Schauspielhaus Baupanne wird teuer

Düssseldorf · Durch die Verzögerung bei der Sanierung des Großen Hauses muss der neue Intendant Staffan Holm nicht nur seine Eröffnungspremiere verschieben, dem Theater entgehen auch drei Wochen Einnahmen. Doch solange die Bauarbeiten noch im Gange sind, ist man mit Schuldzuweisungen vorsichtig.

 Noch wird gebaut im Großen Haus des Schauspielhauses: Derzeit passen Handwerker die Lamellenverkleidung des Theatersaals an, die aussehen wird wie die ursprüngliche. Allerdings wird eine neue Akustik eingearbeitet, die den Schauspielern das natürliche Sprechen auf großer Bühne ermöglichen soll.

Noch wird gebaut im Großen Haus des Schauspielhauses: Derzeit passen Handwerker die Lamellenverkleidung des Theatersaals an, die aussehen wird wie die ursprüngliche. Allerdings wird eine neue Akustik eingearbeitet, die den Schauspielern das natürliche Sprechen auf großer Bühne ermöglichen soll.

Foto: Bretz, Andreas

Er versucht pragmatisch mit der Katastrophe umzugehen, der neue Intendant des Schauspielhauses. Dabei muss Staffan Holm seit kurzem damit leben, dass er wegen der Verzögerungen bei der Sanierung des Großen Hauses seine erste Spielzeit nicht so eröffnen kann, wie er wollte: mit seiner eigenen Inszenierung von "Hamlet". Doch zu den Bauverzögerungen äußern will er sich nicht. Nur über die künstlerischen Konsequenzen will er in den nächsten Tagen sprechen.

Das Schauspielhaus bemüht sich sichtlich, möglichst unaufgeregt mit der Situation umzugehen. Noch sind die Arbeiten im Haus in vollem Gange, da möchte man sich an Schuldzuweisungen nicht beteiligen. "Wir sind froh, dass wir in sehr kurzer Zeit einen neuen Spielplan aufstellen konnten, ohne dass uns eine Produktion geplatzt wäre", sagt der Geschäftsführer des Schauspielhauses, Manfred Weber. "Alle betroffenen Regisseure haben den Verschiebungen zugestimmt, wir mussten nicht umbesetzen, wir möchten bis zum Spielzeitauftakt eine positive Spannung erhalten."

Trotzdem steht natürlich die Frage im Raum, wie es zu diesem Planungsdesaster kommen konnte. Beauftragt mit der Abwicklung der aufwändigen Asbestsanierung des Großen Hauses ist das Hamburger Architekturbüro von Jörg Friedrich. Es hat sich bei einer europaweiten Ausschreibung unter anderem wegen seiner Erfahrung im Theaterbau durchgesetzt. "Die Saalschale im Großen Haus wieder genau so aufzubauen, wie sie früher ausgesehen hat, ist eine enorme Herausforderung", sagt Jörg Friedrich, "jede Lamelle der Verschalung ist anders gekrümmt und für die Akustik mit speziellen Lochungen versehen. Dazu muss diese Verschalung in den alten Betonbau eingepasst werden. Es war einfach nicht abzusehen, wie aufwändig diese Arbeiten werden würden."

Verärgert über einen schlechten Informationsfluss sind auch zahlreiche Aufsichtsratsmitglieder des Düsseldorfer Schauspielhauses, die aus der Zeitung vom verzögerten Spielzeitauftakt erfahren mussten. Darunter auch Ratsfrau Walburga Benninghaus (SPD): "Wir haben uns noch vor den Sommerferien darauf verlassen, dass alles seinen geplanten Gang nehmen wird. Jetzt drei Wochen davor erst informiert zu werden, geht nicht." Denn: Ärgerlich sei es nicht nur für Intendant und Besucher, sondern auch für Schauspieler und gebuchte Künstler, betont die Politikerin.

Dass die Schauspielhaus GmbH die Koordinierung der Arbeiten an einen externen Generalplaner vergeben hat, ist nicht ungewöhnlich für ein Projekt dieser Dimension. "Es hätte auch nichts geändert, wenn wir selbst geplant hätten", sagt Kulturdezernent Hans-Georg Lohe (CDU), "der Umbau ist einfach komplizierter geworden, als das die Fachunternehmen erwartet haben."

Allerdings sind in den Verträgen mit diesen Unternehmen feste Termine festgelegt, rechtliche Schritte behält sich der Dezernent deswegen vor. Auch steht die Frage im Raum, ob die Projektplanung optimal kontrolliert wurde. Diese Aufgabe lag — anders als bei vorherigen Sanierungen des Theaters — ebenfalls nicht in städtischer Hand, sondern wurde per Ausschreibung an einen Externen vergeben. Ob die Verzögerung des Umbaus auch zu höheren Kosten für die Schauspielhaus GmbH führen wird, ist noch nicht klar. "Mir ist davon nichts bekannt", sagt Lohe. Sicher ist, dass das Schauspielhaus wegen der Premierenverschiebungen beträchtliche Einnahmeausfälle haben wird.

Außerdem ist auch die neue Planung äußerst knapp. Kommt es zu weiteren Verzögerungen beim diffizilen Einbau der neuen Akustikverschalung, dürften die Verschiebemöglichkeiten des Schauspielhauses erschöpft sein. Ausmalen will sich das im Schauspielhaus derzeit aber lieber niemand.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort