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Benefiz-Auktion Große Kunst für die Ukraine

Malersuperstar Gerhard Richter und andere berühmte Künstler geben Bilder in einer Benefizauktion für die ukrainischen Menschen. Zum Aufruf kommen die Arbeiten am 8. April. Erdacht haben die Aktion Dimitrij Kosakov und Claus Gielisch.

 Dimitrij Kosakov (l.) und Claus Gielisch.

Dimitrij Kosakov (l.) und Claus Gielisch.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der ukrainische Künstler Dimitrij Kosakov hat den Stein ins Rollen gebracht: „Suche Wohnungen, biete Bilder“ hatte er wenige Tage nach Beginn des Krieges als Bitte Claus Gielisch vorgetragen. Der 35-Jährige kannte den vereidigten Kunstsachverständigen, Konsul und bestens vernetzten Düsseldorfer, der den Ball auffing und sich sogleich ans Telefon hängte. Schnell fanden sich Freunde, Mitstreiter und viele Menschen, die spendeten, anpackten, losfuhren und sogar losflogen mit kleinen Privatflugzeugen, um hier die Wohnungsnot der Flüchtlinge wie aber auch dort, an der Grenze, existenzielles Leid zu lindern.

Darüber hinaus entwickelten diese beiden Männer die Idee von einer Benefizauktion. Kosakov bildete mit sieben Bildern den respektablen Grundstock. Seine Werke sind farbstark, aus der Ikonenmalerei in die Abstraktion überführt. Er ist vor 22 Jahren nach Düsseldorf gekommen, hat an der Akademie studiert, ist mit seinen vibrierenden Farbkosmen gut im Geschäft. Vor allem Industrielle schätzten ihn, sagt sein Galerist Felix Ringel, der dieser Auktion die breite Unterstützung seitens seiner Zunft zugesteht. „Während wir noch klagen wegen Corona“, sagt Ringel, „wiegen die Klagen der Menschen und Künstler in der Ukraine so viel schwerer, so dass wir alle helfen und unterstützen wollen und müssen.“

Zu Kosakov, da war man sich einig, sollten sich jetzt ganz große Namen gesellen, die am Ende eines Verkaufs für ein Werk möglichst fünfstellige Erlöse erzielen sollten. Telefonketten glühten, Emails und Briefe gingen in Windeseile hinaus. Viele Düsseldorfer Stars der internationalen Kunstszene wurden angefragt, darunter Thomas Ruff, Heinz Mack, Günther Uecker. Auch Gerhard Richter in Köln und seine Frau, Sabine Moritz, die Malerin, bat man um eine Spende. Kosakov kennt Moritz, da waren die Wege kurz, die positiven Bescheide kamen bald. Sowohl Sabine Moritz steuert ein Werk bei als auch ihr Mann, der weltberühmte, fast teuerste lebende Maler international, der in Düsseldorf immer noch als Düsseldorfer geführt wird, weil er hier lernte, lehrte und groß und bedeutend wurde und weil er hier nach seiner Flucht aus der ehemaligen DDR seinen künstlerischen, womöglich sogar einen persönlichen Neuanfang wagte.

„Beiliegend schicke ich Ihnen eine Abbildung der Edition, die ich gerne für diese Auktion spenden würde“, schrieb Gerhard Richter mit herzlichen Grüßen am 23. März an Claus Gielisch, „diese ist gerahmt ca. 1x1 m groß (Motiv 75x75 cm), der Wert beträgt ca. 70.000 Euro“. Schließlich schrieb Richter noch: „Wenn Sie es für die Auktion für geeignet halten, lassen Sie es mich wissen.“ Das abstrakte Bild, gerakelt, übermalt, sehr grün mit hellen Schraffuren, vielleicht gelb oder weiß, offensichtlich aus dem Jahr 2011, gehört zu einer Edition.

In welcher Auflage das Bild erscheint, kann der Kunstkäufer vor Ort eruieren. Überhaupt ist die Veranstaltung ein kleines Event mit Benefizcharakter, im ehrwürdigen Industrieclub zu Düsseldorf. Das Münchner Auktionshaus Karl & Faber führt die Versteigerung durch, der Rotary Club Pempelfort sorgt für die Abwicklung und ermöglicht teilweise Spendenquittungen.

Seit dem unerwarteten Kriegsbeginn in der Ukraine haben viele der berühmten Künstler die Traumata ihrer Jugend neu durchlebt. So hat Günther Uecker (92) jüngst wieder neue Nagelreliefs gehämmert, mit denen er Bezug nimmt auf die einst existenzielle Not im Zweiten Weltkrieg und die Angst vor den Russen, vor denen er seine Mutter und seine Schwestern beschützen musste.

Ulrich Erben, zehn Jahre jünger als Uecker, hat mit seiner Frau, der Schriftstellerin Ingrid Bachér, seit Kriegsausbruch keinen Moment des Seelenfriedens mehr gefunden. Er gehört der Generation an, 1940 geboren, die den Krieg als Kleinkind erleben musste und sodann im Wirtschaftswunderland Deutschland an den Frieden glauben wollte, nachdem der Kalte Krieg sich aufzulösen schien. „Sag mir, wo die Blumen sind“, summte seine Generation.

Alle Illusionen sind zerbrochen. Erben ist am Boden zerstört über die politische Lage. Seit Ausbruch des Krieges hat sich der 82-jährige vitale Farbalchemist an eine neue Serie begeben, ungewohnt bewegte Bilder gemalt, in denen er tatsächlich seine Verzweiflung ausdrückt. Kein zweiter malt wie er. Normalerweise dosiert und diszipliniert er die Farben auf der Leinwand, jetzt ist er ausdrücklicher und lauter geworden. Der Titel des Bildes, das er spendet: „Unantastbar“. Blau-Gelb hat er die Leinwand aufgeteilt, in einen Rahmen gesetzt, der mit sattem Rot und Königsblau die „Ukraine-Farben“ flankiert. Erbens Gemälde ist ein Zeitzeugnis, 120x140 Zentimeter ragt es mahnend in die Welt hinaus.

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