Düsseldorf Die neue Geschäftsführerin der Rheinoper

Düsseldorf · Alexandra Stampler-Brown ist jetzt die kaufmännische Direktorin. Sie vereint musische, juristische und wirtschaftliche Kompetenz.

Im Moment sind zwar eigentlich Theaterferien, aber das bedeutet nicht, dass an der Rheinoper nicht gearbeitet wird.

Seit dem 1. August hat dort Alexandra Stampler-Brown die Geschäftsführung von Jochen Grote übernommen, der elf Jahre lang dieses Amt recht unauffällig verwaltet hat. Ab jetzt verantwortet die gebürtige Österreicherin die komplexen Finanz-Angelegenheiten des Zwei-Städte-Instituts, muss klug mit den knappen Budgets umgehen, vorausschauend planen und die Einnahmen nicht zu optimistisch schätzen.

Keine kleine Aufgabe, wie man jüngst an zwei großen Theatern beobachten konnte: Am Wiener Burgtheater wurde im November die Geschäftsführerin Silvia Stantejsky wegen eines Millionen-Defizits fristlos entlassen und zog nach einer spektakulären Schlammschlacht den Intendanten Matthias Hartmann gleich mit in den Abgrund.

Und am Düsseldorfer Schauspielhaus musste der Geschäftsführer und zuletzt Interims-Intendant Manfred Weber ebenfalls wegen eines Millionen-Lochs seinen Hut nehmen. Offensichtlich ist es also alles andere als einfach, in einem großen Theaterbetrieb die finanzielle Übersicht zu behalten.

Alexandra Stampler-Brown aber wirkt ganz entspannt, dabei zupackend und strahlt jene muntere Heiterkeit aus, die nur auf gesunder Erdung gedeiht. Ihr Lebenslauf liest sich beeindruckend. Geboren in der Steiermark als Spross einer die Hausmusik emsig pflegenden Familie, hat sie schon früh ihre beiden Kern-Interessen parallel verfolgt: nämlich das professionelle Geigenspiel auf der einen und Jura- und Wirtschaftsstudien auf der anderen Seite.

In Wien studierte sie Jura, in Edinburgh sattelte sie noch ein MBA-Studium Kulturmanagement mit einem Fokus auf Non-Profit- Organisationen obendrauf.

Die Entscheidung, die starke musische Ader mit der kleinteiligen Juristerei und der pragmatischen Wirtschaft beruflich zu verbinden, fällte Alexandra Stampler-Brown erst mit Ende Zwanzig: "Nach dem MBA hab ich bewusst noch einmal von ganz vorne begonnen als Sekretärin in einer Theatergruppe. Da hab ich mich langsam dann ganz raufgearbeitet in der Kulturszene, um Basis-Erfahrungen zu sammeln und die Prozesse kennen zu lernen, was mir jetzt in meiner Funktion sehr hilft."

Fast zehn Jahre arbeitete Stampler-Brown in Schottland und steuerte Koproduktionen mit dem Edinburgh-Festival. Von dort wechselte sie im Jahre 2011 ans Stadttheater Klagenfurt, einem traditionsreichen Mehrsparten-Haus: "Das in Klagenfurt war sehr ähnlich der Situation hier an der Deutschen Oper am Rhein. Ich war für ein Haus verantwortlich, um das man sich täglich kümmern muss, damit es auch technologisch fit ist, um die Aufführungen zu stemmen."

Obwohl die Rheinoper nur zwei Sparten bietet, belaufen sich die Anzahl der Mitarbeiter in Düsseldorf und Duisburg sowie die Größe der Teams auf etwa das Doppelte wie in Klagenfurt. Eine ganz andere Größenordnung. Das schreckt Alexandra Stampler-Brown nicht. Schwieriger dürfte aber sein, das Herz, das für die Kunst schlägt, mit dem Kopf, der auf die Zahlen achtet, zu versöhnen. Wie viel Leidenschaft für die Kunst kann sie sich in ihrer verantwortlichen Position eigentlich leisten?

"Man braucht sogar sehr viel Leidenschaft! Ich glaube, dass man diesen Job viel besser ausübt, wenn man das, was man produziert, auch wirklich im Detail versteht. Es geht ja immer darum, die Ideen der Künstler möglichst befriedigend umzusetzen. Und da hilft's schon sehr, wenn man viel Verständnis hat und wenn man weiß, wie sehr die Künstler in einem Produktionsprozess unter Druck stehen . . ."

Die Desaster am Burgtheater und am Düsseldorfer Schauspielhaus haben gezeigt, wie fatal ein allzu großzügiges Verständnis für die Wünsche der Kunst ist und wie bodenlos selbst große Häuser abrutschen können. Stampler-Brown kennt die Gefahren genau: "Man muss die Grenzen immer wieder bewusst machen. Da ist Transparenz ganz wichtig. Auch ein Künstler versteht und verträgt die Wahrheit. Meine Erfahrung ist, je früher man die Warnschüsse abgibt, desto besser."

Die größten Herausforderungen der nächsten Zeit dürften für Alexandra Stampler-Brown ohnehin die allgegenwärtigen Sparvorgaben sein. Auch die Rheinoper, die im Vergleich mit anderen Häusern noch relativ gut dasteht, ist davon betroffen. Zumal die Existenz der Opernehe mit Duisburg aufgrund der schlechten Haushaltslage dort nach wie vor gefährdet ist.

Doch Stampler-Brown lässt sich dagibt sich kämpferisch: "Wir müssen aufpassen, dass wir durch Sparmaßnahmen nicht die Qualität und Quantität so reduzieren, dass wir fürs Publikum nicht mehr attraktiv sind. Es geht jetzt darum, dass wir Kulturmanager in Mitteleuropa alles dransetzen, dass wir das in zehn Jahren nicht so runterfahren, dass wir nie wieder rauffahren können. Und wenn man erst einmal ganze Abteilungen wegstreicht oder outsourct, dann bekommt man das nie wieder zurück. Das Know-how geht verloren."

(RP)
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