Neue Ausstellung im NRW-Forum Debatte um Diskriminierung

Düsseldorf · Eröffnet wird die neue Ausstellung im NRW-Forum erst am Donnerstag, eine Debatte um die Schau, die sich Verschwörungstheorien widmet, ist aber bereits in Gang. Die Künstlerin Candice Breitz wirft den Kuratoren der Ausstellung, Alain Bieber und Florian Waldvogel, vor, Künstler, die nicht männlich und weiß sind, von der Teilnahme ausgegrenzt zu haben.

 Alain Bieber, Direktor des NRW-Forums.

Alain Bieber, Direktor des NRW-Forums.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Via Facebook veröffentlichte sie zudem eine E-Mail, die Bieber, der auch Chef des NRW-Forums ist, vor zwei Jahren an den Künstler Oliver Laric schrieb. Dieser hatte damals die Teilnahme an einer Ausstellung abgelehnt, weil sie ihm „von männlichen Künstlern dominiert“ schien. Bieber entgegnete, er wähle nach „Qualität und Relevanz“ aus und bat Laric um Hinweise, sollte er Künstlerinnen kennen, die zu Themen wie Virtual Reality oder Simulation „bessere Arbeiten als ihre männlichen Pendants realisiert haben“ – dann mache er eine Ausstellung nur mit Frauen, schrieb Bieber. Bei Facebook sorgt das Schreiben nun für Proteste. Unter anderem der Düsseldorfer Galerist Max Mayer warf dem NRW-Forum und Bieber ein „misogynes Problem“ vor.

Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte Alain Bieber am Montag die Echtheit der E-Mail an Laric und betonte zugleich, für Gleichstellung („Gender-Mainstreaming“) einzutreten – „aber ich bin auch gegen eine ‚Frauenquote’ beim Kuratieren von Kunstausstellungen“. Geschlecht, Hautfarbe und Herkunft interessierten ihn nicht, so Bieber, „mir geht es alleine um die Qualität der künstlerischen Arbeit“. Das Wort „besser“ sei indes missverständlich, räumte Bieber ein. „Aber die Arbeit muss mindestens so gut sein wie die eines ‚männliches Pendants’.“ Zugleich verwahrte sich Bieber gegen generelle Vorwürfe. Das NRW-Forum habe zuletzt zahlreiche Künstlerinnen ausgestellt und auch mit Kuratorinnen gearbeitet, sagte Bieber und erinnerte unter anderem an die Einzelausstellungen mit Louise Dahle-Wolfe und Herlinde Koelbl.

Bezugnehmend auf die Ausstellung „Im Zweifel“, die am Donnerstag eröffnet wird, sagte Bieber, es sei nicht Waldvogels und seine Intention gewesen, weibliche Positionen von der Ausstellung auszuschließen – zumal mit Juliane Herrmann, Suzanne Treister und den an zwei Kollektiven beteiligten Künstlerinnen auch solche vertreten seien. Zur Vorbereitung hätten sie sich am Thema abgearbeitet, sagte Bieber. „Verschwörungstheorien sind ein Thema, zu dem mehr männliche Künstler arbeiten, und Verschwörungen sind auch ein Diskurs, der anscheinend vor allem Männer fasziniert.“ Im NRW-Forum werde nun aber intensiv diskutiert, „was wir in Zukunft ändern können“.

Breitz hatte dem NRW-Forum zudem vorgeworfen, kritische Kommentare von der Facebook-Seite des Ausstellungshauses entfernt zu haben. Weil mehrere Mitarbeiter Zugriff auf die Seite hätten, könne er den Vorgang nicht mehr nachvollziehen, sagte Bieber. Auf Breitz’ Vorwürfe aber habe das Haus bereits mit einer persönlichen E-Mail reagiert.

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