Düsseldorf Bosse im Zakk wie unter Freunden

Düsseldorf · Wie ein Flummi derwischt er über die Bühne im knallvollen Zakk. Immer wieder von links nach rechts und rechts nach links titscht er, er singt und springt und tanzt und schwitzt sich die Seele aus dem Leib. Ein Bosse-Konzert ist aus mehreren Gründen ein echtes Erlebnis:

Weil der 36-Jährige zu Herzen gehende Songs fabriziert hat, die live noch besser sind als aus der Konserve; vor allem aber, weil er offensichtlich berauscht und verzückt und ein bisschen überrascht ist von dem Moment und davon, dass alle nur wegen ihm hier sind.

"Engtanz" heißt die in diesem Jahr erschienene, sechste Bosse-Platte (es war seine erste Nummer eins in den Album-Charts), und dieser Albumtitel passte perfekt auf den Juni-Abend im Zakk. Hier ist es saunaesk heiß und eng und um den angekündigten Engtanz kommt keiner der Konzertbesucher herum - ob er nun will oder nicht. Aber alle wollen, weil es schön ist und nah und vertraut und kuschelig. Bosse singt Songs wie "Vier Leben", "Alter Strand", "Dein Hurra", "Schönste Zeit", "Krumme Symphonie", "Frankfurt Oder" oder "Istanbul", mischt Tanzbares und Gefühliges und erzählt dazwischen immer wieder Geschichten aus seinem Leben. Dass er in der Pubertät Probleme mit sich und der niedersächsischen Dorfjugend hatte, weil er seine Haare lang trug und nicht zu den anderen jungen Leuten passte. Dass er früher mit seiner Familie jedes Jahr Urlaub auf dem FKK-Zeltplatz auf Amrum gemacht hat und die dicken, nackten Männer am Grill irgendwie dazu gehörten. Bosse erzählt, wie er mit Frau und Tochter eine Weile in Istanbul gelebt und die Stadt unsicher gemacht hat und von der Beerdigung eines Freundes, die tieftraurig und wunderschön zugleich war. Es ist, als würde er das persönliche Bosse-Fotoalbum für alle öffnen, die an diesem Abend im Zakk sind. Und sein Herz gleich mit.

Die Zuhörer sind dann auch völlig hingerissen von diesem Typen, der wie ein Wilder singt und tanzbärt, der mit ihnen "Schmusi machen" will, der Bussis verteilt und Freundschaft, Liebe und das wilde Leben feiert. Am nächsten Tag möchte Bosse, das kündigt er an, in sozialen Netzwerken ein Foto posten, das seinen gesammelten Tanzschweiß in einer Tüte zeigt. Er macht es nicht. Dafür postet er anderes und zeigt den Düsseldorfern, dass auch er von ihnen hingerissen war: "Heute war harter schöner Schwitzetag ... Zuerst rennen, dann noch tanzen. Habe Fußspuren hinterlassen nach dem Top Düsseldorfkonzert. Wahnsinn war das. Danke!!!"

(RP)
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