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Lesung im Heine-Haus Doris Dörrie hat keine Zeit für Angst

Die Regisseurin und Schriftstellerin stellte im Heine-Haus ihr Buch „Die Heldin reist“ vor. Sie sprach über die Arbeit in der Oscar-Academy, das Unterwegssein und den Begriff der Heldin.

 Regisseurin und Schiftstellerin Doris Dörrie.

Regisseurin und Schiftstellerin Doris Dörrie.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Von Claus Clemens

Ob dieser schmale Band in Kriegstagen das Buch der Stunde ist? Oder in der Pandemie eine zur Unzeit erschienene Provokation? Die Antwort bleibt natürlich jedem Leser überlassen. Mit ihrem neuen Buch „Die Heldin reist“ war Doris Dörrie jetzt zu Gast im Heine-Haus. Es gab riesiges Interesse eines überwiegend weiblichen Publikums, der schöne Lesesaal war schnell ausverkauft, und mehrere hundert Gäste hatten sich für den Live-Stream im Internet angemeldet. Belohnt wurden alle mit einer schönen Lesung und einem vielseitigen Gespräch Dörries mit dem RP-Redakteur Philipp Holstein.

Vor der Pandemie war die Autorin und Filmemacherin mehr als zwei Drittel des Jahres unterwegs. Häufig in Kalifornien, wo sie als Mitglied der Academy of Motion Pictures über die Oscar-Preisträger mitentscheidet. Aber auch nach Mexiko und vor allem nach Japan, ihrem Lieblingsreiseland: „In keinem anderen Land fühle ich mich so aufgenommen und beschützt wie hier.“ Aber auch in keinem anderen Land erlebte sie ein größeres, nie zuvor gekanntes Gefühl der Fremdheit.

Ganz ungeschützt und ziemlich wagemutig hatte sich Doris Dörrie bereits 1971, kurz nach dem Abitur, aufgemacht ins weite Kalifornien. Allein wollte sie sich eine Welt erobern, die sie bisher nur aus Büchern und Filmen kannte: „Meine Neugier auf neue Erfahrungen war so groß, dass ich für Angst keine Zeit hatte.“ Von den vielen Reisen, die danach folgten, hat Dörrie für ihr Buch drei ausgewählt, die sie ausführlicher vorstellt: Tokio, Marrakesch, und San Francisco. Diese waren besondere Konfrontationen mit der eigenen Entwicklung, Etappen der Reife, wie sie auch im Heine-Haus bestätigte. Für Unterhaltung sorgten dabei zahlreiche Anekdoten, etwa dass Dörrie sich bei der Einreise in die USA immer als „Housewife“ ausgibt, um das Misstrauen schlecht gelaunter Zollbeamter zu beruhigen. Doch bei der Frage, ob sie die erst  nächste Woche bekannt werdenden Oscar-Preisträger verraten könne, gab sie sich pflichtgemäß schmallippig.

Wie aber sollte man den Titel des Buchs verstehen? Was bedeutet es, heute ien Heldin zu sein? Fallen unter den Beriff die ukrainischen Frauen, die in den digitalen Netzwerken zeigen, wie sie sich zum Widerstand rüsten? Oder Marina Owsjannikowa, die im russischen Staatsfernsehen ein Schild mit der Aufschrift „No War“ hochhielt? Doris Dörries reisende Heldin ist sie selbst, gestärkt und an Statur gewonnen durch die Herausforderungen des Reisens.

Stochwort Reisen: Wie soll man es halten mit dem Reisen in Zeiten des Klimawandels? Ist eine fünftägige Reise zur Akademiesitzung nach Los Angeles nicht eine Umweltsünde? Für die Nach-Corona-Zukunft hat Doris Dörre sich jedenfalls vorgenommen, weniger unterwegs zu sein und vor allem auf Kurztrips zu verzichten.

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