Düsseldorf Künstler machen Kino am Worringer Platz

Düsseldorf · Auf drei Hausfassaden an der großen Kreuzung vor dem Hauptbahnhof laufen ab morgen an jedem Abend bis Ende Januar Animationsfilme. Sie sind Teil eines Kunstprojekts, das den Worringer Platz neu entdecken will.

 Die Künstler Andrea Knobloch und Oliver Gather haben das Kinoprojekt initiiert. Im Hintergrund läuft ein Projektor-Test auf dem "Hotel Friends".

Die Künstler Andrea Knobloch und Oliver Gather haben das Kinoprojekt initiiert. Im Hintergrund läuft ein Projektor-Test auf dem "Hotel Friends".

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein Verkehrsknotenpunkt wird ab morgen zum Freiluftkino: Auf drei Hausfassaden an der Kreuzung am Worringer Platz werden bis Ende Januar großflächig Animationsfilme projiziert. Die jeweils rund dreiminütigen Clips stammen von Künstlerinnen, die sich mit dem Platz und seinem Umfeld auseinandersetzen.

Die Künstler Andrea Knobloch und Oliver Gather haben das Projekt initiiert und die Filme ausgesucht. Seit rund einem Jahr betreiben sie den "Gasthof Worringer Platz", ein Kunstprojekt, das in dem Glaskasten auf dem Platz seinen Sitz hat und sich künstlerisch mit dem Areal in Bahnhofsnähe auseinandersetzt, dem eine besondere Stellung in der Stadt zukommt: Der Worringer Platz ist nicht nur einer der lebhaftesten Verkehrsknoten, sondern auch immer wieder Anlass für Diskussionen um Stadtentwicklung. Manchen gilt er als Schandfleck, die Stadtspitze spricht gar von einer Fehlplanung.

Die beiden Künstler erkennen hingegen viele Vorzüge in diesem Ort, in dem sich alle Milieus mischen — wenn auch oft nur zum Ein- und Aussteigen. "Der Worringer Platz hat eine Spannung, wie sie sich auf der Kö nicht einstellt", meint Oliver Gather.

Mit originellen Aktionen wollen die Künstler, die beide an der Düsseldorfer Akademie Bildhauerei studiert haben, den Platz und sein Umfeld neu und anders erlebbar machen — und die Nachbarschaft in Kontakt bringen. Im Sommer luden sie zum Beispiel eine Schimpfwort-Sammlerin ein und riefen jeden Interessierten dazu auf, im Namen des Worringer Platzes dessen Kritiker zu beschimpfen. Kürzlich richteten sie gemeinsam mit Schauspielhaus und Zakk das "Worringer Weihnachtswunder" aus, eine Art Weihnachtsmarkt auf der kleinen, alles andere als besinnlichen Fläche, die auf allen Seiten von Hauptstraßen und Schienen umgeben ist.

Nun also wollen die Künstler die Kreuzung zum Kinosaal machen. Sie haben drei Animationsfilmerinnen, die sich in Düsseldorf auskennen, für jeweils einen Film beauftragt. Katja Davar ließ sich für ihren Beitrag, der auf das Haus mit dem Wettbüro (Kölner Straße/Worringer Straße) projiziert wird, von den Schaltungen der vielen Ampeln rund um den Platz inspirieren. Jungwoon Kim nimmt das Muster der weißen Platten auf dem "Hotel Friends" auf und lässt das Haus scheinbar ins Schwanken kommen. Frauke Berg lässt fast hypnotische Linien auf dem Haus über dem Billardsalon erscheinen und erinnert an den stetigen Verkehrsfluss. Die Anwohner bekommen davon übrigens in ihren Wohnungen nichts mit: Der Projektor ist so eingestellt, dass er die Fenster ausspart. Die Filme laufen an jedem Abend bis 22. Januar von 16.30 bis 21.30 Uhr. An den Festtagen macht das Kino voraussichtlich Pause.

Die Filme sollen den Zuschauern keine einfache Botschaft übermitteln. Sie sollen zum Hinschauen und Nachdenken inspirieren. "Sie sind etwas Ungewohntes und unterbrechen das Einerlei", sagt Andrea Knobloch. "Was sie für die Zuschauer bedeuten, werden wir erfahren." Auf jeden Fall bringen sie Menschen in Kontakt: Die Interessensgemeinschaft der Hauseigentümer und Einzelhändler am Worringer Platz ist an dem Projekt beteiligt, von der Bürgerstiftung kommt finanzielle Unterstützung. Ein an der Ackerstraße ansässiges Fachgeschäft besorgt die Projektoren. "Wir schaffen Verknüpfungen in der Nachbarschaft", sagt Oliver Gather. "Die Leute werden nicht ausgestellt, sondern einbezogen."

(RP)
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