Streitgespräche im Schumann-Saal Die Kunst, Recht zu behalten

Düsseldorf · Die Schauspieler Annette Frier und Christoph Maria Herbst begeisterten ihr Publikum mit geistreichen Streitgesprächen im Robert-Schumann-Saal.

 Annette Frier und Christoph Maria Herbst. Streitgespräche waren auch gängiges Thema ihrer ZDF-Serie „Merz gegen Merz“ .

Annette Frier und Christoph Maria Herbst. Streitgespräche waren auch gängiges Thema ihrer ZDF-Serie „Merz gegen Merz“ .

Foto: dpa/Martin Rottenkolber

Annette Frier und Christoph Maria Herbst sind ein eingespieltes Team auf dem TV-Bildschirm, wie auf der Bühne. Jetzt begeisterten die Schauspieler mit ihrer „Kunst, Recht zu behalten“ im Robert-Schumann-Saal.

Streiten will gelernt sein, das Argumentieren auch. Für Annette Frier und Christoph Maria Herbst, beide Meister des verbalen Schlagabtauschs, sind das Paraderollen. Die Chemie stimmt zwischen den beiden Schauspielern, die unter anderem für die ZDF-Serie „Merz gegen Merz“ gemeinsam vor der Kamera standen.

Dabei geben sie ein beziehungsgeschädigtes Ehepaar, das sich scheiden lässt. „Manche Ehen sind wie ein Todesurteil, das lebenslang vollstreckt wird“, lässt Herbst alias Erich Merz das Publikum denn auch resigniert wissen.

Fans der Serie kamen am Sonntag voll auf ihre Kosten, denn Frier und Herbst hatten für ihr kurzweiliges Programm „Die Kunst, Recht zu behalten oder: Du mich auch!“ unter anderem Textpassagen aus der Feder von Ralf Husmann dabei, Produzent und Autor von „Merz gegen Merz“ und Erfolgsformaten wie „Stromberg“ oder „Check Check“.

Rund 90 Minuten arbeiteten sich die Kölnerin und der Wuppertaler durch über 2000 Jahre Beziehungsgeschichten und das gleich zweimal hintereinander. Denn der erste Auftritt am Nachmittag war ein Nachholtermin aus dem letzten Jahr, als coronabedingt alle Veranstaltungen im Robert-Schumann-Saal abgesagt werden mussten. Die Nachfrage war so groß, dass ein Zusatztermin am Abend ins Programm genommen wurde.

Die Schauspieler harmonierten gerade deshalb so gut, weil sie sich nichts schenkten. Schlagfertig schlüpften sie in immer wieder neue Rollen. Schon der Start mit Mark Twains „Adam und Eva“ barg Konfliktpotenzial und besonders Frau Frier hatte da doch Diskussionsbedarf in Sachen Frauenklischees, die bei Twain immer „nur meckern und zu viel reden“. Ein kurzer Blick in die Bibel, genauer ins erste Buch Mose zeigte, dass sich seit der Vertreibung aus dem Paradies nicht viel an der Rollenverteilung geändert hat.  

Kurz streifte das Duo Platon und seine Vorstellung vom kugelförmigen Menschen, nur um dann mal bei Shakespeare auf den Busch zu klopfen, wie es zu seinen Zeiten mit dem Zwischenmenschlichen aussah. Frier gab dafür Lady Macbeth, die ihren Geliebten zum Mord anstachelt. Natürlich durfte auch die berühmte Balkonszene aus „Romeo und Julia“ nicht fehlen. Dafür übernahm Herbst zur Freude des Publikums die Julia, in die er sich „noch einfühlen“ musste, wie der 55-Jährige augenzwinkernd zugab.

Frech berlinerten sich die Zwei durch Tucholskys Kurzgeschichte „Ein Ehepaar erzählt einen Witz“, fielen sich gegenseitig ins Wort, zeterten und kämpften um die Pointe. Wie sich vortrefflich streiten lässt, wusste schon Schopenhauer und Kabarettist Kai Magnus Sting weiß es auch. Deshalb widmete er dem Philosophen auch einen Text, dem Frier und Herbst mit viel Verve Leben einhauchten.

Es war tatsächlich das erste Mal, dass die Schauspieler mit diesem Programm auf der Bühne standen. Der kurzweilige Abend lässt auf mehr hoffen.

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