Kino-Sondervorstellung im Düsseldorfer „Bambi“ „Hinter den Schlagzeilen“ – Der lange Weg zur Enthüllungsstory

Düsseldorf · Der Dokumentarfilm „Hinter den Schlagzeilen“ gibt Einblicke in die langwierige und aufwendige Recherchearbeit von Investigativ-Journalisten. Bei einer Sondervorstellung kommt der Regisseur nach Düsseldorf.

 Edward Snowden (r.) im Gespräch mit Redakteuren der „Süddeutschen Zeitung“.

Edward Snowden (r.) im Gespräch mit Redakteuren der „Süddeutschen Zeitung“.

Foto: Bauderfilm

Zwei Jahre lang begleitete Daniel Sager mit seiner Kamera Enthüllungsjournalisten bei der Arbeit. Für seinen Film „Hinter den Schlagzeilen“ erlaubte ihm das Investigativ-Ressort der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) erstmals, abgeschirmte Arbeitsprozesse aufzuzeichnen. Am 21. September zeigt das Bambi-Kino in der Düsseldorfer Klosterstraße um 19 Uhr eine Sondervorstellung die Dokumentation mit Gästen, darunter dem Regisseur selbst.

Sager war dabei, als den Redakteuren ein besonderer Coup gelang. Im Frühjahr 2019 war ihnen Videomaterial zugespielt worden, das den damaligen Österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache schwer belastete. Über Monate wurden die Aufnahmen ausgewertet und auf ihre Echtheit geprüft. Die Veröffentlichung des Inhalts führte zu Straches Rücktritt.

„Ich wollte zeigen, wie Journalisten arbeiten, dass es oft um Geduld und langwierige Recherche geht“, erklärt Regisseur Daniel Sager seine Motivation. Die SZ-Redakteure standen dem Projekt anfangs skeptisch gegenüber. „Es gab Informanten, die nicht bereit waren mit uns zu reden, wenn eine Kamera dabei gewesen wäre“, gibt Enthüllungsjournalist Bastian Obermayer zu. Sager und sein Team waren während des Drehs zunächst nicht im Detail eingeweiht, welch brisantes Material dem Investigativ-Ressort zugespielt worden war. „Wir blieben bewusst vage“, erinnert sich Obermayer. Trotzdem war Sager ganz nah dran an der Recherche der Journalisten. Er wählte die Form des so genannten „Direct Cinema“, ohne erklärende oder wertende Kommentierung, und zeigt auf, wie mit großer Sorgfalt alle Fakten immer wieder gecheckt und die rechtliche Seite bei einer Veröffentlichung abgeklopft wurde.

Allen Beteiligten war klar, wenn sie die Bombe platzen lassen und veröffentlichen, wie Österreichs Vize-Kanzler kurz vor der Wahl Pläne für eine Manipulation der öffentlichen Meinung schmiedet, würde dies einem Eingriff in die Politik des Nachbarlandes gleichkommen und die Regierung womöglich stürzen.

Die SZ-Redakteure trafen auch Edward Snowden in Moskau. Der wohl bekannteste Whistleblower weiß aus eigener Erfahrung, wie fragil das Verhältnis zwischen Informant und Journalist ist. Der Hinweisgeber muss darauf vertrauen, dass er als Quelle geschützt wird, der Medienvertreter muss darauf bauen, dass die Informationen wirklich echt sind. Wie gefährlich Enthüllungen werden können, zeigen die Mordanschläge auf die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia und einen weiteren Reporter, die wie Bastian Obermayer und seine Kollegen an der Aufdeckung des Skandals um die so genannten „Panama-Papers“ gearbeitet haben. „Diese Leute sollen sich merken, wenn sie eine Journalistin töten, werden sie nur noch mehr Aufmerksamkeit bekommen“, stellt Bastian Obermayer klar.

„Hinter den Schlagzeilen“ gibt Einblick in die wichtige und notwendige Arbeit von Investigativ-Journalisten. Die Dokumentation zeigt jedoch auch, wie aufwendig und langwierig eine Recherche sein kann, die durchaus mal ins Leere führt.

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