Barbara Heinersdorff gestorben Die Prinzipalin des Boulevards

Düsseldorf · Barbara Heinersdorff ist an einer Lungenentzündung gestorben. Sie gründete in Düsselodrf das "Theater an der Kö" in den Schadow Arkaden.

 Barbara Heinersdorff (re.) 2005 bei einer Premiere mit Schauspielerin Sabine Kaack.

Barbara Heinersdorff (re.) 2005 bei einer Premiere mit Schauspielerin Sabine Kaack.

Foto: Goldl�cke

Am Heiligen Abend verstarb nach längerer Krankheit Barbara Heinersdorff. Die frühere Theaterchefin wurde 81 Jahre alt. Mit ihrem Sohn, dem Schauspieler, Regisseur und Autor René Heinersdorff, hatte sie 1993 das "Theater an der Kö" gegründet. Sie war und blieb die Seele des Hauses, auch als sie es längst nicht mehr leitete. Eine fürsorgliche Künstlermutter mit großem Herzen, klugem Rat und unverstelltem Blick. Generationen von Schauspielern wussten sich bei ihr in guten Händen. Sie hatte Verständnis für all ihre Schützlinge, auch für die Sensibelchen und die Gestrauchelten, die sich ihr immer anvertrauen konnten. So lange es ihr möglich war, verfolgte die Prinzipalin von ihrer Loge aus jede Premiere in den Schadow Arkaden.

Barbara Heinersdorff wurde 1935 als Tochter des Dessauer Bauhaus-Schülers Rudolf Barthelmess in Düsseldorf geboren. Ihr Bruder ist der Bildhauer Clan Barthelmess (80). Sie wuchs auf mit dem Wissen um Berufsverbote für "entartete Kunst". Daher rührte wohl auch ihre tiefe Abneigung gegen Gewalt und staatliche Willkür. Nach der Mittleren Reife ging sie als Au Pair nach London und Paris, lernte dort neben Sprachen auch noch das tiefe Misstrauen gegen Deutsche kennen. Zurück in Deutschland, arbeitete sie für den Tüv. Doch ihre Liebe zur Kunst wollte ebenfalls ausgelebt werden, und sei es zunächst nur indirekt. Es war Barbara, die ihren damaligen Mann René Heinersdorff davon überzeugte, sich Mitte der 1960er Jahre mit einer Konzertagentur selbstständig zu machen. Nach der Trennung bekam sie endlich ihre eigene große Chance und ergriff sie mutig.

Mit Inge Durek übernahm sie Ende der 1970er Jahre das zu dieser Zeit marode "Theater am Dom" in Köln. Unter den Fittichen der beiden patenten jungen Frauen erlebte die Bühne eine neue Blüte. Für Barbara Heinersdorff bedeutete das neben echter Emanzipation auch die ersehnte wirtschaftliche Unabhängigkeit. Sie war als erste Frau Mitglied im Deutschen Bühnenverein, so dass sich dessen Präsident August Everding für die Sitzungen eine neue Begrüßungsformel ausdachte: "Sehr geehrte Herren, liebe Frau Heinersdorff."

Das "Theater an der Kö" in den neu erbauten Schadow Arkaden war das erste gemeinsame Projekt mit ihrem Sohn René. Mit Marc, dem jüngeren Sohn, eröffnete die agile Unternehmerin das einstige Steinway-Haus in Bilk, das unter dem Namen Heiners-Dorff bis heute eine Heimstätte für Kulturschaffende und Kreative ist. Auch in München hinterließ sie Spuren, als sie, wiederum mit Inge Durek, über viele Jahre der "Kleinen Komödie im Max II" vorstand.

Reiselustig und kulturinteressiert entdeckte Barbara Heinersdorff die halbe Welt. Bis eine schleichende Krankheit ihr Grenzen setzte. Da hatte sie ihr Haus schon pragmatisch geordnet, das Abgeben war ihr nicht sonderlich schwer gefallen. An ihrer großen Familie mit insgesamt fünf Enkeln hatte sie bis zuletzt viel Freude. Erst recht, seitdem René Heinersdorff und Tanja Schleiff mit ihren drei Kindern im gleichen Haus in Lörick lebten.

Wenige Tage vor Weihnachten erkrankte Barbara Heinersdorff an einer Lungenentzündung. Ihr Tod kam in den frühen Morgenstunden des Heiligen Abends.

(RP)
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