Schule in Düsseldorf Kritik am Offenen Ganztag

Düsseldorf · Häufig wechselndes Personal, unbesetzte Leiterstellen, zu wenig Bildung: Aus Sicht vieler Eltern ist die Nachmittagsbetreuung an Grundschulen verbesserungsfähig. Auch deshalb, weil sie seit August teurer geworden ist.

 Svenja Kruse-Glitza im OGS-Bereich einer Grundschule. Die Vorsitzende des Stadtelternrates beklagt den häufigen Personalwechsel.

Svenja Kruse-Glitza im OGS-Bereich einer Grundschule. Die Vorsitzende des Stadtelternrates beklagt den häufigen Personalwechsel.

Foto: Andreas Endermann

Die Kritik am Offenen Ganztag der Düsseldorfer Schulen (OGS) wächst. "Die Gebühren steigen, aber die Qualitätsstandards stimmen nicht. Das Personal wechselt zu häufig, Bildung findet zu selten statt. Es steht etwas anderes auf der OGS-Packung drauf, als tatsächlich drin ist", sagt Svenja Kruse-Glitza. Die Mutter von drei Kindern ist Vorsitzende des Stadtelternrates, in dem sich die Pflegschaften vieler Düsseldorfer Grundschulen organisieren. Mit ihrer Kritik steht sie nicht alleine da. Die Stadt schätzt die Situation freilich anders ein.

Schule in Düsseldorf: Kritik am Offenen Ganztag
Foto: Schnettler

Die wichtigsten Argumente:

ELTERNKRITIK Kirsten Brüggemann, deren Tochter Nina die dritte Klasse an der Gerresheimer Grundschule Unter den Eichen besucht, sagt: "Zum Schuljahresbeginn hatten von sieben Gruppen vier keine Leitung. Springer und pädagogische Hilfskräfte mussten improvisieren. Überforderung auf allen Seiten war die Folge." Brüggemann findet das schade, weil ihre Kinder "eine sehr gute Schule mit tollen Lehrern" besuchten. "Nur die Rahmenbedingungen stimmen eben nicht." Kritik übt auch Arnd Freibert-Ihns, dessen Tochter Luca (10) bis zum Sommer auf die Gemeinschaftsgrundschule Helmholtzstraße in Friedrichstadt ging. Sein Eindruck: "Zu häufig gab es neues Personal. Oft ging es ums Aufbewahren statt um eine qualifizierte Betreuung." Kritisch sieht er die "extrem kurzfristige und intransparente Gebührenerhöhung".

Wie berichtet, zahlen höhere Einkommen seit August mit 150 Euro im Monat fast doppelt so viel wie vorher. Für Petra Lorz, deren Tochter Teresa die Montessori-Grundschule an der Lindenstraße in Flingern besucht ("mit dem Angebot an sich bin ich zufrieden"), liegt der Fall klar: "Wenn wir mehr Geld zahlen, muss damit die Qualität bestehender Angebote verbessert und nicht das System als solches ausgebaut werden." Argumente, mit denen sich Nicola Glück nicht mehr auseinandersetzt. Sie war von den Mängeln der OGS ("teils miserabel ausgebildete Kräfte") so frustriert, dass sie Sohn Leander vor gut einem Jahr aus dem Ganztag der Lennéschule in Pempelfort abgemeldet hat. "Die Schule war kooperativ. Leander wechselte in eine Halbtagsklasse. Dort geht es ihm richtig gut."

TRÄGER Die Stadt koordiniert den OGS-Bereich. Neben dem Jugendamt verantworten auch freie Träger die Angebote vor Ort. In der Grundschule Unter den Eichen ist das die Arbeiterwohlfahrt (Awo). Davorka Bukovcan, bei der Awo Hauptabteilungsleiterin für Ganztagsschulen, versteht die Unzufriedenheit der Eltern. Ihr Problem: Es gibt zu wenig Erzieher. "Außerdem sieht die Kooperationsvereinbarung mit der Stadt vor, pro Gruppe eine Fachkraft mit 25 Wochenstunden einzustellen. Für viele ist das nicht attraktiv." Ihren Sommerurlaub hatte Bukovcan gestrichen, um Leitungskräfte zu finden. "Für die fünfte Gruppe ist das gelungen, bei der sechsten bin ich optimistisch."

STADT Schuldezernent Burkhard Hintzsche sieht Düsseldorf dagegen gut aufgestellt. "Die OGS ist ein vom Land initiiertes freiwilliges Angebot, in das die Stadt mit 18,77 von 32,57 Millionen Euro inzwischen mehr Mittel steckt als das Land." Zudem seien 100 Lehrerstellen im OGS-System gehalten worden, die Versorgungsquote von 62 Prozent sei landesweit "spitze". Und Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwaltungsamts, ergänzt: "In einem OGS-Qualitätszirkel arbeiten wir fortlaufend daran, mögliche Einschränkungen auf ein verträgliches Maß zu reduzieren."

(RP/ila/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort