Tiere rupfen Pflanzen und Dekoration aus Krähen verwüsten Gräber in Düsseldorf

Düsseldorf · Krähen rupfen auf dem Nordfriedhof in Düsseldorf Blumen heraus, weil sie darunter Nahrung finden, auch Dekorationsgegenstände werden aus diesem Grund umgeworfen. Das Problem trat in den vergangenen Jahren immer wieder mal auf. Das Friedhofsamt ist ratlos.

 Krähen schätzen den Nordfriedhof als Futterquelle. Seit rund drei Wochen ist das Problem wieder akut, von der Lukaskirche in Lierenfeld schwärmen sie Richtung Derendorf aus.

Krähen schätzen den Nordfriedhof als Futterquelle. Seit rund drei Wochen ist das Problem wieder akut, von der Lukaskirche in Lierenfeld schwärmen sie Richtung Derendorf aus.

Foto: Marc Ingel

Als Dieter Töpfer auf dem Nordfriedhof das Grab seiner Eltern besuchen wollte, traute er seinen Augen kaum: Dutzende Gräber waren verwüstet, frisch gesetzte Pflanzen herausgerissen, Dekorationsgegenstände umgeworfen worden. Den Gedanken, dass womöglich Vandalismus die Ursache gewesen sein könnte, verwarf er jedoch schnell. Denn in einem Baum in der Mitte des Gräberfeldes saßen rund 20 Rabenkrähen und machten sich lautstark bemerkbar. „Und auf den Grabsteinen war deutlich mehr Vogelkot zu sehen als bei früheren Besuchen, überall lagen auch Rabenfedern herum“, sagt er.

Töpfer schlussfolgerte, dass die Schäden durch die Rabenkolonie bei der Futtersuche verursacht wurden – vermutlich begünstigt von den schwächeren Besucherzahlen während der Corona-Krise und wegen der langen Trockenheit und dem daraus resultierendem Futtermangel. „Da haben die schlauen und kreativen Rabenvögel den Nordfriedhof verstärkt als Lebensraum adaptiert“, mutmaßt Dieter Töpfer.

 Krähen auf dme Nordfriedhof

Krähen auf dme Nordfriedhof

Foto: Marc Ingel

Prinzipiell komme der Hobby-Ornitholge mit dem Thema Vögel in einer Großstadt klar und nehme die Schäden als naturgegeben hin. „Dies wird aber gewiss nicht jeder Friedhofsbesucher so sehen und manch einer wird sich die Schäden auch selbst nicht erklären können“, betont Töpfer. Ungeachtet dessen stellt sich für ihn die Frage, ob man seinen Grabschmuck wegen der Krähen nicht reduzieren sollte, um nicht weiteren finanziellen Schaden zu leiden, „was aber wiederum zu noch mehr Umsatzrückgängen bei den ohnehin durch Corona gebeutelten Friedhofsgärtnereien führen dürfte“, sagt Töpfer.

Dem Friedhofsamt ist das Problem bekannt. In der Vergangenheit habe es immer wieder Probleme mit Krähen gegeben, zuletzt im Frühjahr 2018. Auch seien durch die Vögel Gräber in Mitleidenschaft gezogen worden. „Als Ursache konnte damals die Verwendung organischen Düngers festgestellt werden, der sich in den Pflanzbeeten zersetzt und dann anscheinend anziehend auf die Krähen als Nahrungsquelle wirkte“, erklärt Stadtsprecher Manuel Bieker. „Da die Gräber bepflanzt sind, werden die Blumen und Kerzen beim Picken dann automatisch herausgerissen oder umgeworfen. Teilweise wird auch das pflanzliche Wachs der Kerzen mitgefressen.“

Jedenfalls: Das Problem bestehe seit rund drei Wochen wieder. Hotspot für die Krähen sei der Platz hinter der Lukaskirche, dort würden sich stets 40 bis 60 Tiere versammeln, die dann Richtung Nordfriedhof auf der Suche nach Nahrung ausschwärmen. Mit der Corona-Krise habe das nach Ansicht der Verwaltung aber nichts zu tun, da die Probleme in den Vorjahren zeitweise ebenfalls auftraten. Außerdem hätte man die Friedhöfe in den zurückliegenden Wochen uneingeschränkt besuchen können. Zudem hätten sich die Reviere in den vergangenen Monaten nicht geändert.

Die Krähen würden Friedhöfe als Nahrungsquelle sehr schätzen. „Sie drehen verschiedene Dinge um oder ziehen die eingepflanzten Blumen wieder heraus, weil sich darunter Schnecken und Würmer finden lassen. Allgemein ist bekannt, dass Krähen zahlreiche Ansätze haben, um an die gewünschte Nahrung zu kommen“, zollt auch Bieker den Tieren eine gewisse Hochachtung.

 Frisch gesetzte Blumen werden herausgerissen, Dekorationsgegenstände umgeworfen.

Frisch gesetzte Blumen werden herausgerissen, Dekorationsgegenstände umgeworfen.

Foto: Marc Ingel

Vor einigen Jahren sei seitens der Stadt schon einmal versucht worden, die Tiere zu vergrämen, was allerdings aufgrund ihrer Größe und des Verhaltens der Krähen keinen Erfolg gezeigt habe. Daher lautet das letztlich unbefriedigende Fazit des Friedhofsamtes: „Der Verwaltung sind keine Maßnahmen bekannt, die das Problem wirkungsvoll lösen.“

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