Büchersprechstunde der ULB „Bares für Rares“ nur im Kleinen und mit Büchern

Düsseldorf · Um herauszufinden, welche Schätze sich in unseren Bücherregalen verstecken, gibt es die Büchersprechstunde der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf. Aber was macht ein Buch besonders?

 Eine mittelalterliche Handschrift, die in Köln um 1310 auf Pergament geschrieben.

Eine mittelalterliche Handschrift, die in Köln um 1310 auf Pergament geschrieben.

Foto: Foto: Universitaets- und Landesbibliothek Duesseldorf

Auf dem Dachboden, im Keller, hinter dem Kleiderschrank – es gibt viele Orte, an denen wir theoretisch ein altes und wertvolles Buch wiederfinden oder entdecken können. In der Realität ist das jedoch eher eine Ausnahme. „Die meisten Bücher, die uns gezeigt werden, wurden gekauft, geerbt oder stammen aus einer Wohnungsauflösung“, weiß Marcus Vaillant. Der Bibliothekar der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf (ULB) organisiert seit 2014 die sogenannte Büchersprechstunde. Hier haben Düsseldorfer die Möglichkeit, den Experten der ULB ihre Bücherschätze zu zeigen und um eine Einordnung zu bitten. Doch wie erkennt man, ob das Lieblingsbuch einfach nur ein alter Roman ist oder vielleicht doch ein wertvoller Schatz?

„Viele Bücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert haben meist eher einen ideellen Wert“, sagt Ute Olliges-Wieczorek, ebenfalls Bibliothekarin und Dezernentin der Landesbibliothek und der Sonderbestände. Denn Bücher, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschienen sind, gehören zur sogenannten Massenliteratur. Durch die Entwicklung neuer dampfgetriebener Druckerpressen konnte die Anzahl der gedruckten Exemplare deutlich erhöht werden. Ein einzelnes Buch aus dieser Zeit stelle daher allein noch keine Seltenheit dar.

„Besondere Ausstattungen können ein Buch jedoch wertvoll machen“, erklärt Olliges-Wieczorek. Dazu gehören beispielsweise Erstausgaben, Bücher, die eine Widmung des Autors oder einer anderen berühmten Person enthalten oder Werke mit einer sehr geringen Auflage. Auch Bücher, die aus der Auflösung einer Autorenbibliothek stammen, können wertvoll sein, weil sie beispielsweise Markierungen und Notizen im Buch enthalten“, sagt Olliges-Wieczorek.

Bei Büchern und Schriften, die vor 1850 erschienen sind, kann es sich schon eher um einen wertvollen Schatz handeln. Auch besondere Kupferstiche oder Grafiken können den Wert steigern. Schriften aus der Zeit des frühen Buchdrucks können so bis zu mehrere Hunderttausend Euro einbringen. Die Chance, ein solches Werk auf Omas Dachboden zu finden, ist jedoch noch geringer. „Das älteste Werk, an dass ich mich erinnere, war eine mittelalterliche Handschrift, ein theologisches Werk aus dem frühen 16. Jahrhundert“, erklärt Marcus Vaillant mit Blick auf die Werke, die er in der Büchersprechstunde begutachtet hat.

Auch Ute Olliges-Wieczorek erinnert sich an ein besonders altes Buch, dass ihr eine Frau gezeigt hat. Es handelte sich um ein niederländisches Werk aus dem 18. Jahrhundert, das zum Teil verschiedene Städte am Niederrhein beschreibt. Das Buch war durch sein Alter, den Regionalbezug und die zudem enthaltenden Holzschnitten etwas ganz Besonderes. Außerdem schenkte die Besitzerin das Buch der ULB, obwohl es vermutlich ein paar Tausend Euro wert war. „Das ist so ein Highlight, das im Kopf bleibt“, sagt Olliges-Wieczorek.

Generell gehe es bei der Büchersprechstunde jedoch gar nicht darum, seltene und extrem wertvolle Schätze zu entdecken, sondern eher Bücherliebhabern ihre Fragen rund um ihre gesammelten Werke zu beantworten. „Wir geben Orientierung, weil viele Menschen einfach sehr interessiert sind“, so Vaillant.

Die Idee zu dem Angebot entstand durch das Aufkommen der verschiedenen Fernsehsendungen wie beispielsweise „Bares für Rares“, in denen Experten Antiquitäten bewerten. „Wir wollten den Düsseldorfer Bürgern einen ähnlichen Service anbieten – nur eben für Bücher“, erzählt Vaillant. Viel wichtiger als der genaue Wert eines Buches sei daher auch die Geschichte dahinter. „Ein Buch war beispielsweise mal extrem schwarz. Voller Ruß und Dreck. Dann stellte sich heraus, dass das Buch bei einem Hausumbau in der Nähe des Kamins gefunden wurde“, erinnert sich Vaillant an einen besonders kuriosen Fund.

Häufig wollen die Besitzer auch wissen, was sie mit ihren Büchern machen sollen, wie sie sie lagern können und ob eine Restauration nötig oder sinnvoll ist. Olliges-Wieczorek empfiehlt, Bücher keiner direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen. Um sie noch besser zu schützen, können sie außerdem eingepackt werden. In den Büchern sollten allerdings keine Notizzettel liegen, da diese mit der Zeit auf das Papier abfärben können.

In die eigene Sammlung nimmt die ULB ein Buch nur in seltenen Fällen auf. Manchmal dient die ULB jedoch als Weitervermittler zu anderen Bibliotheken oder Vereinen. Um sich bereits vor einer Büchersprechstunde einen Überblick über den möglichen Wert zu machen, empfiehlt Olliges-Wieczorek einen Blick in den „Karlsruher Virtuellen Katalog“. In diesem kann man nachschlagen, wie viele Bibliotheken das gesuchte Buch vorliegen haben. Ist es in fast allen Bibliotheken zu finden, kann man davon ausgehen, dass der Wert nicht besonders hoch ist.

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