Umstrittener Auftritt im Tanzhaus NRW Darf ein Wolf auf die Bühne?

Düsseldorf · Der geplante Auftritt der französischen Produktion mit einem dressierten Wolf im Tanzhaus NRW ist umstritten. Tierschützer schlagen Alarm. Der Freundeskreis Himmelgeister Kastanie will bei der Veranstaltung Laut geben. NABU-Wolfsexperte Markus Baten erklärt die Gratwanderung.

 In der Trilogie "Narcisses" sind lebende Wölfe auf der Bühne zu sehen.

In der Trilogie "Narcisses" sind lebende Wölfe auf der Bühne zu sehen.

Foto: dpa, Gilles Vidal, Tanzhaus

Für den Leiter des Amtes für Verbraucherschutz ist es eine Premiere: Ein Wolf ist in seiner Behörde, die den Tierschutz in der Landeshauptstadt überwacht, bisher noch nicht vorstellig geworden. Nun aber wird man prüfen, ob die gesetzlichen Vorschriften für die zwei französischen Wölfe, die im Oktober zu einem Gastspiel im Tanzhaus NRW aus Frankreich einreisen sollen, eingehalten werden.

Bisher, sagt Amtstierarzt Klaus Meyer, habe man noch keinerlei Unterlagen vorliegen. Wenn diese dann kommen, gehe alles seinen Weg. Das sei ein ganz normaler Vorgang, in dessen Rahmen auch noch andere Dinge überprüft werden wie etwa die Einhaltung des Tierseuchengesetzes.

Immer wenn Tiere zu kommerziellen Zwecken eingesetzt werden, gelten strenge Vorschriften, die das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) regelt und die je nach Art des Tieres unterschiedlich ausfallen. Demnach ist es verboten, "ein Tier zu einer Filmaufnahme, Schaustellung, Werbung oder ähnlichen Veranstaltung heranzuziehen, sofern damit Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind". So die Stellungnahme aus Berlin, in der es weiter heißt: "Ob dies im konkreten Fall zutrifft, muss die zuständige Behörde der Länder beurteilen."

Die Tierrechtsorganisation Peta Deutschland e.V. hatte sich gestern erneut zu Wort gemeldet. Ihrer Auffassung nach sei ein Einsatz von Wölfen zu Unterhaltungszwecken explizit verboten — sie schreiben: "Das dürfte auch für die Aufführung im Tanzhaus gelten." Man wolle beim Düsseldorfer Veterinäramt auf jeden Fall Einspruch erheben gegen das geplante Gastspiel.

Auch der Freundeskreis Himmelgeister Kastanie hat sich zu Wort gemeldet und zeigte sich empört über die geplante Tanzaufführung mit einem Wolf auf der Bühne. "Wir sind hier in Düsseldorf und nicht in Paris", sagt ihr Sprecher Andreas Vogt. "Gänse gehören in Düsseldorf in den schönen Hofgarten und der Wolf gehört in den Wald!" Man will auf jeden Fall zu der Aufführung gehen, sagt Vogt auf Anfrage, und sich bis dahin eine kreative Replique auf die Performance überlegen.

Im Kultusministerium des Landes, das den Betrieb des Tanzhauses alljährlich bezuschusst, gibt es derzeit keine Meinung zu dem Wolfsgastspiel. Der stellvertretende Pressesprecher Andreas Kersting sagte auf Anfrage: "Wir fördern das Tanzhaus institutionell und halten uns aus den Inhalten heraus."

Anders als die Peta betrachtet der Naturschutzbund Nabu die Diskussion gelassener. Wolfsexperte Markus Baten, der in einem Gebiet zwischen Görlitz und Dresden lebt, in dem elf Wolfsrudel wieder erfolgreich eingegliedert wurden, sagt, der Bühnenauftritt eines Wolfes sei nicht in jedem Fall Tierquälerei. Es gebe eben verschiedene Typen von Tieren. "Wenn Wölfe es von klein auf nicht anders kennengelernt haben, als dass ihnen das Spiel auf einer Bühne Spaß macht und belohnt wird, dann ist es sicherlich keine Qual für sie." Auch die Angst sei unbegründet, denn "ein Wolf hat uns nicht im Beuteschema. Ein gesunder Wolf greift keine Menschen an."

(RP/jco)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort