Düsseldorfer Sängerin Luise Weidehaas Lieder von unterwegs

Luise Weidehaas ist schon seit vielen Jahren eine feste Größe in der Düsseldorfer Musikszene. Ende März erscheint ihr Debütalbum.

 In der Natur fühlt sie sich wohl: Sängerin Luise Weidehaas.

In der Natur fühlt sie sich wohl: Sängerin Luise Weidehaas.

Foto: Bülent Kirschbaum

Ihr letzter Auftritt in Düsseldorf liegt gerade erst einige Wochen zurück. An einem eiskalten Dezemberabend spielte Weidehaas einige Songs in einer Oberbilker Hofeinfahrt. 25 Zuschauer waren gekommen, vielleicht 30. Weidehaas nahm einen Schluck Tee und brachte den Ort, an dem alte Fenster, Streugut und Holzlatten lagern, innerhalb von kürzester Zeit zum Leuchten. Niemand sprach ein Wort, alle lauschten gebannt den zarten, poetischen Texten und dem Akustikgitarrenspiel der sommersprossigen Frau. Nicht nur in solchen Momenten wirkt Weidehaas, als sei sie nicht von dieser Welt. Als könne ihr der nervige, ruppige, beizeiten durch Hass geprägte Alltag so gar nichts anhaben. Als habe sie sich im besten Sinne eine kindliche Unschuld bewahrt.

Ein paar Wochen später. Das Karnevalswochenende steht bevor. Weidehaas betritt das Café Mautz im Salzmannbau beschwingt und deutet pantomimisch Augenringe an. Sie habe bis spät in die Nacht ihre Wohnung geputzt, erzählt sie und lässt sich auf einen Stuhl fallen. Erst mal einen Cappuccino. Nur noch ein paar Wochen sind es zu bis zum Erscheinen ihres Debütalbums. „Shore“, so der Titel, birgt zehn neue Songs von ihr. Sie tragen Titel wie „Helsinki“, „Pazifik“ oder „Fischerkörbe“ und sind, wie eigentlich immer bei ihr, inspiriert durch die Natur und vor allem durchs Reisen. Ihre Lieder, sagt Luise Weidehaas, entstehen fast ausnahmslos fern der Heimat, in Vietnam, Portugal oder Kalifornien. „Wenn ich zuhause viel Zeit habe, kann es zwar auch passieren, dass ich schreibe“, erklärt sie. „Aber so richtig etwas dabei herumgekommen ist bisher eigentlich nur, wenn ich unterwegs war.“

Wenn so ein Moment der Inspiration gekommen ist, zückt Weidehaas ihr „Schmierheft“ und macht sich Notizen, meist ganze Sätze. Das habe nichts Angestrengtes, erzählt sie, sie brüte nicht. „Während du schliefst/rinnt der Tau vom Zelt ins Gras/Während du schliefst/vergesse ich wo ich bin/und wer ich war“ heißt es beispielsweise in dem Song „Schwalben“, der im vergangenen Sommer beim „Haldern Pop Festival“ entstanden ist. Als Weidehaas morgens aus ihrem Zelt in den unverbrauchten Tag kroch, muhten die Kühe, als würden sie singen. Das war so ein Moment, in dem sie das „Schmierheft“ zückte. Dort notierte sie auch die Schwalben, die ohnehin zum Haldern gehören – und selbst Spinnen schafften es letztendlich in den Song.

Vertont werden ihre lyrischen Preziosen mit der Gitarre. Obwohl sie vor langer, langer Zeit mal Gitarrenunterricht hatte, bezeichnet sich Weidehaas als Autodidaktin. „Bis heute weiß ich nicht so genau, was ich da mache“, lacht sie. Sie probiere einfach so lange, bis eine gute Melodie entstehe. „Shore“ enthält ziemlich viele dieser guten Melodien. Die Stimmungslage der einzelnen Songs ist dabei stets relativ ähnlich: entspannt, verträumt, mit einem Hauch von Melancholie. Manchmal ertappt man sich als Hörer dabei, wie man überlegt, ob Luise Weidehaas auch anders kann. Enttäuscht vielleicht. Oder gar wütend. Im wahren Leben rege sie sich sogar über vieles auf, lässt die Künstlerin auf Nachfrage wissen. Aber beispielsweise politische Inhalte in einem Song zu transportieren, sei für sie schon eine ziemliche Herausforderung. „Vielleicht ist es auch gar nicht das, wonach ich beim Musikmachen suche“, überlegt sie. Das Politische verpacke sie womöglich zwischen den Zeilen: „Ich huldige der Natur und ihrer Schönheit und appelliere auf diese Weise natürlich dafür, sie zu schützen.“ Wie schon ihre EP „Swell“ aus dem Jahr 2015 ist auch „Shore“ in Zusammenarbeit mit David Schütte entstanden. Schütte, der klassische Musik studiert hat, zeichnet für die Arrangements der Songs ebenso verantwortlich wie für die Produktion. Zudem spielte er auch die meisten Instrumente selber ein, darunter Cello, Klavier und Bratsche. „Ich wollte das Album unbedingt mit David machen, weil ich ihm tausendprozentig vertraue“, sagt Weidehaas.

Und so ist Schütte, zusammen mit Weidehaas‘ Live-Gitarristen Guido Sprenger von der Kölner Band Hello Piedpieper, auch beim Release-Konzert am 20. März in den FFT-Kammerspielen dabei. Dann werden sie mit ziemlicher Sicherheit wieder entstehen, diese geradezu magischen Live-Momente mit Luise Weidehaas. In denen sich ein stiller Zauber über die Szenerie legt und man Raum und Zeit vergisst, und ganz und gar in der Musik aufgeht.

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