Düsseldorf Das Düsseldorf-Festival gilt längst als Kult

Düsseldorf · Das Eröffnungskonzert in der Andreaskirche erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit – weil es vorhersehbar ist.

Das Eröffnungskonzert in der Andreaskirche erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit — weil es vorhersehbar ist.

Der Name Düsseldorf-Festival will einem noch immer nicht flüssig über die Lippen, auch wenn er nun schon im zweiten Jahr den guten, alten Namen Altstadtherbst abgelöst hat. Schon richtig, Altstadtherbst klang auf Dauer zu lokal, wo doch das Festival längst im Karussell der internationalen Veranstalter mitsaust und Koproduktionen aus aller Herren Länder ins Zelt auf dem Burgplatz bringt. Und trotz aller Internationalität zugleich doch ganz bei sich geblieben ist, wie man beim Eröffnungskonzert in der Andreaskirche nun wieder erlebte.

Dieses Eröffnungskonzert ist Kult und jedes Jahr als erste Veranstaltung ausverkauft. Das treue Festivalpublikum scheut ansonsten das Risiko nicht und lässt sich gern auf Experimente ein. Das Eröffnungskonzert aber ist Kult, weil es vorhersehbar ist. Und weil das Eröffnungskonzert ganz buchstäblich die Tradition und die lokalen Wurzeln des Festivals verkörpert. Als wiederkehrendes und kaum verändertes Ritual, steht doch seit den noch halb improvisierten Anfängen alljährlich immer wieder und immer noch Ulrich Brall im barocken Ambiente und dirigiert den Chor der Andreaskirche und eine Truppe versierter Instrumentalisten.

Den Chor des Görresgymnasiums leitet Brall zwar inzwischen nicht mehr, seit er nicht mehr im Schuldienst ist. Dennoch sehr jung besetzt ist aber der übrig gebliebene Andreas-Chor, der in diesem Jahr erst beim letzten Programmpunkt, nach mehr als zwei pausenlosen Konzertstunden mit Mozarts festlicher "Krönungsmesse", zum Einsatz kam. Brall dirigierte das Lieblingswerk in flüssigen Tempi und forschem, wenig frommem Gestus. Das Solistenquartett flackerte etwas inhomogen, aber Chor und Orchester musizierten einen energischen, entschlackten Mozart.

Zuvor hatte Brall Mozarts späte "Prager Sinfonie" in abgeklärten Glanz getaucht und in den schnellen Sätzen viel Esprit entwickelt. Insbesondere in den langsamen Sätzen erfreuten famose Bläser-Soli. Weitere Programmpunkte in der prall gefüllten Konzert-Wundertüte waren Johann Sebastian Bachs Fantasie in g-moll für Orgel — Marcel Ober meißelte an der Beckerath-Orgel die Strukturen fein heraus —, Francis Poulencs originelles Orgelkonzert für Streicher und Pauke — hier langte Ober kräftig zu — und Joseph Haydns graziöses Cellokonzert, das Mark Schumann mit betörend seidigem Ton spielte.

Als dramaturgische Klammer dieses doch etwas überlangen Programms war im Programmheft augenzwinkernd angegeben "Berauscht euch!" — tatsächlich harmonierte die Zusammenstellung erstaunlich gut. Die Stimmung in der bis zum letzten Platz gefüllten Andreaskirche war freudig aufgeräumt, beinahe festlich. Alle Jahre sieht man sich wieder zum Kult-Konzert. Das ist fast so wie Weihnachten. Dabei stimmten die beiden künstlerischen Leiter des Festivals, Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen, in den einleitenden Grußworten erstmals überhaupt bei der Eröffnung auch ernste Töne an, indem sie bekannten, es werde immer schwieriger, Sponsoren zu finden. Das tat der Feierlaune indes keinen Abbruch. — Großer Applaus, auch für ein Festival, das längst eine Institution ist.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort