Düsseldorf Carmen bekommt ein neues Gesicht

Düsseldorf · Ihr Debüt an der Rheinoper feiert die Rumänin Ramona Zaharia mit der Titelrolle von Georges Bizets beliebter Oper.

 Aus Rumänien an die Rheinoper: Morgen singt Ramona Zaharia die Titelrolle in der "Carmen.

Aus Rumänien an die Rheinoper: Morgen singt Ramona Zaharia die Titelrolle in der "Carmen.

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Aufrechter Gang, stolzer Schritt. Augen, so schwarz wie Kohle. Wenn Ramona Zaharia sich nähert, scheint sie schon optisch die perfekte Verkörperung von "Carmen" zu sein. Sie trägt noch den schwingenden Rock aus der gerade beendeten Probe, bändigt mit beiden Händen ihre bis zur Taille reichenden schwarzen Haare. "Ja, alles echt", bestätigt sie. "Mit einer Perücke käme ich mir in dieser Rolle auch seltsam vor."

Am morgigen Dienstag gibt die Mezzosopranistin an der Rheinoper ihr Debüt als "Carmen", sie ist die Vierte in Carlos Wagners Inszenierung. Der Einstieg in die Wiederaufnahme verlangten der "Neuen" im ansonsten gefestigten Ensemble allerhand ab. "Ramona ist eine absolut echte und überzeugende Carmen", lobt Spielleiter Volker Böhme. "Sie hat es einfach im Blut." Ein bisschen müde sei sie nach den Proben, gibt Ramona Zaharia zu. "Aber alles fühlt sich wunderbar an. Ich liebe dieses Theater, und ich liebe meine Kollegen. Mit allen versuche ich, gut Freund zu sein. Auf der Bühne braucht man Verbündete. Wenn man sich vertraut ist, passt man auch aufeinander auf."

Das gilt besonders für Bogdan Baciu, der als Moralès mitwirkt. Wie sie stammt er aus Rumänien, ist seit drei Jahren ihr Lebensgefährte und der Grund, warum Ramona Zaharia vom Opernhaus in Timisoara nach Düsseldorf wechselte. Dankbar blickt sie zurück: "Ich durfte dort wachsen, hatte herrliche Rollen und Partner. Das Haus ist in der ganzen Welt anerkannt." Nicht länger getrennt von ihrem Liebsten zu sein, wog schließlich schwerer als das, was sie zurücklassen musste. Seit dieser Spielzeit gehört sie zum Ensemble der Rheinoper: als Maddalena in "Rigoletto", Ulrica in "Un ballo in maschera" und dritte Dame in der "Zauberflöte", in der Bogdan Baciu den Papageno singt.

Und nun also "Carmen". Eine Premiere für Ramona Zaharia, aber kein Rollendebüt. Das Teufelsweib hat sie schon 2012 bei den Festspielen im österreichischen St. Margarethen gegeben. "Sie bleibt immer dieselbe Frau. Ein freier, unabhängiger Geist, schlau und gefühlsbetont", sagt sie. "Zu Bizets Zeiten war das ein Schock - dass da eine ist, die über jede Moral hinweg äußert, diesen einen Mann unbedingt haben zu wollen." Das Gespräch wird auf Englisch geführt, manchmal sucht Zaharia nach dem richtigen Ausdruck. Ihre eigene Sicht auf Carmen beschreibt sie mit einem Gleichnis. "Mich erinnert sie an eine Ziege in den Bergen, die in die Enge getrieben wird. Sie klettert höher und höher und wählt lieber den Sprung in den Abgrund, als sich einfangen zu lassen." Ab Februar, erwähnt sie noch, tausche Bogdan Baciu seine Rolle. Er übernimmt die des Stierkämpfers Escamillo und kommt ihr auf der Bühne noch näher. Gemeinsam tritt das Paar auch beim (ausverkauften) Silvester-Konzert in der Rheinoper auf. Was wird sie singen? Aus ihrem Blick sprühen Funken: "Natürlich die Habanera!"

Ursprünglich wollte sie Schauspielerin werden. In der Akademie befanden die Lehrer, ihre Stimme sei zum Singen wie gemacht. Sie studierte zunächst beides, wechselte dann aufs Konservatorium. "Singen war mein Hobby", erzählt sie, "und jetzt ist mein Hobby mein Beruf. Wenn du das von dir behaupten kannst, bist du eine glückliche Frau." Die schauspielerischen Erfahrungen sind auf der Opernbühne nützlich. "Besonders bei Carmen", sagt sie, "die muss man genau so gut spielen wie singen können." Glaubhaft zu wirken, ist ihr ein Anliegen. "Ich frage mich, ob das Publikum mir meine Rolle abnimmt. Ich selber würde eine feurige Liebesgeschichte sehen wollen." Sie lacht. "Dazu gehört auch Körperlichkeit. Liebesgeschichten zwischen zwei korpulenten Menschen kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen." Ist die Premiere gemeistert, feiern Ramona Zaharia und Bogdan Baciu entspannt Weihnachten. "Es gibt zehn rumänische Künstler im Ensemble. Ich mag es, für alle zu kochen", erzählt sie. "Ich selber bin Vegetarierin. Da die rumänische Küche aber sehr fleischbetont ist, bereite ich Fleischgerichte zu." Im kommenden Jahr will sie endlich Deutsch lernen, "weil ich mich mit meinen Düsseldorfer Freunden auf Deutsch unterhalten möchte."

Tickets für ''Carmen'' gibt es bei westticket.de.

(RP)
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