Düsseldorf Kriminelle Jugendliche - Fahnder greifen durch

Düsseldorf · Innerhalb einer Woche schickte die Polizei vier 15-Jährige in U-Haft. "Wir haben es nicht mit jüngeren Tätern zu tun, sondern schreiten deutlich früher ein", sagt Jugendfahnder Wolfgang Wierich.

 Wolfgang Wierich, Leiter des Jugendkommissariats bei der Düsseldorfer Polizei, hat nicht nur die jugendlichen Intensivstraftäter im Blick.

Wolfgang Wierich, Leiter des Jugendkommissariats bei der Düsseldorfer Polizei, hat nicht nur die jugendlichen Intensivstraftäter im Blick.

Foto: Bretz, Andreas

Fekret war noch 13, als er sich im Büro von Wolfgang Wierich in den Sessel fläzte und dem Leiter des Jugendkommissariats deutlich machte, wie wenig Respekt er vor Recht und Gesetz hat. Damals noch als strafunmündiger Komplize einer Einbrecherbande befragt, landete der Junge kurz nach seinem 14. Geburtstag in Haft: Er hatte die Bande übernommen, nachdem deren Anführer verurteilt worden war.

Der Eindruck, dass es immer jüngere Täter seien, mit denen er zu tun hat, trüge, sagt Wierich. "Wir schreiten nur früher ein." Trotz der Fälle, die dieser Tage für Aufsehen sorgten, sei man in Düsseldorf in Sachen Jugendkriminalität auf einem guten Weg. Die Fahnder an der Karl-Rudolf-Straße sind nicht nur mit den Inspektionen gut vernetzt und werden täglich über alle Vorkommnisse, in die Minderjährige verwickelt sind, informiert. "Dass wir eine Staatsanwältin haben, die ausschließlich für Jugendsachen da ist, ist eine komfortable Situation."

Dorit Waligura war es auch, die Haftbefehle gegen zwei 15-Jährige erwirkt hat, die gemeinsam mit Komplizen mindestens neun Menschen überfallen haben, die sie in Straßenbahnen ausbaldowert und verfolgt hatten. Bei ihnen hatte die Polizei ein beträchtliches Waffenarsenal vom Messer bis zum Teleskopschlagstock gefunden, und es sei angesichts der kriminellen Energie der beiden zu befürchten gewesen, dass sie dies auch eingesetzt hätten.

Ähnlich steht es um die beiden ebenfalls erst 15-Jährigen, die als Nachbarkinder aufwuchsen und gemeinsam eine kriminelle Karriere als Diebe und Räuber starteten. Deshalb waren sie bereits in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht, aber "als Hilfe begreifen das nicht alle", so Wierich. Die beiden rissen aus, raubten in Garath gemeinsam mit einer 16-Jährigen einen Jugendlichen aus. Jetzt sitzen sie in Untersuchungshaft. Und die 16-Jährige hat Wierich zur Befragung einbestellt.

Die Vorladung zur Kripo macht auf manchen jungen Täter noch durchaus Eindruck. Und auch der 16-Jährigen aus Garath, die immerhin einen Jungen mit einem Messer bedroht hatte, hofft Wierich klarmachen zu können, "was sie da eigentlich getan hat." Vielen Jugendlichen sei gar nicht klar, dass "Abzocken" kein Spaß, sondern in diesem konkreten Fall eine schwere räuberische Erpressung ist. "Ein Erwachsener geht dafür fünf Jahre in Haft."

Die Zahl der Intensivstraftäter ist 2012 erstmals gesunken. Doch klare polizeiliche Ansagen an jugendliche Ersttäter haben für die Jugendfahnder nicht bloß den Zweck der Abschreckung. Bei solchen Gesprächen werde auch schnell deutlich, ob man es mit einem Fall von jugendlichem Übermut oder einem gefährdeten Jugendlichen zu tun habe. "Wir lernen auch das Umfeld kennen, können schnell erkennen, ob eine Familie möglicherweise Hilfe braucht und darauf reagieren", sagt Wierich. Dafür gibt es das Netzwerk auch mit den Jugend- und Sozialbehörden

Fekret dagegen holt sich bloß anwaltliche Hilfe: Gegen seine Verurteilung zu einer Jugendstrafe hat der 14-Jährige Berufung eingelegt.

(RP/top)
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