Analyse 2013: Ehrenhof vor dem Umbruch

Düsseldorf · Vorbei die fetten Jahre: Museen und Bühnen müssen im kommenden Jahr sparen. Das größte Kulturzentrum wird sich bald verändern. Im Museum Kunstpalast muss man das Defizit ausgleichen, das NRW-Forum steht vor dem Aus. Nun sind gute Ideen gefragt.

Als Oberbürgermeister Dirk Elbers 2008 sein Amt antrat, erklärte er eine Aufwertung des Ehrenhofs zu einem zentralen Projekt. Das Museum Kunstpalast sollte erweitert, die Rheinuferpromenade bis zur Rheinterrasse als Flaniermeile verlängert werden. Die Besucher der Tonhalle sollten nach den Plänen des Oberbürgermeisters von einem neuen Parkhaus unterirdisch direkt in das Konzerthaus kommen.

All diese Pläne sind Pläne geblieben, was nicht unbedingt Elbers anzulasten ist. Die Stadt setzte andere Schwerpunkte. Sie sind aber ein gutes Beispiel dafür, in welchen Dimensionen damals noch für Düsseldorfs Kultur gedacht wurde — und wie sich die Zeiten geändert haben.

Statt Aufwerten und Erweitern lautet der Kernbegriff für das kommende Jahr: Bewahren. Das Geld für große Investitionen fehlt, und der Kulturetat, über den derzeit beraten wird, stagniert in der Höhe des Vorjahres. Auch in den kommenden Jahren werden die Kassen nicht wieder voller werden, und so ist eine neue Bescheidenheit eingekehrt — künstlerische Höchstleistung und gleichzeitig solides Wirtschaften, so lautet der Wunsch an Museen und Bühnen.

Nicht alle glauben, dass sich so das hohe Niveau halten lässt. Nirgendwo sonst zeigt sich der neue Geist in der Kultur so deutlich wie im Ehrenhof, dem Bauensemble aus den 20er Jahren, das gleich drei kulturelle Aushängeschilder vereint. Das Museum Kunstpalast, das größte städtische Haus für Bildende Kunst, bekommt ausgerechnet zum Jubiläum ein Sparjahr verordnet: Die Millionenzuschüsse, mit denen die gefeierten "El Greco"- und "Andreas Gursky"- Ausstellungen möglich wurden, wird die Stadt nicht wieder gewähren. Statt Blockbuster-Ausstellungen zu organisieren, soll das Museum sein Millionen-Defizit verringern — mit den Sparvorschlägen von Boston Consulting, die gestern den Kuratoriumsmitgliedern der Museumsstiftung erläutert wurden. So sollen Spielräume für die Zukunft geschaffen werden.

Gleich nebenan, im NRW-Forum, wartet die nächste Herausforderung. Das Museum, das nach dem Ausstieg des Landes aus der Finanzierung und dem zeitgleichen Abschied der Doppelspitze aus Werner Lippert und Petra Wenzel Ende 2013 vor dem Aus steht, braucht ein neues Konzept — und neue Geldgeber.

Es ist fraglich, ob sich die herausragende Arbeit des Museums, das große Foto-Ausstellungen und viel Glamour nach Düsseldorf gebracht hat, ohne Zutun des Landes fortsetzen lässt. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe wünscht sich, dass das Museum an den Kunstpalast angebunden wird — das wäre einer der Synergieeffekte, die die Stadt derzeit sucht. Kunstpalast-Direktor Beat Wismer würde dann eine weitere Abteilung unter sich haben. Klar ist aber: Im NRW-Forum soll nicht die Sammlung des Kunstpalasts gezeigt werden, für die weiter Raum fehlt, sondern Fotografie — das gebietet Düsseldorfs Bedeutung als Fotografiestadt. Die Gespräche laufen, die Zeit drängt.

Ein Unternehmen, das Millionen in die Kultur stecken will, sucht auch das dritte Kulturhaus im Ehrenhof — die Tonhalle. Den Plan, das Konzerthaus endlich von einem städtischen Amt in eine GmbH umzuwandeln, gibt es schon lange, im nächsten Jahr soll er Wirklichkeit werden. Das würde Intendant Michael Becker neue Spielräume eröffnen und könnte helfen, die Tonhalle in der Konkurrenz zu anderen Konzerthäusern zu stärken.

Bei all dem Reden über die Finanzierung lohnt es aber vielleicht doch, sich noch einmal an die schönen Pläne für den Ehrenhof von 2008 zu erinnern. Denn auch in Zeiten der neuen Bescheidenheit darf es nicht nur ums Verwalten gehen. Die Kultur braucht weiter Visionen — das gilt gerade für den Ehrenhof.

(RP/jco/ila)
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