Publikum kann voten Kurzfilme made in Düsseldorf

Düsseldorf · 99 Stunden Zeit haben die Teilnehmer der "99Fire Film Awards", um einen Kurzfilm zu einem vorgegebenen Motto zu drehen. Auch einige Düsseldorfer machen mit. Dieses Wochenende wählt das Publikum im Netz den Gewinner.

 Thomas, Titelheld des Kurzfilms im Wettbewerb, hat im Nordpark ein Problem, das sich aber am Ende von 99 Sekunden löst.

Thomas, Titelheld des Kurzfilms im Wettbewerb, hat im Nordpark ein Problem, das sich aber am Ende von 99 Sekunden löst.

Foto: 99Fire Film Awards/Screenshort

"Mama" sitzt allein am Tisch und blickt sinnend aus dem Fenster. "Mama" freut sich, als ihr Sohn mit Kaffee und Kuchen vorbei kommt. "Mama" lacht und erzählt. Doch als ihr Sohn wieder geht, ist es, als wäre er nie da gewesen.

Vitali Gahls 99 Sekunden langer Film "Hallo Mama" kommt erst harmlos daher und überrascht dann mit einer bitteren Pointe. Er ist einer von 99 Filmen, über die bis Montag (19. Februar 2018, 13 Uhr) auf der Seite der "99Fire Film Awards" abgestimmt werden kann. Gedreht haben ihn Vitali und seine neun Mitstreiter am ersten Februar-Wochenende.

Mit Bewegtbild kennt sich Vitali (33) aus, beruflich konzipiert er Werbefilme. Am Wettbewerb teilzunehmen, habe ihn trotzdem gereizt, sagt er: "Man ist einfach viel freier in der Gestaltung und muss sich nicht mit Kunden auseinandersetzen während der Konzeption."

 Vitali Gahl nimmt schon zum zweiten Mal am Wettbewerb teil.

Vitali Gahl nimmt schon zum zweiten Mal am Wettbewerb teil.

Foto: Vitali Gahl

Neben Vitali Gahl und seinem Team haben es noch drei weitere Düsseldorfer Filme in die Endauswahl geschafft, über die das Publikum abstimmen kann. Außerdem gibt es weitere Preise zu gewinnen: Eine Jury wird drei Filme auswählen: bester Film, beste Idee und beste Kamera. Außerdem kann jeder auf der Website für den Publikumspreis abstimmen. Am 21. Februar werden die Preise in Berlin verliehen.

Dort wird Vitali dann auf eine alte Freundin treffen: Caro Katerkamp arbeitet ebenfalls in der Werbebranche. Die beiden haben vor drei Jahren mal gemeinsam am Wettbewerb teilgenommen - dieses Jahr sind sie Kontrahenten. Caros Film "Thomas" erzählt kurz, knackig und mit Herz von einem Protagonisten, der "kein Mann der großen Worte ist", stattdessen ein Mann der lauten Worte, genau genommen: der geschrienen Worte. Wird Thomas trotz dieses Handicaps Anschluss finden?

Entstanden ist die Idee zu "Thomas" beim Abwaschen nach einem gemeinsamen Essen am Donnerstagabend, dem ersten Tag der Produktionszeit. "Wir haben halt Faxen gemacht, irgendwie rumgeschrien, und dann hatten wir die Idee", beschreibt Cutter und Hauptdarsteller Johannes Tschepe (25) den kreativen Prozess des Teams. "Wir dachten nur: Yeah, das ist es!"

 Team Caro: Texterin Michelle Schmitz, Art Director Carolin Katerkamp und Cutter Johannes Tschepe.

Team Caro: Texterin Michelle Schmitz, Art Director Carolin Katerkamp und Cutter Johannes Tschepe.

Foto: Carolin Katerkamp

Übers Wochenende wurde in Düsseldorf gedreht: Szenen im Nordpark, in der Buchhandlung Walther König, auf der Theodor-Heuss-Brücke und im Club "Golzheim". Das Team lag gut in der Zeit, hatte sogar noch Gelegenheit, mit Komponist Justus Großkreutz an der Filmmusik zu feilen. "Es war einfach toll, dieses Wochenende gemeinsam an etwas zu arbeiten", sagt Caro Katerkamp. "Wir haben so viel gelacht." Auch wenn das schon wunderbar war, fügt sie hinzu, wäre es natürlich noch toller, am Ende zu den Preisträgern zu gehören.

Ähnlich sieht es Vitali Gahl. Mit "coolen Leuten" ein gutes Projekt machen, das habe ihm gefallen, sagt er. Aber es sei ihm auch um den Trainingseffekt gegangen. "In meinem Job müssen Pitches ja auch öfter mal gestern fertig sein", sagt er. "Da ist es ein super Training, so ein Projekt in der vorgegebenen Zeit fertigzustellen."

Ein kleines Problem hatten beide Teams mit dem Motto, das am 1. Februar per Mail verkündet wurde. McDonald's, diesjähriger Hauptsponsor des "99Fire Films Awards", begreift den Wettbewerb offenbar ausschließlich als Werbemittel für die eigene Marke - und nicht so sehr als nettes Geschenk an Kreative und Filmfans. Das Motto entsprach dem Claim des Fast-Food-Unternehmens, außerdem musste in jedem Film ein McDonald's-Produkt zu sehen sein. "Als das bekannt wurde, haben wir schon erst mal diskutiert, ob wir jetzt wirklich noch am Wettbewerb teilnehmen wollen", erzählt Vitali. Und Johannes sagt: "Wir haben uns mit dem Thema erst echt schwergetan, weil wir ja keinen Werbefilm für McDonald's machen wollten."

Die Pflicht zur Produktplatzierung hat Team Caro in "Thomas" übrigens geschickt gelöst: Im Nordpark steht vor einem Papierkorb auf dem Boden ein Getränkebecher mit Logo.

(hpaw)
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