Düsseldorf Kritik an neuer Ehrenamtskarte

Düsseldorf · Bürger, die sich dauerhaft freiwillig engagieren, werden ab Januar unter anderem mit ermäßigtem Eintritt in Museen belohnt. Im Rathaus wird es eine eigene Servicestelle geben. Kritiker finden, das Düsseldorfer Konzept greife zu kurz.

 Hans Mayer - hier im DRK-Kindershop - zählt zu den rund 78 000 Düsseldorfern, die sich freiwillig engagieren. Die Voraussetzungen für die Ehrenamtskarte erfüllt er. Wichtig fände er Rabatte im Düsseldorfer Nahverkehr.

Hans Mayer - hier im DRK-Kindershop - zählt zu den rund 78 000 Düsseldorfern, die sich freiwillig engagieren. Die Voraussetzungen für die Ehrenamtskarte erfüllt er. Wichtig fände er Rabatte im Düsseldorfer Nahverkehr.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Lange Zeit war sie ein Zankapfel zwischen den politischen Lagern, die frühere schwarz-gelbe Ratsmehrheit hatte sie zuletzt im Frühjahr scheitern lassen: die landesweit gültige Ehrenamtskarte. Aber mit dem neuen Jahr kommt sie nun doch. So hat es der Rat beschlossen. Zur Überraschung politischer Beobachter dieses Mal auch mit den Stimmen der CDU.

Düsseldorfer, die sich seit mindestens zwei Jahren 250 Stunden im Jahr oder mehr unentgeltlich engagieren und keine pauschale Aufwandsentschädigung erhalten, dürfen sich auf etwas mehr Anerkennung freuen. So wird der Eintritt in die städtischen Museen halbiert. Apollo Varieté und das Capitol Theater gewähren den Freiwilligen 30 beziehungsweise 20 Prozent Ermäßigung. Fans von Borussia Düsseldorf dürfen sich Hoffnungen auf ein gemeinsames Essen mit den Vereinsspielern machen. Und 50 Kartenbesitzer lädt der Oberbürgermeister am Rosenmontag auf die städtische Tribüne.

"Das Signal ist gut, aber ehrlich gesagt, bin ich nicht so der Museumsgänger. Besser würden mir Vergünstigungen im öffentlichen Nahverkehr, zum Beispiel bei der Rheinbahn, gefallen", sagt Hans Mayer. Mehr als 1000 Stunden im Jahr verbringt der 68-Jährige mit Arbeiten, für die er keinen Cent bekommt. Mayer fährt Spenderorgane für das Deutsche Rote Kreuz, kümmert sich beim Sauerländischen Gebirgsverein um Wegmarkierungen und führt beim interkulturellen Verein Mosaik die Kasse. Mit seiner Kritik steht er nicht alleine. Auch für Ulrike Schneider, die für den Düsseldorfer Norden im Seniorenbeirat sitzt und dessen Vize-Vorsitzende ist, greift der aktuelle Katalog zu kurz. Eine solche Karte müsse eine ansehnliche Liste mit Vergünstigungen und attraktiven Angeboten enthalten. "Schwimmbäder, Volkshochschule, Stadtbüchereien und weitere Sportvereine vermisse ich in der Liste. Und auch die Unternehmen, die bereits Vergünstigungen bei der Familienkarte anbieten, sollten angesprochen werden."

Eine Steilvorlage für Helma Wassenhoven, die heute im Rathaus ihr Konzept für die Ehrenamtskarte und die von ihr geleitete "Geschäftsstelle Ehrenamt" präsentieren wird. Tatsächlich unterscheidet sich die in ganz Nordrhein-Westfalen gültige Bonuskarte von Gemeinde zu Gemeinde. Was genau begünstigt wird, entscheidet jede Stadt und jeder Kreis für sich.

"Das alles ist ein Anfang. Natürlich muss die Liste der Vergünstigungen noch wachsen", sagt SPD-Ratsfrau Helga Leibauer. Entscheidend sei, dass es nach langem Zögern nun endlich ein Signal der Stadt an die freiwillig engagierten Düsseldorfer gebe. "Wir sollten zeitnah prüfen, ob die Begünstigten diese Karte auch tatsächlich annehmen", sagt CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt. Die frühere Zurückhaltung seiner Fraktion begründet er mit dem hohen bürokratischen Aufwand bei der Beantragung des Ausweises sowie der Tatsache, dass unter den NRW-Kommunen, die die Karte schon haben, kaum Großstädte sind. "Am Ende ging es aber um ein Zeichen der Wertschätzung. Deshalb haben wir zugestimmt."

Mehr Informationen gibt es unter www.ehrensache.nrw.de

(RP)
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