Düsseldorf Aktionskunst für ein Publikum mit Fensterplätzen

Düsseldorf · Menschen zwischen 15 und 81 Jahren spielten in der Öffentlichkeit Theater. Gesang und Tanz lockten die Zuschauer aus den benachbarten Großraumbüros.

 Im Bürgerpark in Oberbilk wurde Theater gespielt, gesungen und getanzt. Und auf den Gehwegen hinterließen die Künstler ihre Spuren.

Im Bürgerpark in Oberbilk wurde Theater gespielt, gesungen und getanzt. Und auf den Gehwegen hinterließen die Künstler ihre Spuren.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als sie beginnen, ihre Texte mit Kreide auf die Steinplatten im IHZ Bürgerpark in Oberbilk zu schreiben, ist der Himmel grau und es nieselt, und das macht ihnen Angst. Denn wenn der Regen stärker wird, schwemmt er die ganze Arbeit weg, und dann war alles umsonst. Ajmal, ein aus Afghanistan geflüchteter Mann, schreibt in Darî, einer persischen Sprache, die in seinem Heimatland gesprochen wird. Die vier Zeilen geschwungener Schriftzeichen sehen aus wie gemalt - ein Kunstwerk. Später trägt er seinen Text mit einem Megafon vor, und die Leute hängen sich sogar aus den Fenstern des benachbarten Großraumbüros, um seinem melodischen Singsang zu lauschen.

Ajmal ist einer von 25 Teilnehmern, die bei dem Workshop "In Action" mitgemacht haben, ein Projekt des Zakk in Kooperation mit dem FFT (Forum Freies Theater) und dem Jugendmigrationsdienst der Diakonie. In vier Arbeitsgruppen wurden Szenen, Geräuschkulissen, Choreografien und Texte erarbeitet, die vom Zusammenleben in der Stadt erzählen. Anschließend wurden die Arbeiten der Öffentlichkeit präsentiert: am Graf-Adolf-Platz, am Hauptbahnhof und im Bürgerpark.

"Die Teilnehmer haben eigene Bilder in poetische Texte übersetzt", erklärt der Schriftsteller Frank Schablewski, der die Workshop-Gruppe "Literatur" leitet. Die Gruppe "Tanz", die von Tanja Kodlin geführt wird, und die Gruppe "Theater", die von Marlin de Haan angeleitet wird, führen Ausdruckstänze und Standbilder zum Thema Gemeinschaft in Düsseldorf auf. Zuweilen passiert vieles gleichzeitig im Bürgerpark. Passanten laufen mit fragenden Blicken vorbei.

Schwerpunkt der Gruppenarbeiten war es, gesellschaftliche Veränderungen zu hinterfragen. Der demografische Wandel lässt die Bevölkerung schließlich älter werden, durch die Zuwanderung wird sie multikultureller. "Wir wollen diese Veränderungen der Gesellschaft in den öffentlichen Raum tragen", sagt Robert Hillmanns, Mitorganisator vom Zakk. Es solle außerdem der Raum geboten werden, um sich über Alters- und Nationalitätsgrenzen hinweg auszutauschen. Entsprechend vielfältig sind die Biografien der Workshop-Teilnehmer: Von den 25 sind drei nach Deutschland geflüchtet; es werden zehn verschiedene Sprachen gesprochen; die Teilnehmer sind zwischen 15 bis 81 Jahre alt. "Bei uns geht es schon ziemlich bunt zu", sagt Hillmanns, "aber irgendwie klappt es mit der Verständigung immer."

Kurz vor Schluss trägt die Gruppe "Musik" unter der Leitung von Fabian Schulz zuvor aufgenomme Geräusche und einen dazu improvisierten Gesang vor. Nun bleiben Passanten stehen, hören zu, einige tanzen sogar. "Wir haben schon gemerkt, dass wir angekommen sind", sagt einer der Sänger anschließend. Mittlerweile ist der Himmel blau und die Sonne scheint. Die Texte aus Kreide sind geblieben. Sie sind nun überall im Park zu sehen.

(RP)
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