Düsseldorf Auch Heynen verlässt die Kunstsammlung

Düsseldorf · Nach Marion Ackermann und Hagen Lippe-Weißenfeld geht nun der einstige K21-Chef von Bord.

Erst kündigte die doppelte Führungsspitze, jetzt verlässt auch der langjährige Kurator Julian Heynen die Kunstsammlung NRW. Doch anders als in den Fällen Marion Ackermann und Hagen Lippe-Weißenfeld hält sich die Überraschung bei der jüngsten Personalie in Grenzen. Denn Heynen wird sich Ende Juli nach Vollendung des 65. Lebensjahrs ganz unspektakulär in eine Existenz als Ausstellungsmacher und Autor für zeitgenössische Kunst verabschieden.

Schon 2009 verließ er den Posten, auf dem Heynen der Düsseldorfer Museumsszene wichtige Impulse versetzt hatte: als Ausstellungsleiter des K21, das damals noch als Außenstelle des K20 firmierte und ausschließlich Gegenwartskunst zeigte. Nicht zufällig fiel der Termin mit dem Antritt von Marion Ackermann zusammen. Hatte deren Vorgänger Armin Zweite seinem Kurator Heynen im K21 freie Hand gelassen, suchte Ackermann ihre beiden Häuser organisatorisch aneinanderzubinden. Der Posten eines "Direktors Süd" entfiel damit, und das wird Heynen nicht gefreut haben - umso weniger, als er mit seiner Arbeit große Anerkennung geerntet hatte. Nur an den Besucherzahlen haperte es.

Im K21 hatte Julian Heynen seine Auseinandersetzung mit Gegenwartskunst fortgesetzt, die er im Duisburger Lehmbruck-Museum als Kurator begonnen und danach in den Krefelder Häusern Lange und Esters als stellvertretender Direktor der dortigen Museen zur Blüte gebracht hatte. Ausstellungen zu Gerhard Richter und Gregor Schneider standen auf dem Programm.

In Düsseldorf knüpfte er dann daran an: mit Präsentationen zu Katharina Fritsch, Daniel Richter, Luc Tuymans, erneut Gregor Schneider, Lawrence Weiner und Martin Kippenberger. Immer wieder stellte Heynen auch Künstler vor, die hierzulande noch nicht bekannt waren und die er selbst teilweise gerade erst ausfindig gemacht hatte. In bester Erinnerung ist die Ausstellung des Polen Wilhelm Sasnal, der Pop mit Abstraktion verbindet.

Immer wieder bewies Heynen seine Gabe des geschickten Inszenierens. Unter seiner Regie führten die Kunstwerke Dialoge miteinander, bis hin zur Schau der französischen Künstlerin Dominique Gonzalez-Foerster, die noch bis zum 7. August im K20 zu sehen ist.

Kuratieren aber war für Heynen zum Schluss nur noch eine unter mehreren Tätigkeiten. Marion Ackermann hatte ihn zum "Künstlerischen Leiter für besondere Aufgaben" ernannt. Von Berlin aus kümmerte er sich von dann an unter anderem um Fragen der Rückgabe von NS-Raubkunst.

Wie sehr man ihn in Düsseldorf als Kurator schätzte, zeigt sich auch daran, dass er zwei Mal Kommissar des deutschen Pavillons auf der Kunst-Biennale von Venedig war. Und sein Verhandlungsgeschick bewies er, als er den Erwerb der Sammlung Ackermanns für die Kunstsammlung NRW vorbereitete.

Julian Heynen wird nun an seine Kuratorentätigkeit anknüpfen können, wenn er frei arbeitet. In nächster Zeit wird er Ausstellungen zum Werk Richard Deacons im Essener Museum Folkwang und in Prag arrangieren.

In Düsseldorf, an der Ständehausstraße 1, richtet sich der Blick von jetzt an erst einmal auf die zentrale Frage, wer auf Marion Ackermann folgen wird. Wäre Heynen 20, vielleicht 30 Jahre jünger - er wäre wohl die Idealbesetzung. Auch weil er über eine besondere Gabe verfügt: Heynen spricht druckreif aus dem Stegreif.

(B.M.)
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