Düsseldorf Beschwingter Bach

Düsseldorf · Bachverein Düsseldorf und Konzertchor Volksbühne Wuppertal sangen gemeinsam.

Darf man die h-Moll-Messe kurzweilig nennen? Jenes in den Rang des Mythos aufgefahrenen Chorwerk, mit dem Bach sein eigenes Werk und mit ihm gleich die gesamte Epoche vollendet hat?

Diese zwei Stunden, wie sie Bach vollgestopft hat mit schier undurchdringlichen Chor-Fugen, artifiziellen Arien, Kontrapunktik vergehen im Fluge. Kaum jedenfalls, dass die vereinigten Bachverein Düsseldorf und Konzertchor Volksbühne Wuppertal in der Johanneskirche die vier legendären Anfangstakte des "Kyrie" (auswendig) in den wohlgefüllten Kirchenraum gesetzt haben, ist die reale Zeit aus den Fugen. Und will erst widerwillig, nach dem leisen, sehr innigen "Dona nobis pacem" wieder in ihren alten Trott zurück.

Thorsten Pech, seit Jahren Leiter beider Chöre, pflegt ein zärtlich beschwingtes Verhältnis zu Bach, versammelt und schult viele junge, lichte Frauenstimmen, eine profunde Bass-Sektion, die sich auch vom "et iterum"-Solo nicht wegtragen lässt, und ganze sieben Tenöre. Das sind nicht mal zehn Prozent, und beim finalen doppelchörig achtstimmig "Osanna" fragt man sich, wie das alles noch so ausgewogen klingen kann. Pech wählt ambitionierte Tempi, kann sich auf spannungsvolle Sänger verlassen. Der Chor phrasiert organisch, weiß immer, was wichtig ist, gestaltet die dynamischen Effekte mitreißend.

Das Sinfonieorchester Wuppertal hat mit Lust an den Details gearbeitet. Alles schwingt, die Solisten (Geige, Horn, Flöte, Oboen) überzeugen sämtlich. Da wirkt ein wunderbarer Geist, der auch die Gesangssolisten erfasst. Carola Günter entzückt in den Alt-Arien mit großem Legato. Susanna Martin strahlt sich durch die Sopran-Partie, Hans Jörg Mammel hat Höhe, Farbe und Feeling für die Tenor-Partie, mit leichten Intonationsstrübungen; Daniel Ochoa ist ein fokussierter Bass, mit Tendenz zum Drüber-weg-singen. Großer Applaus.

(RP)
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