Theater in Düsseldorf Tauglich in Pandemie-Zeiten: Das FFT plant seine neue Spielzeit

Düsseldorf · Im Juli startet das neu entwickelte Konzept „walk & talk“. Ab September beginnt dann die eigentliche Spielzeit mit einem mannigfaltigen Programm, das auf die Pandemie angepasst ist.

„Endlich sitzen wir wieder in den Kammerspielen“, freute sich FFT-Dramaturgin Verena Meis via Bildschirm. Mit Theaterleiterin Kathrin Tiedemann moderierte sie die Zoom-Veranstaltung „Willkommen in der Postpandemie“, zu der sich 42 Teilnehmer einfanden. Das Ziel: Man wolle noch vor der Sommerpause ein wenig in die Vergangenheit blicken, die Gegenwart beleuchten und überlegen, was kommen wird.

Das virtuelle Treffen begann mit einer Umfrage zum Corona-Stillstand: „Was habt ihr am meisten vermisst?“ Wenig verwunderlich, dass die überwältigende Mehrheit (88 Prozent) sich bei der Antwort-Eingabe für die Variante „Künstler und Live-Erlebnisse“ entschied. Dramaturgin Katja Grawinkel-Claassen hielt einen „ominösen Brief“ in die Kamera, adressiert an @theater. Absender war das Internet, beschworen wurden die digitalen Chancen. Ein Rückzug aus dem Netz sei bedauerlich, „wo wir uns doch gerade erst kennengelernt haben.“ Und: „Live kann auch etwas anderes bedeuten, als in einem Raum versammelt zu sein.“

Aus Hamburg waren die Choreografin Antje Pfundtner und die Dramaturgin Anne Kersting zugeschaltet. Das kreative Duo hat fürs FFT ein neues Konzept entwickelt, das bereits in der kommenden Woche startet. Bei einem „walk & talk“ gehen je ein Künstler und ein Zuschauer gemeinsam spazieren und unterhalten sich über ihre Vision vom Theater (ab 3. Juli, immer freitags, kostenlos bei Anmeldung über www.fft-duesseldorf.de).

Sie seien recht gut durch die Corona-Zeit gekommen, beteuerten beide. „Alle Strukturen wurden über den Haufen geworfen, da war es sinnvoll, sich zu überlegen, wie sie künftig aussehen könnten“, sagte Anne Kersting. Dazu gehöre die Frage, ob man Stücke pandemietauglich machen oder sie in ihrer bisherigen Form verteidigen müsse. Allerdings befürchtet die Dramaturgin, es würden demnächst weniger Zuschauer ins Theater kommen. Antje Pfundtner hat ein gespaltenes Verhältnis zu den digitalen Möglichkeiten: „Wir müssen wachsam sein. Der neue Mehrwert darf kein Ersatz für den eigentlichen Mehrwert des Theaters sein.“

Am 8. September beginnt die Spielzeit mit der irischen Gruppe Pan Pan und „Cascado“. Am 18./19. September tritt The Agency mit „Boys Space“ auf, am 25./26. September zeigt Karen Levi „Unmute“, eine Inszenierung aus Sprache, Musik und Tanz. Auch im Senioren Theater (SeTa) wird wieder geprobt, momentan noch über Zoom. „Unser Programm steht für Monate fest“, sagte Kathrin Tiedemann. „Wir hoffen, mit vermehrten Lockerungen auch wieder größere Gruppen empfangen zu können.“

Anfang 2021 zieht das Theater ins alte Postgebäude am Hauptbahnhof, in dem dann auch Stadtbibliothek und Theatermuseum untergebracht sind. Dramaturg Christoph Rech präsentierte eine Visualisierung der Architektur. Im Theatersaal wird es 230 Plätze geben, dazu zwei Probebühnen und Seminarraum.

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