Düsseldorf Der Popstar aus dem Ratinger Hof

Düsseldorf · Claudia Brücken war Sängerin der Elektropop-Band Propaganda. Nun veröffentlicht der 80er-Jahre-Star ein neues Album.

 Claudia Brücken (49) in London. In den 80ern war die Düsseldorferin mit Propaganda vor allem in England, Frankreich und Italien ein Star.

Claudia Brücken (49) in London. In den 80ern war die Düsseldorferin mit Propaganda vor allem in England, Frankreich und Italien ein Star.

Foto: Andrew Catlin

In den 80er Jahren war Claudia Brücken ein Star. Sie gehörte der Elektro-Band Propaganda aus Düsseldorf an. Der große Hit von Propaganda hieß 1985 "Dr. Mabuse", es folgten "P-Machinery" und "Duel" - alles internationale Erfolge.

Nach der Trennung von der Gruppe veröffentlichte Brücken nur mehr sporadisch Musik, zumeist mit berühmten Partnern wie Martin Gore von Depeche Mode. Nun legt sie eine Solo-Platte vor, und sie ist großartig: "The Lost Are Found" versammelt elegische Coverversionen von David Bowie, den Pet Shop Boys und ELO. Claudia Brücken lebt in London mit Paul Humphreys, dem Keyboarder der Gruppe OMD.

Sie waren verheiratet mit Paul Morley, einst Journalist der Zeitschrift "New Musical Express" sowie Gründer der Band Art Of Noise. Sie leben mit dem Keyboarder von OMD. Gehen die 80er Jahre für Sie nie zu Ende?

Brücken Es ist einfach so, dass all die Leute von damals in meinem Freundeskreis sind. Glenn Gregory etwa, den Sänger von Heaven 17, treffe ich morgens im Park, wo ich mit meinem Hund Patsy Gassi gehe. Midge Ure von Ultravox kommt oft zu Besuch. Uns verbindet diese Zeit, ja. Aber wir sitzen nicht da und rechnen uns unsere Top-10-Hits vor.

Kann man sagen, dass Radio-Moderator John Peel Sie entdeckt hat?

Brücken Es war so: Ich spielte vor Propaganda in einer Mädchenband, den Tripolinas. Wir waren so etwas wie eine frühe Ausgabe der Bangles. Ein Lied von uns schaffte es auf einen Sampler, und ausgerechnet diesen Song spielte John Peel in seiner Sendung. Von da an betrieben wir das Musizieren etwas ernsthafter.

Sie gehörten damals zur Szene um den Ratinger Hof.

Brücken Donnerstags trafen wir uns, hingen herum und hörten Musik.

Es war die Zeit des New Wave. Sie waren 19, als Sie zu Propaganda stießen.

Brücken Ich ging am Kikweg zur Schule. Als Anton Corbijn das Video zu "Dr. Mabuse" drehte, musste ich mich für fünf Tage beurlauben lassen.

Wie kamen Sie zu Propaganda?

Brücken Ich war eine Freundin von Susanne Freytag, die auch bei Propaganda sang. Sie hat den Kontakt gelegt, dann hat man mich gefragt, ich sagte zu. Durch Zufall gelangte ein Demoband nach London, und irgendwann standen wir im Studio von Trevor Horn, der alles von ABC bis Frankie Goes To Hollywood produzierte. Es war der Wahnsinn.

Sie heirateten dessen Kompagnon, Paul Morley.

Brücken Ich war im Zentrum der Welt. Ich musste nie vor Clubs anstehen, wir trafen überall berühmte Freunde. Und wir hatten die Arroganz, das als normal anzusehen.

Ihr neues Album wurde von Stephen Hague produziert - ebenfalls eine 80er-Jahre-Legende: Produzent der Pet Shop Boys und von New Order.

Brücken Ich wollte schon damals mit ihm arbeiten. Schließlich nahmen wir "One Summer Dream" von ELO auf. Und dann dachten wir: Dabei können wir es nicht belassen. Wir suchten weitere Stücke, die nicht so häufig gecovert wurden. Wir durchforsteten unsere Plattensammlungen: Ich spielte ihm die Bee Ges vor, er machte mich auf The Band aufmerksam. Wir sind David-Lynch-Fans, und so nahmen wir "Mysteries Of Love" aus dem Film "Blue Velvet" auf das Album.

Haben Sie Kontakt nach Düsseldorf?

Brücken Freunde von dort kommen in diesen Tagen nach London. Ich sehe sie bei den Kraftwerk-Konzerten in der Tate Modern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort