Kunst Der allgegenwärtige Schadow

Düsseldorf · Vor 150 Jahren, am 19. März 1862, starb der Maler Friedrich Wilhelm von Schadow. Unter seiner Leitung errang die Düsseldorfer Akademie internationales Ansehen. Sein letztes großes Werk ist das vor einem Jahr ins Museum Kunstpalast überführte Triptychon für das Landgericht.

Die Ehrung, die ihm zum 150. Todestag gebührt, ist ihm schon im vorigen Jahr zuteil geworden, als das Museum Kunstpalast ihn in seiner großen Ausstellung zur Düsseldorfer Kunst des 19. Jahrhunderts als Gründer der Düsseldorfer Malerschule feierte, neben Peter von Cornelius, von dem er das Amt des Akademiedirektors übernommen hatte: Wilhelm von Schadow (1788—1862). Die nach ihm benannte Schadowstraße hat seinen Namen auch jenen bekannt gemacht, die den Künsten nicht so nahe stehen wie seine Verehrer.

Heute hört man zuweilen die Klage darüber, dass Künstler und Galeristen sich aus Düsseldorf gen Berlin verabschieden. Im Falle Wilhelm von Schadows war es umgekehrt: Er war in Berlin bereits ein anerkannter Lehrer, als er dem Ruf auf den Direktorenposten der Düsseldorfer Akademie folgte und gleich eine Reihe guter Schüler mitnahm. So brachte er die Berliner Spätromantik ins Rheinland.

Der Name Schadow hatte schon damals einen guten Klang. Denn Wilhelms Vater Johann Gottfried Schadow war den Kunstbegeisterten ein Begriff: als Bildhauer, der vor allem Friedrich II. von Preußen mehrfach porträtiert, die Quadriga für das Brandenburger Tor modelliert und das berühmte Doppelstandbild der Prinzessinnen Friederike und Luise von Mecklenburg-Strelitz entworfen hatte — Schadow, der bedeutendste Bildhauer des deutschen Klassizismus.

Sohn Wilhelm erreichte als Maler nicht ganz einen solchen Rang. Mehr noch als auf die Kunst gründet sich sein Ruhm auf seine Lehrtätigkeit und seine kulturpolitischen Taten. Auf ihn geht eine Akademiereform zurück, die unter anderem die sogenannte Meisterklasse einführte. Darin konnten die besten Absolventen in Ateliers innerhalb des Akademiegebäudes weiterarbeiten — als Vorbilder für den Nachwuchs. Außerdem hatte Schadow wesentlichen Anteil an der Gründung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen.

Als Künstler ließ er sich besonders von einem Aufenthalt in Rom anregen, wo er sich den Nazarenern anschloss, einer romantisch-religiösen Kunstrichtung, deren Mitglieder entweder von vornherein dem Katholizismus nahestanden oder zu ihm konvertierten, so auch Wilhelm von Schadow.

Die zur Schau gestellte, motivisch rückwärtsgewandte Frömmigkeit, die aus dieser Kunst spricht, ist heute nur noch schwer erträglich. Damals aber traf sie einen Nerv der Zeit. Erneuerung der Kunst aus dem Geist des Christentums war ihr Ziel, die altdeutsche und altniederländische Malerei diente als Richtschnur.

Als Schadows Kennzeichen innerhalb dieser Bewegung gilt die Feinmalerei: strenge Zeichnung, klarer Bildaufbau, realistische Wiedergabe von Details in einer idealisierenden Komposition. Da er auch zahlreiche monumentale Einzelgestalten malte, wurde er bald ein gesuchter Porträtist.

Bereits 1820, vor seiner Düsseldorfer Zeit, hatte Wilhelm von Schadow Charlotte von Groschke geheiratet, eine Tochter des Hofarztes Johann Gottlieb von Groschke. Mit ihr hatte er eine Tochter, Sophie, die spätere Ehefrau des Schriftstellers Richard Hasenclever, und einen Sohn, Johann Gottfried Rudolf, den späteren preußischen Generalleutnant.

Wollte man den künstlerischen Ertrag von Wilhelm von Schadows Leben würdigen, so müsste man unter anderem die Porträts der Königin Luise und ihres Gatten Friedrich Wilhelm III. nennen, "Christus auf dem Weg nach Emmaus" aus der Berliner Nationalgalerie, "Die klugen und die törichten Jungfrauen" aus dem Frankfurter Städel, nicht aber das allzu illustrativ wirkende Triptychon "Himmel, Fegefeuer und Hölle" nach Dantes "Göttlicher Komödie", das Schadow für das Landgericht malte und das man im vorigen Jahr in der Ausstellung zur Düsseldorfer Malerschule im Museum Kunstpalast begutachten konnte. Wegen eines Augenleidens hatte er bei der Arbeit immer wieder eine Pause einlegen müssen, erst nach einer Operation gelang ihm die Fertigstellung.

73-jährig starb er, nachdem er vier Jahre zuvor einen Schlaganfall erlitten hatte. Auf dem Golzheimer Friedhof fand er seine letzte Ruhe. Die Schadowstraße wurde mit Bedacht nach ihm benannt. Denn an dieser Straße, die zuvor Flinger Steinweg hieß, hatte er ein Haus bezogen — Wilhelm von Schadow, der Rheinländer aus Berlin.

(RP/anch)
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