Susanne Tremper Diese Piaf ist ungeheuer laut

Düsseldorf · Susanne Tremper kehrt am Mittwoch auf die Bühne des Schauspielhauses zurück. Das ehemalige Ensemble-Mitglied wird an 16 Abenden sein Programm "Piaf: Das Konzert" vorstellen. Mit der Sängerin verbinde sie eine Seelenverwandtschaft, sagt sie. Eine Begegnung.

 Susanne Tremper in einem Mantel, der einem Original aus Edith Piafs Besitz nachgebildet wurde. Die Schauspielerin steht an der Eislaufbahn vor dem Schauspielhaus.

Susanne Tremper in einem Mantel, der einem Original aus Edith Piafs Besitz nachgebildet wurde. Die Schauspielerin steht an der Eislaufbahn vor dem Schauspielhaus.

Foto: Bußkamp, Thomas

Schiebermütze, Karo-Mantel, bunt gestrickter Rock: Mit nostalgischem Pariser Schick stimmt sich Susanne Tremper auf die charismatische Edith Piaf ein. "Meine Kampfkleidung", erklärt die Schauspielerin lachend, "das alles brauche ich jetzt." Am Mittwoch erweckt sie im Großen Haus des Schauspielhauses eine Legende zum Leben. "Piaf: Das Konzert" ist als reiner Liederabend konzipiert und hat nichts zu tun mit dem Stück "Piaf — keine Tränen" von Pat Gems, das Susanne Tremper im Kleinen Haus über Jahre erfolgreich zeigte. Wohl aber mit dem Wunsch vieler Zuschauer nach weiteren genial interpretierten Piaf-Chansons.

Für 16 Konzert-Abende räumte Intendant Staffan Holm die Bühne frei. "Ich habe die besten Lieder ausgesucht", schwärmt Susanne Tremper, "bekannte wie unbekannte. Henning Brand schrieb dazu Arrangements zum Niederknien. Wir lassen alles Brimborium weg. Das wird so pur, so schön, so wunderbar!" Ihre persönlichen Favoriten? Am meisten möge sie "Exodus" oder "Padam".

Auf "Margot, coeur gros" fahre sie derzeit regelrecht ab. Sie strahlt, beginnt zu singen, bricht ab. "Ich weiß schon, warum ich das liebe — weil ich früher so oft in Paris war. Es gibt diese französischen Chansons, die genau das Milieu widerspiegeln, das man kennt. Die alten Bistros, lässig, etwas schäbig, gar nicht glamourös."

Von Bonn aus sei sie als junge Frau regelmäßig an die Seine gefahren. "Morgens hin, im Gare de l´Est geduscht, den ganzen Tag auf der Straße, abends zurück. Geld fürs Hotel hatte ich nicht." Aber schon immer eine große Bewunderung für Edith Piaf. Mit 15 hatte die Berlinerin mit "Je ne regrette rien" einen Talentwettbewerb gewonnen, "mit drei Wörtern Französisch und zwei Stunden Gitarrenunterricht. Frech wie ich war, traute ich mir das zu." Daraus erwuchs eine lebenslange Seelenverwandtschaft mit der Piaf, genährt durch seltsame Fügungen.

Die Schauspielerin war erst 24, als ihre Mutter starb. Von ihr erbte sie ein schwarzes Kleid, das sie bei jedem Fest trug. Jahrzehnte später kaufte das Bonner Theater die Rechte an "Piaf — keine Tränen", eigens für Susanne Tremper. "Bei der Vorbereitung blätterte ich durch alte Fotos und entdeckte die Piaf in einem Kleid, das genau so aussah wie meins. Mir wurde klar, dass meine Mutter es nachgeschneidert hatte." Jetzt hängt das kleine Schwarze in ihrer Düsseldorfer Garderobe. Neben dem taillierten Mantel, den sie auf der Straße trägt — auch er ist einem Piaf-Original nachgebildet.

Nach fünf Jahren gehört Susanne Tremper nicht mehr dem Schauspielhaus-Ensemble an. "Erst war´s ein Schock", gibt sie zu. "Aber jetzt tun sich neue Welten auf. Ich bin gläubig, man könnte fast denken, der liebe Gott beschützt mich." Sie hat einen Film mit Sönke Wortmann gedreht und einen Münsteraner "Tatort". Im März spielt sie an der "Komödie" die Maria Callas in "Meisterklasse". Es beglückt sie, dem Schauspielhaus dennoch verbunden zu bleiben. Wie eine Wahnsinnige habe sie trainiert für das Konzert, am Ende acht Stunden am Tag. Dabei wollte sie dem Original so nah wie möglich kommen. "Keine wird jemals an die Piaf heranreichen", glaubt sie. "Aber ich möchte so gern diese positive Kraft und die Energie zeigen, die sie aus ihrem Herzen geschüttet hat. Die schmeißt mit so viel Liebe und Seele um sich."

Zu den einzelnen Liedern wird Susanne Tremper ein paar Erklärungen abgeben und auch ein bisschen aus dem Leben der Chansonette erzählen. Viele Schauspieler fürchten das Große Haus. Sie nicht, im Gegenteil. "Auf der kleinen Bühne war es fast unmöglich, die Piaf zu singen, ich konnte das nur mit gestopfter Trompete tun, weil ich die Leute nicht anbrüllen wollte. Aber die Frau ist ja laut! Jetzt ist Schluss mit dem gebremsten Schaum, jetzt habe ich die nötige Weite und mache ich die Kehle ganz anders auf."

(RP/jco)
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