Neuer Bildband erschienen Fotos von Julius Söhn zeigen das historische Düsseldorf

Düsseldorf · Das Stadtarchiv Düsseldorf verwahrt Sammlungen und Nachlässe bedeutender Düsseldorfer Fotografen: So auch des Fotografen Julius Söhn. Von dessen 3200 Aufnahmen nun ist eine Auswahl in einem Bildband erschienen.

Julius Söhn - historische Straßenfotografie aus Düsseldorf
16 Bilder

Julius Söhn - historische Straßenfotografie aus Düsseldorf

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Foto: Stadtarchiv Düsseldorf/Julius Söhn

Was für ein schönes Buch über Düsseldorf! 158 Fotos auf fast 180 Seiten, es ist ein Vergnügen, in diesem Band zu schmökern: Damen hoch zu Pferde, sie unternehmen einen Spazierritt im Hofgarten. Familien bei der Schlittenfahrt im Grafenberger Wald. Dann die imposante Tonhalle auf der Schadowstraße, das Arabische Café mit seiner ausgefallenen Architektur, reich verzierte Fassaden auf der Friedrich-Ebert-Straße. Wie Düsseldorf einmal aussah, man staunt. Auch Kriegsfolgen und politischer Kampf sind in diesem Buch zu sehen: Barrikaden der Spartakisten an der Ellerstraße, ein Freikorps jagt Demonstranten.

Historische Bilder - der Staufenplatz in Düsseldorf mit Bahnschranke
10 Bilder

Historische Bilder - der Staufenplatz in Düsseldorf mit Bahnschranke

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Foto: Stadtarchiv/Stadtarchiv Düsseldorf

All diese Fotos verdankt die Stadt Julius Söhn. Julia Lederle-Wintgens und Andrea Trudewind vom Stadtarchiv haben aus seinem Nachlass, der aus rund 3200 Aufnahmen besteht, Fotos ausgewählt und ein Buch gemacht. Titel: „Augenblicke des Wandels“.

Der Band dokumentiert frühe Straßenfotografie, deren Beginn gemeinhin in Paris verortet wird. Söhn ist, das wird beim Blättern schnell deutlich, mit seiner vielseitigen Arbeit auch mediengeschichtlich interessant. Er wurde 1868 in Saarlouis geboren, verlor die Eltern früh, kam zu Verwandten nach Köln, wo er die Gymnasial-Laufbahn jedoch abbrach, um beim Aachener Maler und Hoffotografen August Kampf zu lernen. Dies war eine klassische Weiterentwicklung: Der Porträtmaler nutzte die neue Technik und platzierte die Menschen in seinem Atelier in einer Szenerie. Aus dem Gemälde wurde eine Fotografie, die allerdings genauso statisch wirkte wie Öl auf Leinwand.

Söhn zog durchs Land, arbeitete bei mehreren Fotografen, was damals ein neuer Beruf war. 1891 ließ er sich endgültig in Düsseldorf nieder, zog mehrfach um, wohnte aber stets irgendwo in der Innenstadt. Das erste Atelier hatte er auf der Hohe Straße. Er kopierte das Geschäftsmodell seines ersten Lehrherren und wurde erfolgreich. Dies vor allem aber deshalb, weil er die Chance nutzte, die neue und handlichere Kameras boten.

Söhn zog durch die Stadt, die durch die Industrialisierung rasch wuchs und sich wandelte. Er dokumentierte Dampfschiffe, neue Verkehrsmittel, Abrisse und Neubauten. Er war zur Stelle, um das Berger Tor vor seiner Zerstörung abzulichten, und ebenso bannte er die vielen wilhelminischen Prachtbauten auf beschichtete Glasplatten (18 mal 24 Zentimeter), die heute kühl gelagert werden.

Wer Prospekte oder Bücher produzieren wollte, kaufte bei Söhn das Bildmaterial. Der Pionier war akribisch und geradezu besessen, sein Werk zu komplettieren. Und er entwickelte mit der Zeit Geschmack daran, die Menschen im städtischen Alltag, den Augenblick festzuhalten – die Fotos änderten sich, wurden lebendiger, auf einmal liefen Leute durchs Bild, wurden angeschnitten. Politisch war Söhn offenbar nicht engagiert, er hatte keine Probleme damit, Aufträge der Nazis anzunehmen.

Zwei seiner sieben Kinder führten das Werk Julius Söhns weiter. Ein Sohn verkaufte den Nachlass 1975 für 65.090 D-Mark an das Stadtarchiv, ein stolzer Betrag. Heute gibt es noch das Geschäft Foto Söhn in der Flinger Straße in der Altstadt. Es wird von einem Urenkel Söhns geführt. Er heißt Matteo Pizzaleo und ist ganz neugierig auf das Buch.

Info Julia Lederle-Wintgens und Andrea Trudewind: „Augenblicke des Wandels. Julius Söhn – frühe Straßenfotografie in Düsseldorf (1890- 1937)“; Herausgeber: Stadtarchiv Düsseldorf; Klartext-Verlag, 176 Seiten, 158 Fotos, Panorama Beilage, 19,90 Euro. Erhältlich im Buchhandel und im Stadtarchiv an der Worringer Straße 140 (Central).

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