Rheinoper Auf dem Weg zum Weltstar

In der Rheinoper fand Sopranistin Adela Zaharia zur künstlerischen Perfektion. Ab Mittwoch singt sie in der Bellini-Oper „I Puritani“.

 Sie hat für ihre Rolle als Elvira ihren Belcanto verfeinert: Die Sopranistin Adela Zaharia steht ab Mittwoch in Bellinis Oper „I Puritani“ auf der Bühne. Die Regie führt Rolando Villazón.

Sie hat für ihre Rolle als Elvira ihren Belcanto verfeinert: Die Sopranistin Adela Zaharia steht ab Mittwoch in Bellinis Oper „I Puritani“ auf der Bühne. Die Regie führt Rolando Villazón.

Foto: Michel/Hans Jörg Michel

Immer besser, immer höher, aber noch lange nicht am Ende der Leiter angekommen: Adela Zaharia debütiert am Mittwoch als Elvira in Vincenco Bellinis Oper „I Puritani“ und sagt: „Ich dachte, ich hätte vorher schon alles über den Belcanto begriffen. Doch jetzt ging es noch weiter. Und wie! Diesen großen Schritt hätte ich nicht erwartet.“ Die Partie habe sie wieder einmal daran erinnert, dass Singen lebenslanges Lernen bedeute. Sie musste hier noch viel mehr arbeiten als bei ihren umjubelten Rollendebüts mit „Maria Stuarda“ und „La Traviata“ an der Rheinoper. „Es gibt endlose Phrasen, man braucht für die Elvira einen ganz bestimmten Klang in der Stimme. Jetzt verstehe ich auch, warum Opernfans behaupten, Bellini sei etwas ganz Besonderes. Ein Event.“

Mit leuchtenden Augen erzählt Adela Zaharia von der Arbeit mit Regisseur Rolando Villazón. „Ich bin wirklich begeistert. Schon als Sänger habe ich ihn bewundert. Und jetzt erst recht, wo ich sehe, wie intelligent er ist, wie viel er liest und wie er 300 Prozent Energie gibt, jeden Tag. Da strengt man sich an, dass man selber mindestens 100 Prozent schafft.“

Dabei verlief die erste Begegnung mit ihm eher irritierend. „Er stellte sich bei mir wohl eine jener kleinen Soubretten vor, wie man sie oft im Belcanto findet.“ Sie lacht. „Aber ich doch nicht! Seine Erwartungen von der Rolle stimmten mit meinen kaum überein. Zunächst versuchte ich sie zu erfüllen und schwieg. Nach etwa einer Woche kam er zu mir und sagte, ich denke, das passt nicht zu dir. Dafür war ihm unendlich dankbar.“ Der Regisseur und die Sängerin haben die Rolle dann in den folgenden Wochen gemeinsam entwickelt. In ihr stecken immer noch Villazóns Ideen, aber auch viel von Adelas eigener Persönlichkeit. Alles andere wäre ohnehin nicht glaubhaft, sagt sie und schwärmt von der beflügelnden Proben-Atmosphäre. „Rolando gibt uns großartige Tipps und bietet Lösungen an. Er dominiert nicht, er inspiriert. Und immer ist es lustig mit ihm. Das tut gut, weil die Oper ja recht düster sein kann.“

Ihre Elvira erfährt ein tragisches Schicksal. Sie liebt Arturo, soll aber nach gesellschaftlichen Spielregeln mit einem anderen verheiratet werden. Dann verschwindet der geliebte Mann ohne Erklärung. Sie glaubt, er habe sie wegen einer anderen Frau verlassen und fällt dem Wahnsinn anheim. „Und zwar schon am Ende des ersten Aktes“, betont sie. „Das ist die größte Herausforderung der Partie. Sonst passieren diese Ausbrüche meist am Ende, und man gibt alles für diese eine Szene. Hier muss man die ganze Zeit auf dem gleichen hohen Level bleiben. Das kostet viel Kraft.“ Auch der Tenor Ioan Hotea sei in dieser Oper extrem gefordert, fügt sie hinzu. Wie sie hat auch er schon den „Operalia“-Wettbewerb gewonnen. Und wie sie stammt er aus Rumänien. Adela Zaharia studierte an der renommierten Musikakademie von Cluj-Napoca, lernte dort ihren Lebenspartner Bogdan Talos kennen, der ebenfalls im Ensemble der Rheinoper ist und bei „I Puritani“ ihren Onkel und Ziehvater spielt. So ein Gleichklang ist selten, meist bestimmen unterschiedliche Probentermine, Verpflichtungen und Reisen den Rhythmus des Alltags.

Vor allem Adela Zaharia wird 2020 viel unterwegs sein. „Das wichtigste Jahr meiner Karriere“, sagt sie und sieht in ihrem Vertrag, der ihr Seitensprünge an andere Häuser erlaubt, ein großes Privileg. Ihr strahlender Sopran ist begehrt, von München bis Los Angeles. An der Bayerischen Staatsoper wartet bald ein spannendes Projekt auf sie. Die Künstlerin Marina Abramovic inszeniert im Frühjahr „7 Deaths of Maria Callas“, eine Collage aus den Todesszenen ihrer berühmtesten Partien. Adela Zaharia wird als „Lucia di Lammermoor“ auftreten. Sie kommt noch einmal auf ihre Leidenschaft zu sprechen, den Belcanto. In Düsseldorf habe sie ihr Fach gefunden und erkannt, wie sie am besten strahlen kann. „Die Rheinoper hat mich zum Blühen gebracht“, sagt sie. Deshalb sei sie glücklich, auch mit „I Puritani“ in ihrer künstlerischen Heimat zu debütieren. In sechs Wochen sind neun Vorstellungen angesetzt, auf jede konzentriert sie sich sorgfältig und lebt eine Woche vorher ganz diszipliniert: „Andere Sänger brauchen das Adrenalin und den Druck. Ich nicht, ich brauche Ruhe.“ Dass die festliche Zeit für sie mit vielen Auftritten verbunden ist – Adela Zaharia wirkt auch bei dem großen Silvester-Konzert im Opernhaus mit – stört sie nicht. „An Weihnachten passieren immer die wunderbarsten Dinge. Das genießen auch wir Künstler.“

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