Düsseldorf Künstler will Konzerte in U-Bahnhof ausrichten

Düsseldorf · Ralf Brög hat die Klang-Installation am Bahnhof Heinrich-Heine-Allee entwickelt. Nun hat er Ideen, wie sich die Lautsprecher im neuen Bahnsteig noch nutzen lassen - zum Beispiel für die Symphoniker.

 Ralf Brög im Übergang zum alten Bahnsteig, dem "Labor". An der Decke hängt ein Objekt, in dem sich Lautsprecher befinden.

Ralf Brög im Übergang zum alten Bahnsteig, dem "Labor". An der Decke hängt ein Objekt, in dem sich Lautsprecher befinden.

Foto: RP-Foto; Andreas Bretz

Wer die Rolltreppe vom Corneliusplatz zum U-Bahnhof herunterfährt, hört die Vögel zwitschern. Das Geräusch ist nicht aufdringlich laut, reißt einen aber doch aus dem Trott. Auch bei den beiden anderen Eingängen zu dem Bahnsteig, der für die Wehrhahn-Linie vor zwei Jahren eröffnet wurde, sind leise Klänge zu hören - mit jeweils dazu passender optischer Gestaltung. Auf der Rolltreppe aus der Heine-Passage erklingt unter anderem eine Frauenstimme, eine Wand sieht aus wie ein Theatervorhang. Und im Übergang zum älteren Bahnsteig hängen Objekte von der Decke und spielen Musik, die eine Weltraumfahrt in einem Science-Fiction-Film begleiten könnte.

Ralf Brög (50) ist der Mann, der den U-Bahnhof zum Klingen gebracht hat. Der Konzeptkünstler hatte sich mit der Idee beim Wettbewerb um die Gestaltung durchgesetzt. Alle Bahnhöfe der Wehrhahn-Linie sind künstlerisch gestaltet. Während es fast überall um visuelle Gestaltung ging, steht an der Heine-Allee aber der Klang im Mittelpunkt. Und weil der zusätzliche Bahnsteig dort kein Entwurf aus einem Guss ist, hat Brög bewusst drei verschiedene Installationen geschaffen.

Diese Werke lassen den Künstler, der in Flingern lebt, nicht los. Nicht nur, weil gelegentlich die Technik gestreikt hat - was Brög nicht sofort bemerkt, weil er im Alltag meist mit dem Rad unterwegs ist. Der Künstler beschäftigt sich derzeit mit der Frage, was man mit seinen Kunstwerken noch machen kann. Andere Künstler, die Brög sich als Kooperationspartner gesucht hatte, haben die Kompositionen geschaffen, die seit der Eröffnung zu hören sind. Brög hat von Anfang an geplant, dass sich das Werk weiterentwickelt.

Dafür gibt es jetzt die ersten konkreten Pläne. Den Auftakt soll, wenn es klappt, ein Testlauf mit den Düsseldorfer Symphonikern bilden: An einem Sonntagmorgen im Juli soll das Gustav-Mahler-Konzert aus der Tonhalle in den Bahnhof übertragen werden, genau genommen ins "Auditorium", also die lange Rolltreppe zum Corneliusplatz, in der sonst die Vogelstimmen zu hören sind. Unklar ist noch, ob sich das Experiment finanzieren lässt, die technische Prüfung läuft. Die kürzlich gegründete Kunstkommission hat diesen Test mit initiiert; dieses Gremium soll Kunst im öffentlichen Raum fördern.

Ab September soll ein von Brög kuratiertes Konzertprogramm folgen - mit den Musikern, von denen die Sounds in den Installationen stammen. Die Lautsprecher im Bahnhof sollen in die Konzerte einbezogen werden. Der Musiker Stefan Schneider hat die zufallsgerichtete Komposition aus Vibrafon- und Synthesizer-Klängen geschaffen, die im Übergang zum alten Bahnsteig zu hören ist. Und Kurt Dahlke ist für die Vogelstimmen verantwortlich. Wenn die Termine fix sind, will Brög sie bekanntgeben. Zugleich arbeitet er an neuen Klängen für den Alltag.

Brög erhofft sich, dass seine Arbeit auf diese Weise künstlerisch erweitert wird - auch auf die Gefahr hin, dass sich Fahrgäste wundern, schließlich ist das Werk auch immer noch eine Haltestelle. "Ich finde, Kunst darf dazu führen, dass sich Leute ärgern oder freuen", meint Brög. Was ihm aber wichtig ist: Er will keine Beliebigkeit. Es geht ihm um künstlerische Events, der Bahnhof soll keine Tonanlage für jede Gelegenheit werden. Für Public View-ing oder Werbung soll sein Werk nicht zur Verfügung stehen.

(arl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort