Düsseldorf Bilder aus Tausendundeiner Nacht

Düsseldorf · An der Königsallee ist orientalische Malerei zu entdecken. Die Arbeiten verschmelzen Klischees mit realen Eindrücken aus den Regionen.

 Eine Szene aus Tanger: "Marokkaner bei der Unterhaltung" von Josep Moragas Y Pomar, entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts.

Eine Szene aus Tanger: "Marokkaner bei der Unterhaltung" von Josep Moragas Y Pomar, entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts.

Foto: Gierhards

Prächtige Paläste, Sonnenuntergänge mit betörenden Licht- und Schattenspielen, farbenfrohe Marktszenen und opulente Herrscher-Portraits prägen das Genre des Orientalismus. Im 19. Jahrhundert brachen europäische Maler vornehmlich aus Deutschland, Frankreich und Italien auf der Suche nach exotischen Inspirationen ins Morgenland auf. Viele dehnten ihre Studienreisen in den Mittleren Osten, nach Nordafrika und Indien über Monate aus. Wie etwa John Gleich, der während seiner Aufenthalte in Indien (1909/1910) neben der Malerei noch Aufsätze über die indische Architektur schrieb. Zu seinen schönsten Gemälden zählt der "Uhrenturm von Udaipur".

Dieses Werk ist derzeit in der Orientalismus-Ausstellung bei Ralph Gierhards Antiques/Fine Art auf der Königsallee 44 zu sehen. "Ich bin seit einiger Zeit dabei, ein Skulpturen-Museum aufzubauen", erzählt der Kunsthändler. "Daher weiß ich, wie stark sich Sammler für orientalische Objekte aus Terracotta, Bronze und Marmor interessieren. So kam ich auf den Geschmack, mich neben den Skulpturen auch der orientalischen Malerei zuzuwenden."

Die meisten Exponate hat er selber erworben, einige wenige Stücke sind Leihgaben von Kollegen. Ralph Gierhards sagt, er sei der einzige Kunsthändler in Deutschland, der sich in dieser Konzentration dem Orientalismus widme. "Alle Bilder wirken sanftmütig und friedlich", betont er. "Mich faszinieren die Farben, das Licht und die stimmungsvollen Darstellungen von Wüste oder Dörfern." Er zeigt auf eine detailreiche Marktszene von Eugène Pavy: "Da ist Leben drin!" Für "Fußgänger bei der Bou-Saada" wählte Jules-Charles Taupin blasse Nuancen, man glaubt, Dunst und Sand wie einen Schleier über dem Bild zu spüren. "Portrait eines Pascha mit Krummsäbel auf einem Tigerfell sitzend" ist ein Hauptwerk des gebürtigen Traunsteiners Max Fürst. "Es entstand wahrscheinlich im Auftrag eines osmanischen Sultans", vermutet Ralph Gierhards.

Nicht immer ließen sich die Orte des Entstehens punktgenau lokalisieren. Den meisten Malern ging es weniger um eine exakte Dokumentation, sondern vielmehr darum, ihre eigenen Sehnsüchte nach dem Morgenland mit realen Eindrücken zu verschmelzen.

Seine Ausstellung versammle Künstler des Orientalismus aus mindestens der zweiten Garde, präzisiert Gierhards und nennt Alexis Delahogue, Carl Wuttke, den Breslauer Paul Lincke ("Examen in der Wüste") oder Gustavo Simoni ("Vor dem Eingang der Alhambra"). Stolz ist er auf Raritäten des Berliner Malers Richard Fuchs wie "Palasteingang in einer tunesischen Stadt" oder "Konstantinopel mit Goldenem Horn in der Dämmerung" des Griechen A. Fotiadis.

(RP)
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