Mouse On Mars spielen in Düsseldorf Diese Rückkehr wird brachial

Düsseldorf · Die Ex-Düsseldorfer Mouse On Mars spielen morgen im Musikzimmer. Inzwischen designen sie Apps und lehren an Elite-Unis.

 Das Duo Mouse on Mars.

Das Duo Mouse on Mars.

Foto: Peter Wafzig

Es gab schon lange keinen Auftritt von Mouse On Mars in Düsseldorf mehr, und es gab auch schon lange kein reguläres Studioalbum, und da möchte man natürlich wissen, wie sich die Rückkehr der Gruppe in die alte Heimat morgen denn wohl anhören wird. Die Antwort von Jan St. Werner, der das Elektronik-Duo mit Andi Toma 1993 gegründet hat, ist lakonisch, klingt aber vielversprechend. "Brachial", sagt er.

Bis vor sechs Jahren produzierten die beiden Musiker in ihrem Studio an der Friedenstraße in Bilk, aber dann zogen sie nach Berlin um, arbeiten nun im Funkhaus Nalepastraße, der früheren Heimstatt des DDR-Rundfunks. Dort sitzt Jan St. Werner jetzt also und redet, und er sagt eine Menge, denn es gibt viel zu erzählen. Mouse On Mars sind schon vor einiger Zeit aus dem klassischen Schema "Platte machen und auf Tour gehen" ausgebrochen. Sie designen Apps, gründeten die Firma "Mouse On Mars Instruments", und was sie sich da ausdenken, macht wirklich Spaß. Die App "Fluxpad" etwa lädt man sich aufs iPad, mit ihr kann jeder Musik machen, und zwar, indem man Elemente wie Bassdrum und elektronische Effekte mit dem Finger in ein Soundschema zeichnet. Das sieht gut aus, gelingt sogar Kindern, und es hört sich toll an.

Vielleicht liegt es an dieser App, womöglich war die Zeit einfach reif, jedenfalls wird das Duo neuerdings von jüngeren Künstlern als Referenz genannt. Von der Band The National etwa, und auch wer das aktuelle Album von Bon Iver gehört hat, kommt rasch darauf, wer die neuen Hausheiligen des Amerikaners sind: Aphex Twin und Mouse On Mars. "Bon Iver ist ein Fan von uns", sagt Jan St. Werner. "Seit er auf unsere App gestoßen ist, arbeitet er damit."

Berühmt wurde Mouse On Mars mit Platten, die so aufregend wie anstrengend waren. Die Töne klirrten und flirrten und drängten dann vorwärts, wüst und doch elegant, sie fielen in sich zusammen und wurden neu geschichtet. Mouse On Mars verbanden Pop, Avantgarde und Dancefloor. "Akustische Quälgeister", nannte sie die "Taz". Sie dekonstruierten Sounds aus Techno, Jazz und Noise und kombinierten sie neu. Brutale Beats, übersteuerte Hackepeter-Rhythmen, treibendes Holterdipolter aus dem Synthesizer, verzerrte Filtereffekte. Es ging darum, das Alte in ein anderes Licht zu stellen, es mit Gedanken von heute anzureichern und so das Neue zu finden. Und es ging um Groove, denn wenn Mouse On Mars die Maschinen rechnen ließen, war das zerebral zwar recht fordernd, machte aber auch Lust aufs Tanzen.

Jan St. Werner sieht Mouse On Mars als Kollektiv, als "offene Akademie auf vier Beinen"; sie seien Reisende, die ausschließlich ihrer Neugier folgten. Gerade haben sie einen Film des Künstlers Ólafur Elíasson vertont, und den Brückenschlag zur Kunst haben sie ja früher schon geprobt. 2004 gab es in der Kunsthalle die Ausstellung "Doku/Fiction", für die Bildende Künstler Stücke von Mouse On Mars bearbeiteten. Jan St. Werner unterrichtet "Sound Creations" am Massachusetts Institute Of Technology, und kürzlich haben sie ein Orchesterwerk mit dem Titel "Paeanumnion" geschrieben, das in Köln bei der c/o pop mit dem Ensemble Musikfabrik aufgeführt wurde.

Jetzt also zurück nach Düsseldorf. Beste Erinnerung: Die gemeinsamen Aufnahmen mit Mark E. Smith, dem Sänger von The Fall. Immer wenn sie ihn brauchten, war er fort, und gefunden haben sie ihn dann stets bei Zielhoff, der Eckkneipe gegenüber: Da saß der Grantler aus Manchester und trank Altbier.

"Impulsiv" werde der Auftritt morgen im Musikzimmer, kündigt Jan St. Werner an, er wolle dort einiges ausprobieren. "Das Konzert wird wie ein ärztliches Bulletin Auskunft darüber geben, wo wir stehen." Sie werden unter anderem mit der eigenen App arbeiten und auch Stücke vom neuen Album spielen, das im Frühjahr erscheinen soll.

(hols)
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