Düsseldorfer Couturier Hanns Friedrichs Ausstellung in Hagen ehrt den „Dior vom Rhein“

Düsseldorf /Hagen · Vor zehn Jahren starb Düsseldorfs schillernder Modepapst. Sein erstes Atelier hatte Hanns Friedrichs in Hagen. Dort wird jetzt sein Lebenswerk gewürdigt.

Hagener Ausstellung ehrt den Düsseldorfer  „Dior vom Rhein“
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„Dior vom Rhein“ - Düseldorfer Hanns Friedrichs in Ausstellung geehrt

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Foto: Endermann, Andreas (end)

Mit der liebevoll aufbereiteten Ausstellung „Ich mache keine Mode, ich ziehe Frauen an“, ehrt das Emil Schumacher Museum in Hagen den Couturier Hanns Friedrichs. In Hagen eröffnete er 1949 sein erstes Atelier, das er bis 1999 betrieb. Ab 1950 zog es ihn nach Düsseldorf, wo er mit spektakulären Modeschauen bald als „Dior vom Rhein“ gefeiert wurde. Gut betuchte Damen aus Gesellschaft und Geschäftswelt gingen in seinem Atelier am Jürgensplatz ein und aus, fast alle wurden ihm zu Freundinnen, bis zu seinem Tod 2012.

Dass seine prächtigen Roben jetzt museumsreif sind, ist der Hagener Kunsthistorikerin und Verlegerin Petra Holtmann zu verdanken. Selbst Sammlerin ausgefallener Mode hatte sie Rouven Lotz, Direktor des Emil Schumacher Museums, zu der Schau angeregt. „Ich ahnte nicht, was auf uns zukommen würde“, sagte er am Sonntag bei der Eröffnung in seinem proppenvollen Haus. Als wichtigste Unterstützerinnen nannte er Friedrichs‘ ehemalige Directricen Monika Benscheidt und Margret Szymczak sowie seine langjährige persönliche Assistentin und Nachlassverwalterin Helga Klein: „Ohne deren Wissen und Rat wäre die Ausstellung nicht möglich gewesen.“

Durch sie erfuhr Kuratorin Petra Holtmann von ehemaligen Kundinnen im ganzen Land. Sie suchte alle auf, stand staunend vor geöffneten Schränken, durfte in den schönsten Stücken schwelgen und sie ausleihen. „Was uns schließlich präsentiert wurde, war ein Traum“, berichtet Rouven Lotz. „Wir konnten bei 400 Modellen aus dem Vollen schöpfen.“

Zu Beginn des Rundgangs sind Skizzen und akribisch archivierte Schnittmuster ausgestellt, dazu nostalgische Fotos. Es öffnet sich ein lichter Saal mit den bezauberndsten Modellen, angeordnet nach „Tag“, „Abend“ und „Braut“. Spitze und Stickereien weisen auf die Detailverliebtheit des Modeschöpfers hin. Hanns Friedrichs liebte es farbenfroh und üppig, gern verzierte er seine Modelle mit Applikationen, Pailletten, Knöpfen und handgedruckten Motiven.

Auch Düsseldorfer Leihgeberinnen sind in Hagen vertreten, darunter Karin Sammeck, die zur Eröffnung kam, ebenso wie Katharina Löring (frühere Frau von Jean Löring, Fortuna Köln). Von ihr stammt der umfangreichste Fundus: Zu jedem Kölner Ball ließ sie sich von Hanns Friedrichs eine Robe schneidern und gelangte damit stets in die Presse. „Mir ist heute richtig wehmütig zumute, wir waren eng befreundet“, sagte sie. Eine hübsche Idee: Alle Gäste bekamen ein seidiges Stückchen Original-Stoff aus Atelierbeständen angeheftet. Besonders bei Helga Klein wurden viele Erinnerungen wach. „Ein emotionaler Tag. Nichts ist verschüttet, alles ist noch lebendig.“

Bleibt der Wermutstropfen, den Klein mit der Museumsleitung teilt. Trotz aller Bemühungen war es nicht möglich, Leihgaben aus dem Düsseldorfer Stadtmuseum nach Hagen zu holen. Ihm wurden nach Friedrichs‘ Tod große Teile des Nachlasses übergeben. Nach der ersten Anfrage im Januar 2022 hieß es: „Aufgrund des Erschließungs- und Magazinzustands der Textilsammlung ist eine Recherche und Ausleihe zurzeit leider nicht möglich.“

Zum Zustand des Nachlasses sagte ein Sprecher des Presseamtes unserer Zeitung: „Die bislang unverzeichneten Teile der Textilsammlung werden zurzeit sukzessive inventarisiert und fotografiert. Im Zuge dieser Arbeiten sind auch weitere Teile des Bestandes Hanns Friedrich erschlossen worden.“ Einige davon seien im digitalen Archiv des Museums verzeichnet.

 Hanns Friedrichs liebte es, sich selbst zu inszenieren, hier im Mai 2012, wenige Monate vor seinem Tod,  in seinem Atelier am Jürgensplatz. Mit vielen seiner Kundinnen war er befreundet.

Hanns Friedrichs liebte es, sich selbst zu inszenieren, hier im Mai 2012, wenige Monate vor seinem Tod,  in seinem Atelier am Jürgensplatz. Mit vielen seiner Kundinnen war er befreundet.

Foto: Endermann, Andreas (end)
Abendrobe, verziert mit Glasstiften, Strass und Organzablättern

Abendrobe, verziert mit Glasstiften, Strass und Organzablättern

Foto: RP/Regina Goldlücke
 Leihgeberin Katharina Löring mit ihrem Paris-Kleid von 1992

Leihgeberin Katharina Löring mit ihrem Paris-Kleid von 1992

Foto: RP/Regina Goldlücke

Umso schöner, dass in Hagen das reiche Schaffen des Modeschöpfers so anschaulich sichtbar gemacht wird. Dem Mann, der die Bühne liebte und sich seine eigene schuf, würde diese Hommage gewiss gefallen.

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