300 Jahre Pressegeschichte "Bemerkenswerte Neuerscheinung"

Düsseldorf · Das Buch "Zeitungen und ihre Zeit" aus dem Droste-Verlag ist nicht nur ein Streifzug durch 300 Jahre Pressegeschichte - es spiegelt auch die Geschichte der Stadt Düsseldorf wider. OB Dirk Elbers findet den Sammelband spannend.

Die Buchvorstellung "Zeitungen und ihre Zeit" im Düsseldorfer Rathaus
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Die Buchvorstellung "Zeitungen und ihre Zeit" im Düsseldorfer Rathaus

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Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) hat schon "vorab reingespinkst", wie er die Gäste wissen ließ. Sein Fazit: Das vom Droste-Verlag präsentierte Buch "Zeitungen und ihre Zeit" sei eine "bemerkenswerte Neuerscheinung", die den Bogen über 300 Jahre Düsseldorfer Zeitungsgeschichte spanne und damit auch die Geschichte der Stadt widerspiegele. Die Publikation gewähre aufschlussreiche Einblicke in die Presselandschaft", sagte der OB, der bekannte, "sehr viel und ziemlich schnell" zu lesen.

Der Ort der Buchvorstellung, der Jan-Wellem-Saal im Rathaus (Elbers: "die gute Stube") war von Stadt und Verlag mit Bedacht ausgewählt worden. Denn unter der Ägide dieses populären Kurfürsten (1658-1716) begann vor 300 Jahren das Zeitungswesen in der Residenzstadt Düsseldorf - und zwar am 8. November des Jahres 1712.

Dieses Datum trägt das einzige erhaltene Exemplar der "Stadt-Düsseldorff Post-Zeitung", das zufällig in einem Münchner Antiquariat entdeckt wurde, wie Mitherausgeber Manfred Lotsch zu berichten wusste. Diese Zeitung erschien mit einem Umfang von vier Seiten. Auf ihnen war viel aus den Hauptstädten benachbarter Territorien zu lesen - aber kein Wort über Düsseldorf. Die Stadt mit ihren damals 8500 Einwohnern sei wohl noch recht überschaubar gewesen, sagte Manfred Droste in seiner Ansprache vor etwa 80 geladenen Gästen. Versteht sich, dass er dem Oberbürgermeister das erste Exemplar überreichte. Zum inhaltlichen Aufbau verwies Droste darauf, dass die Kapiteleinteilung den geschichtlichen Epochen folge. Dazu zählt ein Beitrag über die "Rheinische Gazette unter Napoleons Zensur" ebenso wie ein Exkurs über den Journalisten Heinrich Heine und ein Beitrag über die Presse während des preußischen Kulturkampfes.

"200 Milliarden für eine Zeitung" lautet die Überschrift über den Aufsatz, der sich mit der Inflation in den frühen 20er-Jahren befasst. Auch der "Presse unterm Hakenkreuz" ist ein Beitrag gewidmet. Vom Aufbau des Pressewesens nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der Rheinischen Post 1946 in Düsseldorf handelt ein weiterer Aufsatz. Zu den Herausgebern der Zeitung gehörten damals der Verleger Anton Betz (dessen Tochter Esther bei der Buchpräsentation dabei war), der spätere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Karl Arnold - sein Sohn Gottfried nahm auch an der Veranstaltung teil - und Erich Wenderoth, dessen Tochter Irene ebenfalls in den Jan-Wellem-Saal gekommen war.

Abgerundet werden die Texte von einem Ausblick auf die Medienlandschaft im 21. Jahrhundert, den RP-Chefredakteur Sven Gösmann verfasst hat. Er glaubt an die Zukunft der Zeitung, wenn "große lokale Nähe und Nähe zum Leben" deren Stärke blieben. Dann, so ist sich Gösmann sicher, werde der Leser "König sein, die Leserin Königin".

Lotsch erinnerte daran, dass Manfred Droste der Stadt Düsseldorf im November 1962 einen Silberteller anlässlich 250 Jahren Düsseldorfer Zeitungsgeschichte geschenkt habe. Dieser ist in der Galerie nahe des Jan-Wellem-Saals ausgestellt. Und jetzt, 50 Jahre später, also das Buch zum 300. Jubiläum. Es bereichert auch die Erinnerungskultur in dieser Stadt, die fünf Tageszeitungen mit Lokalteilen kennt - eine Vielfalt, wie es sie nur noch in Berlin und München gebe, sagte Droste.

Er finde das Buch spannend, sagte Elbers, und freue sich darüber, dass es im Vorfeld des Stadtjubiläums erscheine: Im nächsten Jahr feiert Düsseldorf den 725. Jahrestag der Gründung. Die Stadtrechte waren 1288 verliehen worden - nach der Schlacht von Worringen, die mit einem Historiengemälde im Jan-Wellem-Saal nachgestellt wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

(ila)
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