Analyse Achenbach verbindet Tradition mit Moderne
Düsseldorf · Kunstgeschichten (14) Susanna Anna widmet sich in ihrem Beitrag einem Ölbild von Oswald Achenbach. Zum 100. Geburtstag des Museums Kunstpalast ist ein Buch mit 40 persönlichen Kunstgeschichten erschienen.
Die enge Beziehung zu Düsseldorf und Rom teile ich mit dem Maler Oswald Achenbach. Als Hauptvertreter der deutschen Landschaftsmalerei war er Professor der Kunstakademie und sogar Ehrenbürger der Stadt. Meine Kindheit stand kulturell ganz im Zeichen Düsseldorfs: Ich wuchs mit Schumanns "Rheinischer" zum Sonntagsfrühstück, der Malerschule und dem Jungen Rheinland im Kinderzimmer und vielen Düsseldorfer Ausstellungskatalogen in der Bibliothek meines Vaters auf. An das Cover des Kataloges zur Düsseldorfer Malerschule 1979 erinnere ich mich noch gut: Es zeigt Oswald Achenbachs "Im Park der Villa Borghese". Als Kind besuchte ich oft mit meinem Vater das Stadtmuseum und das Kunstmuseum. Hier bestaunte ich die Werke der mir so vertrauten Künstler – auch die von Oswald Achenbach. Und "Im Park der Villa Borghese" hatte es mir besonders angetan.
Achenbach weilte häufig in Rom, erstmals im Jahr 1850. Rund 100 Jahre nach Entstehung des Gemäldes besuchte ich diese wunderbare Stadt zum ersten Mal. Achenbach hatte das Bild nach seiner sechsten Italienreise gemalt. Hundert Jahre später trat ich an die vermeintliche Stelle im Park. Ich besuchte den Ort noch unzählige Male.
Was fasziniert mich an diesem Gemälde? Sind es die Erinnerungen an die Geborgenheit des Kindseins? Eine erste prägende Kunsterfahrung? Sind es die von mir so geschätzten kunstgeschichtlichen Aspekte zwischen Tradition und Moderne?
Eine große Faszination stellt für mich das römische Sujet dar, in das ich immer wieder vor Ort eintauchen konnte. Vor allem liebe ich es, die schicken Römerinnen und Römer – wie auf dem Gemälde – bei ihren Spaziergängen zu beobachten. Ich sitze im Gras in der herrlichen Sonne Roms, es duftet nach Zypressen, Blumen und Gras; die Vögel singen Lieder, mit denen sie das Tosen der Großstadt übertönen. Hierbei kommen mir Erinnerungen an meine Kindheit auf dem Land, geborgen in meinem schönen Elternhaus mit allerlei Kunstgewerbe, vielen alten Büchern und mit Vogelgezwitscher aus dem Garten. Beim Anschauen vieler Kunstkataloge auf einem rauen antiken Orientteppich kauernd blieb ich dann bei Achenbach hängen: "Im Park der Villa Borghese" lud mich ein, mich in dieses Bild hineinzuversetzen und in ihm für einen Augenblick mit zu leben, als sei ich ein Teil von ihm. Dieses in ein Gemälde Eintauchen, hat sich bei mir bis heute erhalten – sich das Leben der abgebildeten Menschen vorzustellen und jeden Pinselstrich genau nachzuverfolgen.
Die Kunstgeschichte zwischen Tradition und Moderne hat mich seit meinem Studium interessiert. Aus der Tradition etwas Neues zu entwickeln, bestimmt bis heute meine Auffassung von Museumskonzeptionen. Achenbach verdeutlicht in seinem Gemälde genau diesen Ansatz. Sein traditionelles bühnenartiges Raumkonzept einer Stadtlandschaft mit staffageartiger Personenausstattung weist jedoch in die Zukunft. In der Auseinandersetzung mit der Fotografie wählt er einen Bildausschnitt mit angeschnittener Architektur-/Naturdarstellung. Alt und neu stehen sich auch in seinem Malstil gegenüber. Die fein säuberlich gepinselten Konturen setzt er gegen impressionistischen Tachismus. Und dann dieses Licht!