Düsseldorf Das Festival der Lieblingsplatten

Düsseldorf · Im Dezember bekommt das Festival im Zakk, bei dem Bands ihre jeweils bedeutendste Platte komplett spielen, eine zweite Auflage.

 Das Debüt von Andreas Dorau erschien 1981 auf dem Düsseldorfer Label Ata Tak. Der Hit war „Fred vom Jupiter“.

Das Debüt von Andreas Dorau erschien 1981 auf dem Düsseldorfer Label Ata Tak. Der Hit war „Fred vom Jupiter“.

Foto: Zakk

Großer Moment während der ersten Ausgabe des "Lieblingsplatte"-Festivals: Wie Peter Hein, Sänger der Fehlfarben, in einem bodenlangen Pelzmantel das Zakk betrat, um gleich seine ewig gültige jugendliche Großtat "Monarchie und Alltag" aus dem Jahr 1980 aufzuführen. Er blieb kurz stehen, grüßte in die Runde, und alle grüßten zurück: Campino und die Toten Hosen, Schorsch Kamerun und die Goldenen Zitronen und ganz viele andere Fans.

 Poesie aus Duisburg: Tom Liwa und seine Flowerpornoes veröffentlichten „Red nicht von Straßen“ 1994.

Poesie aus Duisburg: Tom Liwa und seine Flowerpornoes veröffentlichten „Red nicht von Straßen“ 1994.

Foto: Zakk

Das von Zakk-Musikchef Miguel Passarge erfundene Festival hat etwas identitätsstiftendes - für die Stadt und für die Zuschauer. Denn da werden komplette Alben auf die Bühne gestellt; die Lieder in eben jener Reihenfolge, die sie hatten, als man sich in sie verliebte. Am Ende des Fehlfarben-Stücks "Das war vor Jahren" hörte man automatisch den Anfang von "Paul ist tot" im Kopf mit, weil sich das früher so ins Hirn gebrannt hatte. Hier bekam man das Beste aus Düsseldorf zu hören und das Schönste aus dem Rest der Republik, und das Programm war so kuratiert, dass man nur solchen Alben wiederbegegnete, die uns heute noch etwas zu sagen haben.

 Family 5 brachten „Resistance“ 1985 heraus. Das lange vergriffene Album wird jetzt neu veröffentlicht.

Family 5 brachten „Resistance“ 1985 heraus. Das lange vergriffene Album wird jetzt neu veröffentlicht.

Foto: Zakk

Zum Glück gibt es 2017 eine neue Auflage, vom 9. bis zum 16. Dezember, um genau zu sein. Die Auswahlkriterien sind dieselben, und das Programm klingt auch wieder gut.

 „Ich-Maschine“ von Blumfeld veränderte 1992 den deutschen Pop. Wir profitieren noch immer davon.

„Ich-Maschine“ von Blumfeld veränderte 1992 den deutschen Pop. Wir profitieren noch immer davon.

Foto: Zakk

Blumfeld: "Ich-Maschine"

 Computer-Geschunkel aus dem Atari: "Iaora Tahiti" von Mouse On Mars kam 1995 heraus.

Computer-Geschunkel aus dem Atari: "Iaora Tahiti" von Mouse On Mars kam 1995 heraus.

Foto: Zakk

Eines der bedeutendsten deutschsprachigen Alben. Die Erlösung von Schund und Kitsch. Blumfeld-Kopf Jochen Distelmeyer klang 1992 dringlich wie Public Enemy, versonnen wie Sonic Youth, und Franz Josef Degenhardt verehrte er ebenso wie Bob Dylan. Er machte Pop politisch, und er sang: "Ich habe nichts gegen Menschen als solche / Meine besten Freunde sind welche." Gruppen wie Ja, Panik verneigen sich noch heute vor dieser LP.

 Pionier-Arbeit für den deutschsprachigen HipHop: "Fenster zum Hof" von den Stieber Twins (1996).

Pionier-Arbeit für den deutschsprachigen HipHop: "Fenster zum Hof" von den Stieber Twins (1996).

Foto: Zakk

Die Doraus und die Marinas: "Blumen & Narzissen"

Andreas Dorau war 16 und ging noch zur Schule, als er den Hit "Fred vom Jupiter" schrieb. Kurz danach wurde die Neue Deutsche Welle von der Industrie in Geiselhaft genommen - sozusagen. Dorau blieb unabhängig, lehnte es lange ab, sein berühmtestes Lied zu singen, weil er die Aura des NDW-Teenagerhits nicht mochte, die es umgab. Nun, mit 53, kehrt er heim in die Jugend, und er lässt alle daran teilhaben.

Stieber Twins: "Fenster zum Hof"

Kleine Sensation. Die Heidelberger Zwillinge Martin und Christian Stieber veröffentlichten ihre einzige LP 1996, und sie hoben deutschsprachigen HipHop auf eine neues Niveau. "Lieber ehrlich der Letzte / als durch Beschiss der Beste", sangen sie. Sie mischten Funk und Jazz und und wurden zuletzt auf dem aktuelle Beginner-Album noch einmal gebührend gewürdigt. Der eine Twin ist heute Architekt, der andere führt einen HipHop-Laden, nun treten sie wieder gemeinsam auf.

Flowerpornoes: "Red nicht von Straßen, nicht von Zügen"

Poesie aus Duisburg. Tom Liwa ist immer noch der große Unbekannte der deutschsprachigen Lyrik. Hoffentlich ändert sich das nach seinem Auftritt mit einem der besten Alben seiner Band Flowerpornoes.

Family 5: "Resistance"

Nach der Veröffentlichung von "Monarchie und Alltag" machte Peter Hein wieder rüber zu seiner anderen Band und produzierte mit Xao Seffcheque druckvollen Pop-Punk. Manche sagen, das lange vergriffene Debüt "Resistance" sei besser als "Monarchie und Alltag". Ob's stimmt, kann man nun überprüfen.

Mouse On Mars: "Iaora Tahiti"

Köln-Düsseldorfer Duo auf Stereo-Mission. Sie produzierten dieses herrliche Computer-Geschunkel teilweise am Atari. Aus ihrem Ideen-Steinbruch schlugen sie klickenden Maschinen-Funk, der zum Exportschlager wurde. Und am Ende weht von irgendwo eine Melodie herbei.

(hols)
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