Düsseldorf Die Großmutter der abstrakten Malerei

Düsseldorf · Vom Bürgersteig aus kann man keinen Blick ins Innere der Galerie erhaschen. Weiße Wände, die vor die Fenster gesetzt sind, versperren die Sicht. Die Düsseldorfer Galerie Van Horn zeigt nach 2013 derzeit bereits die zweite Einzelausstellung der US-amerikanischen Malerin Joanne Greenbaum. Man muss eintreten, um die insgesamt nur zwölf, allesamt unbetitelten Werke von Joanne Greenbaum in Augenschein nehmen zu können, die überwiegend in den Jahren 2015 und 2016 entstanden sind.

Die Künstlerin ist nicht mehr ganz jung, Jahrgang 1953, und gilt doch bis heute eher als Geheimtipp. Jene Einzelausstellung, die 2008 im Museum Abteiberg zu sehen war, dürfte bis heute die wichtigste Ausstellung sein, die Greenbaum in Europa hatte. In den Vereinigten Staaten ist sie weniger in Museen vertreten als in Galerien. Weniger in Einzel- und mehr in Gruppenausstellungen. Wenn man ihre Arbeiten sieht, ist das durchaus eine Überraschung, auch weil sie einen relativ barrierefreien Zugang ermöglichen.

In den teils großformatigen Gemälden sind Reminiszenzen an Kubismus und Abstrakten Expressionismus sowie die angrenzende Farbfeldmalerei ebenso zu erkennen wie an russische Konstruktivisten. Gleichzeitig dienen Street Art und Comic als Inspiration, sogar ein Zettel mit Telefonkritzeleien. "Ich male nicht für ein Publikum, sondern in erster Linie, um mich selbst zufriedenzustellen und herauszufordern", sagte die Künstlerin mal in einem Interview. Wenn ein Gemälde erfolgreich sei, also verkauft werde, versuche sie eben nicht, es in anderen Farben zu kopieren. Könnte einer von mehreren Gründen dafür sein, wieso Greenbaum der große Erfolg bis heute versagt geblieben ist.

Heute hat eine jüngere Generation von US-amerikanischen Malern Greenbaum für sich entdeckt und eifert ihr nach. Sie hat einen starken Einfluss auf die New Yorker Kunstszene, vielen dort gilt sie als Vorbild. Ihr Spitzname: "Grandma of abstract painting", übersetzt "Großmutter der abstrakten Malerei".

Ihre oft großformatigen Gemälde strotzen nur so vor Lebendigkeit, Kraft und Energie. Geometrisch anmutende Formenkonstellationen treffen auf einen prozesshaften, gestischen Farbauftrag. Innerhalb ein- und desselben Gemäldes verwendet sie verschiedenste Techniken, kombiniert Buntstift und Tinte mit Acryl- und Ölfarbe und setzt fluoreszierende Marker ein.

Info Joanne Greenbaum: "Everything is perfect in all ways": bis 12. Mai, Van Horn, Ackerstr. 99; Mi-Fr 13-18, Sa 12-16 Uhr.

(RP)
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