Düsseldorf Alle lieben Mireille Mathieu

Düsseldorf · Sehr viele Herren sind da. Gerne paarweise und mit Blumen, Maiglöckchen und Rosen, in üppigen Gebinden. Sie werden im Laufe des Abends ihren Bestimmungsort finden: auf der Bühne, in den Händen von Mireille Mathieu. Noch herrscht gespannte Erwartung in der Tonhalle. Die Musiker huschen im Halbdunkel herein. Trommelwirbel und aufbrandende Klänge, bis der Star kommt und das Publikum sich unter lautem Jubel erhebt. Was für ein Empfang!

Dann wird es hell. Mireille Mathieu steht im Licht und lächelt glücklich, ihre Augen schimmern. Sie beginnt ihr Konzert mit der beseelten Hymne "Il faut croire". Die Stimme glasklar, das kleine Schwarze mit dezentem Glitzer, die Frisur seit über 50 Jahren unverändert. Genauso lange klebt auch das Etikett "Spatz von Avignon" an ihr. Tatsächlich scheint die Zeit über die Sängerin (72) hinweggegangen zu sein. Wären da nicht die etwas schleppenden Schritte, das leichte Humpeln, man könnte sie für das Mädchen von einst halten, das dem braven deutschen Schlager mit "Martin", "Der Pariser Tango" oder "Hinter den Kulissen von Paris" französisches Flair einhauchte.

Mireille Mathieu tourt durch Deutschland, und all diese großen Erfolge singt sie auch jetzt, dazu das unverwüstliche "Akropolis adieu". Aber sie mixt ihre Gassenhauer mit Chansons, die kraftvoll sind wie "Mon credo", die ergreifen wie die "Hymne à l'amour" und "Non, je ne regrette rien" als Hommage an Edith Piaf, mit der sie immer verglichen wurde. Bei "La Paloma adé" ahmen die Zuhörer die "wogende See" nach und wiegen sich im Takt. Sie mögen die Schnulzen "Santa Maria de la mer" und "Meine Rose soll dich begleiten", erkennen aber sehr wohl die hohe Qualität der Ballade "Une vie d'amour", die Mireille Mathieu einst mit Charles Aznavour sang.

Immer wieder Standing Ovations, Blumen, deutsch-französische Fähnchen und Geschenke - aus einer Tüte lugt ein Teddybär. Mireille Mathieu badet im Applaus, breitet die Arme aus, ruft "Dankeschön" und begeistert Lied für Lied mit enormer Energie. Sehr charmant gelingt ihr ein Medley, bei dem sie sich fix durch sechs Sprachen singt. Darunter Russisch, Japanisch, Chinesisch und Italienisch - dafür wählt sie das wunderbare "La liberta".

Am Ende sagt sie: "Ich liebe Sie!" Und alle lieben Mireille.

(RP)
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