehen.“ - „Das sehe ich genau so“, stimmt Künstler Mateusz Choróbski zu. „Ich empfinde meine Arbeit oft als visuelle Poesie. Gleichzeitig steckt immer etwas Melancholie darin.“

Die Ausstellungen „Der Unterschied in Ähnlichkeit“ mit Werken von Mateusz Choróbski, Thomas Musehold, Marzena Nowak, Katja Thönnissen, 5. September bis 25. Oktober 2019; „Die Ähnlichkeit im Unterschied“ mit Werken von Aurel Dahlgrün, Alex Grein, Anna Orlowska, Witek Orski, 8. November bis 17. Januar; geöffnet jeweils Dienstag/Mittwoch 16 bis 19 und Donnerstag/Freitag 11 bis 16 Uhr; Sonderöffnung zur Veranstaltung Düsseldorf Cologne Open Galeries: 6. September 18 bis 22 Uhr, 7. September 12 bis 20 Uhr, 8. September 11 bis 18 Uhr.

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