Düsseldorf Central soll zwei Wächter von Anatol bekommen

Düsseldorf · Wenn alles gut geht, braucht das Publikum schon bald keine Angst mehr zu haben, abends ins Central zu fahren. Seit dem Wochenende läuft ja in den Probebühnen, direkt neben dem Bahnhof, der Spielbetrieb des Schauspielhauses, da am Gustaf-Gründgens-Platz großräumig umgebaut wird. Doch nicht jeder Theaterfreund kann sich überwinden, dem Theater in diese dunkle, unsympathischere Ecke der Stadt zu folgen. Vor allem ältere Menschen scheuen den Ort.

 "Wächter" heißt diese vier Meter hohe Skulptur von Anatol.

"Wächter" heißt diese vier Meter hohe Skulptur von Anatol.

Foto: Woitschützke

Eine große Sorge und eine bedauerliche Entwicklung ist das für die Intendanz, die auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs ist und mit mehreren Produktionen allabendlich an der Stammspielstätte ausverkauft war. Dringend nötig und wünschenswert ist es für die Stabilisierung des Schauspiels in der Stadt, dass das Publikum den Umzug mitmacht. Intendant Günther Beelitz hat sogar in Eigenregie die Düsseldorfer Taxifahrer instruiert, dass sie sich doch abends nach der Vorstellung direkt vor dem Central postieren mögen. Derzeit muss man noch zu Fuß rüber zum Bahnhofsvorplatz laufen, um ein Taxi zu bekommen.

Um dem erwarteten Publikumsschwund entgegenzuwirken, kam jetzt dem Vorsitzenden der Freunde des Schauspielhauses, Michael Strahl, eine grandiose Idee: Er will links und rechts vom Eingang zwei hohe, schwere, grimmig dreinschauende Stahlskulpturen des Künstlers Anatol platzieren, die als "Wächter" gedacht sind und ihrem Namen alle Ehre machen sollen. "Es ist eine intellektuelle Antwort auf die populistische Bewegung der Bürgerwehr", sagt Strahl. "Die zwei Tonnen schweren Skulpturen von Anatol sollen signalisieren, ,wir passen auf, und wir antworten mit Kultur auf jede Art von Gewalt."

Sogleich hat Strahl Anatols Genehmigung eingeholt. Der Künstler der Insel Hombroich, der in diesen Tagen 85 Jahre alt wird, würde die Arbeiten für die befristete Zeit des Umzugs auch zur Verfügung stellen. Eine große Serie von Wächtern hat er gießen lassen. Dass zwei von ihnen zu Kulturwächtern befördert werden, kann dem Schüler von Joseph Beuys nur gefallen.

Der Vorstand des Freundeskreises hat Strahls Idee schon zugestimmt, auch Thomas Geisel scheint begeistert. Das sagte der Oberbürgermeister Michael Strahl am Sonntag nach der Premiere des Jugendstücks "Alice im Wunderland", die er mit seinen vier Töchtern und Ehefrau Vera angeschaut hatte. Dringend gesucht wird jetzt ein Sponsor für die Transport- und Versicherungskosten. Und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe muss zustimmen.

(RP)
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