Düsseldorf Das Heinrich-Heine-Alphabet

Düsseldorf · Der Archivar Christian Liedtke buchstabiert Leben und Werk des Dichters.

Beides geht zusammen: wissenschaftlich fundiert und gut lesbar, gelehrt und doch ein Vergnügen auch für den, der Heinrich Heine nicht aus dem Effeff kennt. Das zeigt Christian Liedtke, Archivar des Heine-Instituts, mit seinem neuen Buch "Heinrich Heine: Ein ABC", das er an seinem Arbeitsort in der Düsseldorfer Carlstadt in einer Lesung vorstellte.

Der Zugriff seines neuen Werks scheint willkürlich und beleuchtet doch interessante Aspekte aus Leben und Werk. "Für jeden Buchstaben des Alphabets habe ich einen Begriff herausgesucht und erzähle ausgehend von ihm von Heine", erklärt der Experte: von Heines Kindheit in Düsseldorf, den Lehrjahren in Hamburg, die ihn zum Kaufmann machten, dem Exil in Paris und seinen Überlegungen zur Französischen Revolution. Oder von den finanziellen Engpässen des Schriftstellers: "Er blieb auf Zuwendungen seines reichen Hamburger Onkels Samuel Heine angewiesen, auch als er längst zum Literaturstar avanciert war."

Das Buch beginnt mit "A" wie "Apfeltörtchen". Hier befasst Liedtke sich mit Heines Faible für dieses Gebäck und mit seinen Seitenhieben auf das Denkmal Jan Wellems in Düsseldorf. Und endet mit "Z" wie "Zeitgenössinnen": ein Kapitel, in dem der Autor von Heines Freundschaft zur Schriftstellerin George Sand spricht, vor allem aber von der Liebe zu seiner Frau.

Auch der Buchstabe "K" spielt bei der Lesung im Heine-Institut eine Rolle. Der Archivar widmet sich in dieser Rubrik nicht den Königen in Frankreich und Deutschland, zu denen Heine viel zu sagen hatte, sondern einer Insel, die er nie besucht hat: Korfu. "Hier wurde das erste Denkmal errichtet, von Kaiserin Elisabeth, 'Sissi', die ihn verehrte" - Liedtke erzählt, wie es dazu kam.

Eigentlich sollte Ende des 19. Jahrhunderts ein Heine-Denkmal in Deutschland errichtet werden, und die österreichisch-ungarische Monarchin unterstützte das Vorhaben. Doch schon damals - nicht erst Jahrzehnte später, als um den Namen der Düsseldorfer Universität gestritten wurde - regte sich Widerstand, schrill und antisemitisch. Als schließlich nichts aus den Plänen wurde, errichtete Elisabeth 1892 selbst ein Denkmal auf ihrem Anwesen auf Korfu. Wilhelm II. ließ es nach ihrem Tod entfernen. Auf Korfu ist Heine heute also anders als in Düsseldorf nicht mehr präsent.

Christian Liedtke: Heinrich Heine. Ein ABC. Hoffmann und Campe, 18 Euro; Kindle: 9,99 Euro

(RP)
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